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Anschlag in Wien: Passant und Attentäter tot - mindestens ein Täter auf der Flucht

Die Polizei fahndet nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt noch nach einem flüchtigen Täter.
Die Polizei fahndet nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt noch nach einem flüchtigen Täter. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Bei einem Anschlag in der Wiener Innenstadt ist am Montag ein Passant sowie ein Attentäter erschossen worden, weitere 15 Menschen wurden verletzt. Laut Innenminister Karl Nehammer war in der Nacht auf Dienstag mindestens ein Tatverdächtiger noch auf der Flucht.
Anschlag in Wien: Polizei im Großeinsatz
Keine Schulpflicht am Dienstag
"Bilder sind schockierend"
Kurz verurteilt "widerwärtigen Terroranschlag"
Feuer auf Lokalgäste eröffnet
Was man bisher zum Anschlag weiß
Polizei bittet um Fotos und Videos

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte, dass es sich "definitiv um einen Terroranschlag" gehandelt habe und dass dieser sehr gut vorbereitet gewesen sei. Die Terroristen seien auch sehr gut mit Waffen ausgerüstet gewesen.

Es herrsche insbesondere in Wien eine "sehr angespannte Sicherheitslage", betonte der Kanzler. Ob die Menschen am Dienstag wieder normal auf die Straße gehen könnten, hänge von der kommenden Nacht ab.

Anschlag in Wien: Mindestens ein Täter noch auf der Flucht

Die Gefahr sei noch nicht vollständig gebannt, denn nach den Worten von Innenminister Karl Nehammer kann die Polizei in der Nacht auf Dienstag nicht ausschließen, dass mehr als noch ein weiterer Täter flüchtig war.
Die Wiener Innenstadt wurde zur roten Zone erklärt und soll gemieden werden. Nehammer appellierte aufgrund der Gefahrenlage an die Bürger in Wien, auch am Dienstag wenn irgend möglich zunächst zu Hause zu bleiben.

Kinder sind am Dienstag für die Schule entschuldigt. Wenn Eltern die Kinder nicht betreuen können, können sie sie in die Bildungseinrichtung bringen.

Großeinsatz der Polizei läuft in den Nachtstunden weiter

Der Großeinsatz der Exekutive lief auch in den Nachtstunden weiter. So waren 150 Cobra- sowie 100 Wega-Beamte im Einsatz, dazu kamen mehrere 100 Streifenpolizisten sowie Kräfte in zivil.

Die Gefahrenabwehr werde mit aller Kraft sichergestellt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. Auch werden in Absprache mit den Partnerländern verstärkt Kontrollen an den österreichischen Grenzen vorgenommen.

Getöteter Attentäter trug wahrscheinlich keinen Sprengstoffgürtel

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte im Rahmen eines Interviews, dass der getötete Attentäter möglicherweise einen Sprengstoffgürtel getragen habe, daher rückte auch der Entschärfungