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LIVE: Am Tag nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt

Am Tag nach dem Terroranschlag befindet sich Wien noch im Schockzustand.
Am Tag nach dem Terroranschlag befindet sich Wien noch im Schockzustand. ©APA
Am Montagabend erschütterte eine Anschlag mit mehreren Todesopfern und Verletzten die Wiener Innenstadt. Wir berichten im Live-Blog live von den aktuellen Entwicklungen am Tag nach dem Anschlag.
Nach dem Anschlag in der Innenstadt
Bilder vom Polizeieinsatz
Anschlag in Wien: Was man bisher weiß
Zeugen berichten von den Schüssen
Kurz: "Widerwärtiger Terroranschlag"
15 Verletzte und ein Todesopfer
"Bleiben Sie wenn möglich zu Hause"
Keine Schulpflicht am Dienstag
Augenzeugen: Leute in Bars angeschossen

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat in einer Pressekonferenz in der Nacht auf Dienstag kundgetan, dass zumindest ein Täter des Anschlags in der Wiener Innenstadt noch auf der Flucht ist. An die Wiener appellierte er, "wenn es möglich ist, bleiben sie zu Hause!" Die Innenstadt solle gemieden werden. Die Schulpflicht in der Bundeshauptstadt wurde am Dienstag ausgesetzt. Wenn Eltern die Kinder nicht betreuen können, können sie sie in die Bildungseinrichtung bringen.

IS-Terrormiliz reklamierte Attacke für sich

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag in Wien mit vier Todesopfern und 22 teils schwer Verletzen für sich reklamiert. Ein "Soldat des Kalifats" habe die Attacke mit Schusswaffen und einem Messer verübt und am Montagabend in der Innenstadt rund 30 Menschen getötet oder verletzt, darunter auch Polizisten, teilte der IS am Dienstag auf seiner Plattform Nashir News mit.

Auch aus einer IS-Erklärung auf dem Messaging-Dienst Telegram ging am Dienstagabend das Bekenntnis der extremistischen Organisation hervor. Hinweise zur Untermauerung der Erklärung gab es allerdings nicht.

Innenministerium überprüft IS-Bekennerschreiben

Nachdem die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Anschlag in Wien mit vier Todesopfern und 22 teils schwer Verletzen für sich reklamiert hat, überprüft das Innenministerium das Bekennerschreiben. Es könne noch nicht gesagt werden, ob es echt ist oder nicht, hieß es gegenüber der APA.

Zwei Schweizer in Winterthur verhaftet

Eine Spezialeinheit der Polizei hat am Dienstagnachmittag in Winterthur einen 18- und einen 24-jährigen Schweizer verhaftet. Es wird eine Verbindung zwischen den Verhafteten und dem Attentäter vermutet, der am Montagabend in Wien einen Anschlag verübte.

Polizeiliche Ermittlungen hätten zur Identifizierung der beiden Männer geführt, teilte die Kantonspolizei Zürich am Dienstag mit. Die Spezialeinheit Diamant habe die beiden Personen in Abstimmung mit den österreichischen Behörden in Winterthur verhaften können.

StA: 14 Festgenommene noch nicht in U-Haft

Die 14 Personen aus dem Umfeld des getöteten Wiener Attentäters sind noch nicht in U-Haft. Es gebe noch keine Anträge der Staatsanwaltschaft darauf, denn sie würden immer noch von der Polizei einvernommen - und seien somit auch noch nicht in die Justizanstalt eingeliefert, erklärte die Sprecherin der StA Wien, Nina Bussek, am Dienstag auf Nachfrage der APA. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte von Untersuchungshaft für alle 14 berichtet.

Deutsche Frau unter den Todesopfern

Bei dem Terroranschlag in Wien ist auch eine Deutsche getötet worden. "Wir haben jetzt die traurige Gewissheit, dass auch eine deutsche Staatsangehörige unter den Opfern des Angriffs in Wien ist", teilte der deutsche Außenminister Heiko Maas am Dienstag in Berlin mit.

Keine Spiele im ÖFB-Fußball-Cup in dieser Woche

Der Terroranschlag in Wien hat zur Absage der für Dienstag und Mittwoch geplanten Spiele des Fußball-ÖFB-Cups geführt. Die Entscheidung wurde allerdings nicht wegen Sicherheitsbedenken getroffen. "Die Bundesregierung hat empfohlen, der Intention der Staatstrauer Rechnung zu tragen und alle Veranstaltungen in den kommenden drei Tagen abzusagen. Diesem Wunsch kommen wir als ÖFB selbstverständlich nach", wurde ÖFB-Präsident Leo Windtner in einer Verbandsaussendung zitiert.

Am (heutigen) Dienstagabend hätten die Partien SV Allerheiligen - SKU Amstetten (Nachtrag, 2. Runde), Austria Wien - TSV Hartberg und FAC Wien - SK Austria Klagenfurt (beide Achtelfinale) stattfinden sollen. Am Mittwoch wären die Begegnungen SVG Reichenau-Innsbruck - Blau-Weiß Linz (Nachtrag, 2. Runde), Sturm Graz - Wacker Innsbruck und Vienna - Altach (beide Achtelfinale) geplant gewesen.

Morgen wieder normaler Schulbetrieb geplant

Am Mittwoch ist laut Bildungsministerium und -direktion vorbehaltlich anderer Vorgaben aus den Sicherheitsbehörden wieder ein normaler Schultag an den Wiener Schulen geplant. Dann oder am Tag darauf soll auch der "Übergangstag" an AHS-Oberstufen, Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) bzw. Berufsschulen vor dem Wechsel ins Distance Learning erfolgen, hieß es gegenüber der APA.

Am heutigen Dienstag war aufgrund des Anschlags am Montagabend die Schulpflicht in Wienausgesetzt. An den Schulen wurde Betreuung angeboten, die aber nur vereinzelt in Anspruch genommen wurde.

An den Kindergärten ist ebenfalls wieder Normalbetrieb geplant. Auch hier war am Dienstag aufgrund des Anschlags die Besuchspflicht für Kinder im letzten Kindergartenjahr ausgesetzt

Staatsbürgerschaftaberkennungsverfahren gescheitert

Nach seiner rechtskräftigen Verurteilung als IS-Terrorist wurde gegen Kujtim Fejzulai ein Verfahren zur Aberkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft eingeleitet. Der Mann mit albanischen Wurzeln - er wurde in Österreich geboren - besaß neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft. Das Aberkennungsverfahren sei allerdings im Sand verlaufen, gab Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei der Pressekonferenz bekannt.

Nach Ansicht der zuständigen Wiener Behörde habe es "zu wenig Hinweise auf aktives Tun" in Richtung einer terroristischer Betätigung gegeben, erläuterte Nehammer. Der 20-Jährige dürfte es überzeugend geschafft haben, den Behörden, die mit ihm zu tun hatten, nach seiner Haftentlassung vorzumachen, er wäre geläutert. Termine beim Bewährungshelfer und Derad soll er stets brav eingehalten haben, er dürfte seitens des Verfassungsschutzes auch nicht als besonderer Gefährder gegolten haben.

Deshalb stand er auch nicht mehr unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. "Es gibt niemals einen absoluten Anspruch auf Sicherheit" und "keine absolute Sicherheit, eine Person richtig einschätzen zu können", konstatierte der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl.

Erhöhte Sicherheitsstufe bleibt ausrecht

Nach dem Anschlag in Wien am Montagabend blieb auch am Dienstag die erhöhte Sicherheitsstufe für die Bundeshauptstadt weiter aufrecht. "Wir wollen ausschließen, dass es einen zusätzlichen Täter gibt", sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Nachmittag. Ob auch am Mittwoch die Unterrichtspflicht an den Schulen ausgesetzt wird, müsse erst besprochen werden.

"Wir benötigen Zeit um die richtigen Schlüsse zu ziehen", sagte der WienerLandespolizeipräsident Gerhard Pürstl. Die Polizei müsse "professionelle Aufklärungsarbeit" leisten.

Auch Mitglied aus Weikendorfer Familie half

Auch ein Mitglied jener palästinensisch-stämmigen Familie, der ein Grundstückkauf in Weikendorf (Bezirk Gänserndorf) lange verweigert worden war, dürfte sich Verdienste bei der Versorgung Verletzter nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt erworben haben. Wie unter anderem der Wiener SPÖ-Abgeordnete Omar Al-Rawi berichtete, war Osama Joda einer der Helfer bei der Bergung eines verwundeten Polizisten.

Wie Joda, der bei einem Fast-Food-Lokal am Schwedenplatz arbeitet, im "Kurier" online berichtete, habe er den angeschossenen Beamten hinter eine Betonbank gezogen und versucht, die Blutung zu stoppen. Auch bei der Verständigung der Rettung sei er tätig gewesen und habe geholfen, den Mann zum Rettungswagen zu tragen.

Der Fall der Familie hatte in den Medien hohe Wellen geschlagen. Der Weikendorfer Bürgermeister hatte den Erwerb eines Grundstücks durch die Jodas verhindern wollen. Aus seiner Sicht würden "die unterschiedlichen Kulturkreise der islamischen sowie der westlichen Welt in ihren Wertvorstellungen, Sitten und Gebräuchen weit auseinanderliegen". Mittlerweile gibt es einen positiven Bescheid und der Kauf ist bereits abgewickelt.

Ludwig: Zehn Personen schon aus Spital entlassen

Zehn Personen, die beim Anschlag in Wien verletzt wurden, konnten aus dem Spital wieder in häusliche Pflege entlassen werden. Das hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag in einer Pressekonferenz berichtet. 13 Personen sind noch im Krankenhaus, drei davon befinden sich in kritischem Zustand.

Vier Opfer konnten laut Ludwig hingegen so weit stabilisiert werden, dass sie sich nicht mehr in Lebensgefahr befinden. Ludwig lobte die Arbeit der Einsatzkräfte und zeigte sich überzeugt, dass die Wienerinnen und Wiener in dieser Zeit zusammenstehen würden.

Den Angehörigen jener Menschen, die bei dem Attentat ums Leben gekommen sind, drückte er sein Mitgefühl aus. Eine Kellnerin und drei Menschen, die ihre Freizeit in der Wiener Innenstadt verbringen wollten, seien getötet worden, sagte Ludwig.

Morgen, Mittwoch, soll auch eine Sondersitzung der Stadtregierung und der Klubobleute stattfinden. Ludwig stellte in den Raum, dass dort Hilfs- und Unterstützungsangebote für die Betroffenen beschlossen werden könnten.

Munitionsteile in Wohnung des Täters sichergestellt

In der Wohnung des Attentäters sind bei einer Hausdurchsuchung Munitionsteile sichergestellt worden. Zusätzlich wurde umfangreiches weiteres Beweismaterial beschlagnahmt, das erst ausgewertet werden muss. Es gebe aber bereits ein "klares Indiz zur Nähe zum Islamischen Staat (IS)", sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz. Der 20-Jährige habe ein dementsprechende Facebook-Posting veröffentlicht.

Insgesamt wurden am Dienstag 18 Hausdurchsuchungen im Umfeld des Täters in Wien und Niederösterreich durchgeführt. "Die Beweismittel werden aktuell gesichtet und ausgewertet", sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. 14 Personen aus dem Umfeld des Täters wurden festgenommen. Sie wurden am Dienstagnachmittag noch einvernommen. Die Festgenommenen stammen aus dem Bekannten- und Freundeskreis des 20-Jährigen. Nach ersten Erkenntnissen gab es keine Hinweise, dass sie aktiv in den Anschlag involviert waren.

Nehammer betonte bei der Pressekonferenz auch, dass der angeschossene Polizist von zwei Österreichern mit Migrationshintergrund in Sicherheit gebracht worden war. "Toleranz ist ein unteilbares Gut", bekräftigte der Innenminister. "Wir lassen uns unsere Lebensfreude, unsere Freiheit, unsere Toleranz, unser gemeinsames Leben in Österreich und in der Bundeshauptstadt sicher nicht durch Gewalt zerstören", sagte Nehammer. "Alle, die glauben zu diesen Mitteln greifen zu müssen, müssen mit der vollen Konsequenz, Klarheit und Härte des Rechtsstaats rechnen."

Nehammer übte Kritik an Justiz

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat am Dienstagnachmittag deutliche Kritik an dem Umstand geübt, dass der von der Polizei erschossene Attentäter vorzeitig aus einer 22-monatigen Haftstrafe bedingt entlassen worden war. Der 20-Jährige habe es geschafft, "das Deradikalisierungsprogramm der Justiz zu täuschen", sagte Nehammer. Es bedürfe daher einer "Evaluierung und Optimierung des Systems".

Kujtim Fejzulai war im April 2019 in Wien wegen terroristischer Vereinigung (§ 278 b StGB) verurteilt worden, nachdem er beim Versuch aus dem Verkehr gezogen worden war, nach Syrien zu reisen, um sich dort dem IS anzuschließen. Bereits Anfang Dezember wurde er gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt und bekam einen Bewährungshelfer sowie eine Betreuung des auf Deradikalisierung radikalislamistischer Straftäter spezialisierten Vereins Derad beigestellt. Geschickt dürfte er beiden die Abkehr von der IS-Ideologie vorgetäuscht haben. Gegenüber dem Bewährungshelfer habe er sich "besonders bemüht" gegeben, stellte Nehammer fest. Bei den Terminen mit Derad sei er bestrebt gewesen, nach außen hin dem Bild eines in die Gesellschaft integrierten jungen Mannes zu entsprechen. In Wahrheit habe der 20-Jährige "ganz bewusst das System zerstören" wollen, bemerkte Nehammer.

Dem Vernehmen nach soll der 20-Jährige vor wenigen Tagen - Ende Oktober - einen Termin bei Derad absolviert haben. Dabei habe er explizit die jüngsten Terroranschläge in Frankreich verurteilt, hieß es. In Wahrheit gebe es aber "eine Fülle von Hinweisen auf seine Radikalisierung", betonte der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, bei der Pressekonferenz im Innenministerium.

14 Menschen noch schwer verletzt

Nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt vom Montagabend sind 22 Menschen in Krankenhäusern behandelt worden. Das sagte der Sprecher des Wiener Gesundheitsverbunds, Christoph Mierau, auf APA-Anfrage. 14 davon galten als schwer verletzt, einer von ihnen war der angeschossene Polizist. Seinen Zustand wie den von zwei weiteren Patienten klassifizierte Mierau am Dienstag als kritisch, aber stabil. Akute Lebensgefahr herrschte bei keinem der Patienten mehr.

Eine Frau war in der Nacht auf Dienstag gestorben. Sieben Opfer kamen mit leichteren Blessuren davon. Zur Art der Verletzungen bei den 14 Patienten äußerte sich Mierau nicht. Nach Informationen der APA handelt es sich aber nicht nur um Schussverletzungen. Einige Opfer wiesen Stich- und Schnittverletzungen auf. Dazu kamen typische Fluchtverletzungen wie Knochenbrüche und Rissquetschwunden.

Die Patienten stammten nach Informationen der APA aus Österreich und aus Deutschland. Eine Verletzte kam aus der Slowakei.

Keine Hinweise auf zweiten Täter, 14 Festnahmen

Nach dem islamistischen Terroranschlag in der Wiener Innenstadt gab es am Dienstag vorerst keine Hinweise auf einen zweiten Täter. Das sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Nachmittag. Vier Menschen und der Täter wurden getötet, insgesamt 22 weitere Menschen verletzt. Im Umfeld des Täters fanden in Wien und Niederösterreich 18 Hausdurchsuchungen statt, 14 Personen wurden vorläufig festgenommen.

Trotzdem wurde eine erhöhte Sicherheitswarnung aufrechterhalten. Der angeschossene Beamte befand sich laut dem Innenminister nach einer Operation in stabilem Zustand.

Vertreter Österreichs bei Kranzniederlegung

In gemeinsamer Trauer haben Vertreter des offiziellen Österreich und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Österreich (IKG), Oskar Deutsch am Dienstag bei der Kranzniederlegung im Bereich des Tatorts des Wiener Anschlags ihre Kondolenz bekundet. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und weitere Vertreter der Regierung sowie der Parteien gedachten am abgesicherten Bereich des Tatorts der Opfer.

Eine Hundertschaft von Exekutivbeamten bewachte den Bereich im Umkreis der Judengasse und der Jerusalemstiege: Nur Medienvertreter bekamen Zutritt für den kurzen Zeitraum, der notwendig war, um das Gedenken mit ihren Kameras und Fotoapparaten festzuhalten. Drei Kränze waren vor dem Auftreten des offiziellen Österreich beim Desider-Friedmann-Platz bereits am Zaun des allein stehenden Magnolienbaum abgelegt worden. Zuvor hatten sich der Bundeskanzler mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), dem WienerBürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und den Klubobleute der Parlamentsparteien im Bundeskanzleramt zu einem Krisentreffen zusammengefunden.

Es herrschte völlige Stille, als um 12.45 Uhr der kurze Moment der Andacht seinen Beginn nahm, nur das Klicken der Kameras war bei der Kranzniederlegung zu hören. Aus Sicherheitsgründen schwebte eine Drohne über dem Platz, der gestern Montag zum zweiten Mal Ort eines Terroranschlags geworden ist. Nur wenige Meter entfernt steht die Synagoge in der Seitenstettengasse, die 1981 von einem palästinensischen Kommando im Auftrag des Terroristen Abu Nidal überfallen wurde und vor dem dort zwei Menschen getötet und über 20 verletzt wurden. Nach einer "Minute des stillen Gedenkens" zu Mittag ist von der Regierung im Rahmen ihrer Sondersitzung auch eine dreitägige "Staatstrauer" beschlossen worden: Bis inklusive Donnerstag werden die öffentlichen Gebäude entsprechend beflaggt.

Festnahme durch Cobra in Linz

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) bestätigte in einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz eine Hausdurchsuchung und eine Festnahme in Linz. Die Festnahme sei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien durch ein Cobra-Kommando in Linz "ohne großes Aufsehen" vollzogen worden, berichtete Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Die Einvernahmen seien am Laufen.

Papst: "Schluss mit Gewalt"

Papst Franziskus hat am Dienstag den Anschlag in Wien verurteilt. Per Twitter drückte er "Leid und Bestürzung" wegen des terroristischen Attentats aus. Er bene für die Opfer und ihren Familienangehörigen. "Schluss mit Gewalt! Wir müssen zusammen Frieden und Brüderlichkeit aufbauen. Nur Liebe löscht den Hass", so der Papst.

Die italienische Bischofskonferenz CEI verurteilte "die Kultur des Hasses und des Fundamentalismus". "Der Fundamentalismus nutzt den Vorwand der Religion, um mit Gewalt die Gesellschaft zu ruinieren, auch mit Antisemitismus und Anti-Christentum", kommentierte Bischof Mario Meini, stellvertretender CEI-Präsident in einer Presseaussendung am Dienstag.

Auch Kaufhaus Steffl sperrte zu

Neben mehreren zentrumsnahen Einkaufszentren ist auch das Kaufhaus Steffl in der Kärntner Straße, kein Kilometer von den Tatorten entfernt, am Tag nach dem Terroranschlag geschlossen geblieben. "Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei den Opfern und Verletzten sowie deren Familien und Freunden", teilte die Betreibergesellschaft am Dienstag mit.

Schweigeminute in EU-Kommission

Die tägliche Pressekonferenz der EU-Kommission in Brüssel hat am heutigen Dienstag mit einer Schweigeminute für die Opfer des gestrigen Terroranschlages in Wien und der Attacken in Frankreich begonnen. "Die europäische Familie steht fest an der Seite Österreichs", sagte ein Sprecher der EU-Kommission. "Wir werden den Terrorismus gemeinsam entschlossen bekämpfen."

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Vormittag mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) telefoniert und ihm und der österreichischen Bevölkerung ihr tiefstes "Mitgefühl und Beileid" ausgesprochen. "Wir vergessen auch nicht die Opfer des Terrorismus weltweit", versicherte der Kommissionssprecher zu Mittag. Die Gedanken seien besonders bei jenen des Anschlages auf die Universität von Kabul in Afghanistan.

Eltern des Täters stammen aus Nähe von Tetovo

Die Eltern des 20-jährigen Attentäters aus Wien stammen nordmazedonischen Medienberichten zufolge aus der Ortschaft Celopek (albanisch: Cellopeku), etwa zehn Kilometer südöstlich der nordmazedonischen Stadt Tetovo. Dies meldete das Internatportal "A1on" am Dienstag unter Berufung auf inoffizielle Angaben der nordmazedonischen Polizei.

Derselben Quelle zufolge wurde der Attentäter, der neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft besaß, in Mödling geboren. Celopek hat rund 7.000 mehrheitlich albanische Einwohner und liegt im Nordwesten von Nordmazedonien. Die albanische Minderheit macht rund ein Viertel der Einwohner des kleinen Balkanlandes aus.

Weitere Informationen zur Familien des Attentäters gab es am Dienstag in nordmazedonischen Medien zunächst keine. Die Medien des Landes beriefen sich in ihrer Berichterstattung vor allem auf österreichische Medienberichte.

Augenzeuge: "Sah nur einen Täter"

Ein Augenzeuge, der den Anschlag am Montagabend in der Wiener Innenstadt hautnah miterlebte, hat nur einen Täter gesehen. "Als er tot war, war es auch vorbei", sagte der Mann gegenüber der APA. Das Geschehen selbst war anfangs nur schwer als Anschlag einzuordnen, berichtete er.

Der Zeuge befand sich am Tatort, weil er sein Touristik-Geschäft in der Innenstadt für den Lockdown schließen wollte. "Plötzlich fielen Schüsse, erst so 20, dann acht und dann wieder 20", schilderte der Mann. Er habe das Geschehen anfangs gar nicht einordnen können. "Wer denkt denn in Wien an einen Anschlag? Und es war auch lange keine Polizei da", meinte der Mann. Erst als er den Verdächtigen tot am Boden gesehen habe, wusste er, was passiert war, so seine Schilderung.

Der Zeuge nahm während dieser Zeit immer nur einen Täter wahr. "Er ging hinunter zum Schwedenplatz und kam dann wieder hinauf", so der Mann. In der Nähe der Ruprechtskirche wurde der Angreifer dann von der Polizei erschossen. "Passanten versuchten noch Erste Hilfe", schilderte der Zeuge. Nachdem der Täter tot war, fielen ihm zufolge keine weiteren Schüsse mehr.

Dass es auch am Graben einen Vorfall gab, konnte der Mann nicht bestätigen. Bei den kurzfristig angehaltenen Personen habe es sich laut dem Zeugen um eine Gruppe Jugendlicher gehandelt, die mit dem Anschlag nichts zu tun hatte.

Die Innenstadt sei an dem Abend vor dem Lockdown brechend voll gewesen. "Viele haben überhaupt nicht realisiert, was da passiert", sagte der Mann. Panik sei nicht ausgebrochen.

Duo half Verletzten: Internet feiert Männer

Zwei junge Männer werden nach den verheerenden Attentaten in der Wiener Innenstadt auf diversen Social-Media-Kanälen als selbstlose Retter gefeiert. Die beiden türkischstämmigen Kampfsportler sollen einer älteren Frau und einem angeschossenen Polizisten geholfen haben.

Wie einer der beiden in einem Instagram-Video schildert, hätten sie noch einen "letzten Kaffee vor den Ausgangssperren" trinken wollen, dabei seien sie "mitten im Gefecht gelandet". Zunächst hätten sie einer älteren Dame geholfen, sich in Sicherheit zu bringen.

Danach entdeckten sie einen verwundeten Polizisten, der augenscheinlich "schwer getroffen" worden war. "Wir konnten nicht zuschauen", sagte der junge Mann in dem Video. Daher habe er ihn gemeinsam mit seinem Begleiter geschultert und zum Krankenwagen gebracht. Selbst hätten sie leichte Verletzungen davongetragen.

Am Ende der Schilderung betonte der Mann: "Wir türkisch-stämmige Muslime verabscheuen jegliche Art von Terror, wir stehen zu Österreich, wir stehen für Wien. Wir respektieren Österreich." Egal was passiere, "wir sind jederzeit zu Hilfe bereit".

Vielfach kommentiert wurde in sozialen Medien auch der Ausruf eines Mannes, der dem Attentäter in einem der zahlreichen Montagnacht veröffentlichten Videos nachruft: "Schleich di, du Oaschloch!". Unter anderem wurde diese Aussage als typisch wienerisch gewürdigt.

Drei Tatorte mittlerweile gesichert

Das Innenministerium hat präzisiert, an welchen Orten der Attentäter Kujtim Fejzulai am Montagabend auf seine Opfer geschossen hat. Demnach verletzte er eine in einem bekannten Lokal beschäftigte Kellnerin am Ruprechtsplatz 1 tödlich. An derselben Adresse wurde der 20-Jährige später von Polizeikräften erschossen.

Neben dem Tatort vor der Ruprechtskirche konnten mittlerweile zwei weitere tödliche Schussabgaben rekonstruiert werden. Ein Opfer wurde demnach an der Adresse Fleischmarkt 4 getötet, ein weiteres am Franz Josefs Kai 21. Auf den schwer verletzten 28-jährigen Polizisten feuerte der Terrorist am Franz Josefs Kai 29. Der genaue zeitliche Ablauf war Dienstagmittag noch nicht geklärt

Van der Bellen: Anschlag auf Herz der Gesellschaft

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt am Dienstag in einem Statement an die Bevölkerung in Österreich gewandt. "Im Zentrum Wiens inmitten unsere Republik hat ein feiges terroristisches Attentat auf das Herz unsere Gesellschaft stattgefunden", sagte das Staatsoberhaupt. Der Hass könne aber niemals so stark sein "wie unsere Gemeinschaft".

Das offenbar islamistische Attentat sei das "schlimmste unsere jüngeren Geschichte". "Unser tiefes Mitgefühl gilt allen Verletzten, die in diesen Stunden um ihr Leben ringen. Unsere Tränen fließen für alle aus unserer Mitte, die ihr Leben verloren haben", sagte Van der Bellen. Das Staatsoberhaupt bedankte sich auch bei allen Einsatzkräften und bei der internationalen Gemeinschaft, die geschlossen "in diesen schweren Stunden" hinter Österreich stehe.

Das Attentat habe offenbar allen gegolten, die das Leben in einer freien Gemeinschaft schätzen und hochhalten. "Es galt unser freien Gesellschaft selbst", so der Bundespräsident. "Es galt dem Leben in einer liberalen Demokratie, das Terroristen offenbar abgrundtief hassen."

Für diese Demokratie sei aber durch die Jahrhunderte zu hart gerungen worden, "als dass wir nun klein beigeben werden". "Wer das annimmt, der kennt uns schlecht", sagte Van der Bellen. Der Hass werde in der Gesellschaft aber nicht auf fruchtbaren Boden fallen. "Wir werden uns und unsere Werte schützen und verteidigen mit allem was Wien ist, was Österreich ist, mit allem woran wir glauben und wofür wir stehen, sagen wir hier und heute: Hass kann niemals so stark sein wie unsere Gemeinschaft in Freiheit, in Demokratie, in Toleranz und in Liebe", unterstrich der Bundespräsident.

Täter nicht in IGGÖ engagiert

Der Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, hat den Terroranschlag in Wien auch persönlich verurteilt. "Wir sind immer noch zutiefst betroffen, erschüttert und fassungslos", sagte er am Dienstag in einem Statement. Es handle sich um eine "feige, abscheuliche Tat". Unmittelbar engagiert haben soll sich der Täter in der Glaubensgemeinschaft nicht.

Facebook arbeitet an Entfernung von Videos

Facebook arbeitet seit gestern Abend daran, Inhalte in Zusammenhang mit dem Anschlag, die gegen die Richtlinien des Unternehmens verstoßen, von Facebook und Instagram zu entfernen. Das gelte auch für Bilder und Videos im Crisis-Response-Tool, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. "Wir sind schockiert über die Ereignisse in Wien und sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen", so ein Sprecher.

Mehrere Einkaufszentren in Wien geschlossen

Mehrere zentrumsnahe Einkaufszentren in Wien sind am Tag nach dem Terroranschlag geschlossen worden. So haben unter anderem "The Mall" beim Bahnhof Wien-Mitte, das Kaufhaus Gerngross auf der Mariahilfer Straße sowie das Donauzentrum entschieden, am Dienstag nicht zu öffnen.

"The Mall" erklärte auf Facebook, das Shopping-Center bleibe "aufgrund der aktuellen Situation vorübergehend geschlossen". Das Kaufhaus Gerngross schrieb, es folge der Empfehlung der Polizei und öffne daher erst am Mittwoch wieder. Auch das Donauzentrum bleibt am Dienstag zu.

Kurz: "Dem Hass keinen Raum geben"

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Dienstag angekündigt, dem Terrorismus nach dem Anschlag in Wien mit allen Mitteln entgegenzutreten. "Wir werden uns von Terroristen nicht einschüchtern lassen", sagte er in einer kurzen Ansprache. Gleichzeitig appellierte er, die von den Islamisten angestrebte Spaltung der Gesellschaft nicht zuzulassen: "Wir werden diesem Hass keinen Raum geben." Der Feind sei der islamische Extremismus, nicht alle Angehörigen einer ganzen Religion.

"Wir werden die Opfer des gestrigen Abends nie vergessen und wir werden gemeinsam, entschlossen unsere Grundwerte verteidigen", sagte Kurz und erinnerte an die bisher vier Todesopfer, die 14 Verletzten und den verwundeten Polizisten. Ein älterer Herr, eine ältere Dame, ein junger Passant und eine Kellnerin seien durch den Anschlag "aus dem Leben gerissen" worden.

"Auch wenn wir das Glück haben, in einem grundsätzlich sicheren Land zu leben, leben wir leider nicht in einer sicheren Welt", meinte der Bundeskanzler. Der Anschlag sei von "Hass auf unsere Lebensmodell" und "Hass auf unsere Grundwerte" getragen. Man werde nun Täter und Hintermänner jagen und einer gerechten Strafe zuführen.

Allerdings sei dies keine Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen, sondern: "Es ist ein Kampf zwischen den vielen Menschen, die an den Frieden glauben und jenen wenigen, die sich den Krieg wünschen." Diesen "Kampf zwischen Zivilisation und Barbarei" werde man gemeinsam mit den internationalen Partnern mit aller Entschlossenheit führen. Außerdem kündigte Kurz eine (auch von der Opposition beantragte) Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates an, diese findet am morgigen Mittwoch um 16.00 Uhr statt.

Vor Blutbad martialisches Foto veröffentlicht

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bestätigte der APA, dass Kujtim Fejzulai vor dem Anschlag auf seinem Instagram-Account ein Foto gepostet hatte, das ihn mit zwei Waffen zeigte, die er später bei dem Anschlag verwendet haben dürfte. Unklar war vorerst, ob der 20-Jährige auch einen Treueeid auf den "Islamischen Staat" (IS) veröffentlicht und nur Stunden vor der Tat Bekannten Videos von dem Attentat auf die französische Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" weitergeleitet hatte.

Letzteres hatte zunächst die "Bild Zeitung" berichtet. Ein Mal mehr versprach der Innenminister rasche Aufklärung und die Ausforschung von allfälligen Komplizen bzw. Mitwissern. Wie viele Festnahmen es bisher gegeben hat, wurde aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht kommuniziert.

Kirchenglocken läuten um 12.00 Uhr

Nach den verheerenden Attentaten in der Wiener Innenstadt tags zuvor werden am Dienstag um 12.00 Uhr in ganz Wien die Kirchenglocken im Gedenken an die Opfer des Anschlags läuten, wie Kardinal Christoph Schönborn gegenüber Kathpress erklärte. Auch die Pummerin des Stephansdoms werde schlagen, wie Dompfarrer Toni Faber bestätigte.

Zwei Festnahmen in St. Pölten

Im Zusammenhang mit dem Anschlag in Wien sind am Dienstag in St. Pölten zwei Festnahmen erfolgt. Ein Polizeisprecher bestätigte zudem, dass in der niederösterreichischen Landeshauptstadt zwei Hausdurchsuchungen durchgeführt worden seien.

Der "Kurier" berichtete online, dass Kontaktadressen des mutmaßlichen Attentäters in der Fuhrmannsgasse und in einem Wohnblock gegenüber des Universitätsklinikums St. Pölten "von Spezialkräften auf den Kopf gestellt" worden seien. Schwer bewaffnete Beamte der Cobra hätten gemeinsam mit dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) die Räumlichkeiten durchsucht.

Täter wollte nach Syrien, deshalb verurteilt

Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gegenüber der APA betonte, hat es sich beim erschossenen Attentäter mit dem Namen Kujtim Fejzulai zweifelsfrei um einen Anhänger der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) gehandelt. Er wurde am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschließen.

Am 5. Dezember wurde er vorzeitig bedingt entlassen - er galt als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes (JGG). Von Polizeikräften erschossen wurde der 20-Jährige in der Nähe der Ruprechtskirche, teilte der Innenminister mit.

Attentäter war 20 und einschlägig vorbestraft

Der Attentäter, der nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt von der Polizei erschossen worden ist, war 20 Jahre alt, hatte nordmazedonische Wurzeln und war einschlägig wegen terroristischer Vereinigung (§ 278b StGB) vorbestraft. Das gab Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) der APA bekannt.

Wie Nehammer im Gespräch mit der APA darlegte, haben bereits umfangreiche Großrazzien im Umfeld des Täters stattgefunden. Konkret wurden 15 Hausdurchsuchungen vorgenommen und mehrere Personen festgenommen.

Der Attentäter besaß neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft. "Er war mit einer Sprengstoffgürtel-Attrappe und einer automatischen Langwaffe, einer Faustfeuerwaffe und einer Machete ausgestattet, um diesen widerwärtigen Anschlag auf unschuldige Bürgerinnen und Bürger zu verüben", erklärte der Innenminister.

Leere Innenstadt am Tag danach

Viele Menschen halten sich in Wien offenbar an den Aufruf, auch am Tag nach dem Anschlag zuhause zu bleiben und nicht rauszugehen. In den U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen herrschte oft völlige Stille. Auch in den wenigen offenen Geschäften im ersten Bezirk war sehr wenig los. Nur selten sind Menschen anzutreffen und Gespräche zu vernehmen. Und wenn, dann geht es meist um die Geschehnissen des Vorabends. Die Stimmung wirkt bedrückt und angespannt.

"Ich habe Angst und bin froh, dass ich bald wieder nachhause kann", sagte die Verkäuferin einer Bäckerei nahe der U-Bahn-Station Schottentor der APA. Sie arbeitet in einem der wenigen Geschäfte in der Innenstadt, die am Dienstagvormittag geöffnet haben. "Es kommen kaum Menschen, es ist sehr wenig los", erzählte auch die Verkäuferin im Geschäft daneben. Auch sie fühlt sich unsicher, wie sie selbst sagte. Kunden gab es heute laut ihr deutlich weniger als normal.

In einer gegenüberliegenden Buchhandlung ist ebenfalls nur eine Verkäuferin anzutreffen. "Es war bisher noch kein einziger Kunde da", sagte sie. Am heutigen Tag, so vermutete sie, würden wohl kaum Menschen einkaufen gehen. "Wir können froh sein, dass es uns so gut geht", sagte sie, während sie vor einem leeren Regal saß, in dem normalerweise Tageszeitungen liegen. Denn diese wurden heute erst gar nicht geliefert.

Einer der wenigen Taxifahrer, der in der Innenstadt unterwegs ist, schildert ebenfalls völlige Menschenleere. "In zwei Stunden hatte ich erst zwei Fahrgäste", sagte er. Auf die Frage, wie er sich gerade fühle, antwortete er nur mit "ganz schlechter Tag".

Banken lassen viele Filialen geschlossen

Die Erste Bank lässt aufgrund der aktuellen Bedrohungslage nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt am Dienstag zehn Filialen in der Bundeshauptstadt ganztätig geschlossen. Die Selbstbedienungsfoyers sind in Betrieb, teilte das Geldhaus mit. Vier Filialen sollen ab 12 Uhr mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen geöffnet werden. Die Bank Austria lässt laut Website alle Filialen im ersten Bezirk geschlossen, die BAWAG jene in der Wipplinger Straße und in der Taborstraße.

Bei der Erste Bank bleiben den ganzen Dienstag folgenden Filialen geschlossen: Wallnerstraße, Graben, Kärntner Straße, Ringturm, Rennweg, Linke Wienzeile, Donau Zentrum, Wien Mitte, Riverside (Liesing) und Auhof Center. Zu Mittag öffnen folgende Erste-Filialen: Taborstraße, Mariahilf, Brigittenau (Wallensteinstraße) und Lassallestraße. Neben den Bankfilialen bleiben auch einige Wiener Einkaufszentren am Tag nach dem Attentat geschlossen.

Apotheken in City bleiben offen

Die Apotheken in der Wiener Innenstadt bleiben trotz des Terroranschlags am Montagabend geöffnet. "Um die Arzneimittelversorgung des ersten Wiener Gemeindebezirks für dringende Notfälle sicherzustellen, halten die dort situierten Apotheken trotz der unklaren Sicherheitslage in der WienerInnenstadt geöffnet", teilte die Apothekerkammer am Dienstag mit.

Den Apotheken sei es bis auf weiteres freigestellt, ihren Dienst während des heutigen Tages entweder bei offener oder geschlossener Türe zu versehen, hieß es. Das bedeutet, Apotheken können - wie sonst in den Nachtstunden - Arzneien durch Fenster aushändigen.

Mehr als 150 Notärzte und Sanitäter im Einsatz

Beim Terroranschlag in Wien waren in der Nacht auf Dienstag mehr als 150 Notärzte und Sanitäter im Einsatz. Das berichtete Rainer Gottwald, der Leiter der Wiener Berufsrettung, am Dienstagvormittag der APA. Betreut wurden insgesamt 14 Opfer, sechs davon mit schweren Verletzungen. Einige Personen, die Augenzeugen des Geschehens wurden, mussten psychisch betreut werden.

Insgesamt wurde die Innenstadt laut Gottwald von rund 50 Rettungseinheiten angefahren. Im Einsatz waren dabei nicht nur Fahrzeuge der Wiener Berufsrettung, sondern auch Kräfte anderer Rettungsorganisationen - auch aus Niederösterreich.

Wie der Wiener Rettungschef berichtete, haben sich eine Reihe von Mitarbeitern umgehend freiwillig in den Dienst gestellt. Die Kapazitäten der Rettung in Wien seien auch an diesem Abend gesichert gewesen, beteuerte. Auch alle anderen, nicht mit dem Anschlag in Zusammenhang stehenden Einsätze hätten absolviert werden können, betonte er.

Regierung beschließt dreitägige Staatstrauer

Die Regierung hat in ihrer Sondersitzung nach dem Terroranschlag in Wien eine dreitägige "Staatstrauer" beschlossen. Bis inklusive Donnerstag werden die öffentlichen Gebäude mit Trauerbeflaggung versehen. Außerdem soll es am Dienstag um 12 Uhr eine Schweigeminute gebe

Sieben Personen in lebensbedrohlichem Zustand

Insgesamt sieben Personen befinden sich nach dem Anschlag in Wien in kritischem, lebensbedrohlichem Zustand. Das hat eine Sprecherin des Gesundheitsverbunds der APA am Dienstag mitgeteilt. Über die Identität der Betroffenen wurden keine Angaben gemacht. Insgesamt werden 17 Opfer des Angriffs in mehreren Spitälern behandelt - vorwiegend mit Schuss-, aber auch mit Schnittverletzungen, sagte die Sprecherin.

Zehn Personen haben mittlere bis leichtere Verletzungen. Dass Betroffene aus dem Spital entlassen werden, ist jedoch noch nicht absehbar, sagte die Sprecherin. Die Situation sei auch psychisch herausfordernd: "Die Patienten stehen unter Schock." Der bei dem Anschlag verletzte Polizist befindet sich in "kritisch-stabilem" Zustand.

Weiteres Todesopfer bestätigt

Nach dem Anschlag in Wien ist ein weiteres Todesopfer zu beklagen. Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) der APA bestätigte, ist eine Frau im Alter zwischen 40 und 50 Jahren in der Klinik Ottakring - dem ehemaligen Wilhelminenspital - gestorben.

Damit hat der Anschlag am Montagabend vorerst vier Menschen - zwei Frauen und zwei Männer - das Leben gekostet. Ein bzw. der Täter wurde von der Polizei erschossen. Ob der identifizierte IS-Sympathisant Komplizen hatte, ist weiter unklar. Wie der Sprecher des Innenministeriums, Harald Sörös, auf APA-Anfrage mitteilte, gehen die Behörden von maximal vier Tätern aus. Die Ermittlungen laufen "auf Hochtouren", hieß es.

Mehrere Hausdurchsuchungen, mehrere Festnahmen

Das Innenministerium hat nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt am Dienstagmorgen mehrere Hausdurchsuchungen "im Umfeld des Täters" bestätigt. Es seien mehrere Personen festgenommen worden, hieß es aus dem Innenministerium gegenüber der APA.

Getöteter Attentäter des Wien-Anschlags war IS-Sympathisant

Jener Terrorist, der Montagabend in der Wiener Innenstadt erschossen wurde, ist identifiziert. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bestätigte Medienberichte, wonach es sich um einen IS-Sympathisanten gehandelt hat. Weitere Details etwa zur Herkunft und Alter des Täters wollte die Polizei Dienstagfrüh nicht verraten. Bekannt wurde indes, dass der Anschlag drei Todesopfer gefordert hat, zwei Männer und eine Frau. 15 weitere Menschen wurden verletzt, sieben zum Teil schwer.

Islamische Glaubensgemeinschaft "tief betroffen"

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat sich nach dem Terroranschlag in Wien "tief betroffen und fassungslos" gezeigt. "Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei den Betroffenen, ihren Familien und den Einsatzkräften. Mögen Sie den Einsatz wohlbehalten überstehen", hieß es am Dienstag in einem knappen Statement auf Facebook.

Vier Passanten wurden bei Anschlag in Wien getötet

Bei der getöteten Frau handelt es sich laut ORF um eine Kellnerin. Ob es sich bei dem getöteten Attentäter um einen Einzeltäter gehandelt hat oder Komplizen noch auf der Flucht sind, ist noch immer nicht ganz geklärt. Die Behörden gehen nach wie vor davon aus, dass mehrere Attentäter an dem Angriff beteiligt waren und hielten ihre Warnungen, zuhause zu bleiben und insbesondere die Innenstadt zu meiden, aufrecht. Die Identität des erschossenen Attentäters wurde bei einer Pressekonferenz im Innenministerium Dienstagfrüh aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgegeben. Sein Umfeld werde durchleuchtet, hieß es.

Der mit einem automatischen Sturmgewehr, einer Pistole und einer Machete bewaffnete Mann trug dem Innenminister zufolge auch eine Attrappe eines Sprengstoffgürtels. Der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, berichtete, dass noch in der Nacht seine Wohnung mit Sprengstoff geöffnet wurde und eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde. Die Frage, ob sich bei einer von Zeugen wahrgenommenen Detonation in der Nacht in Simmering, um diese Wohnungsöffnung gehandelt haben könnte, wurde vom Innenminister nicht verneint.

LIVE-Blog: Am Tag nach dem Anschlag in Wien

Auch in den Nachtstunden lief der Großeinsatz der Exekutive weiter. So waren 150 Cobra- sowie 100 Wega-Beamte im Einsatz, dazu kamen mehrere 100 Streifenpolizisten sowie Kräfte in zivil. Die Gefahrenabwehr werde mit aller Kraft sichergestellt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. Auch werden in Absprache mit den Partnerländern verstärkt Kontrollen an den österreichischen Grenzen vorgenommen. Weitere Schäden müssen hintangehalten werden, sagte Pürstl.

(APA/Red)

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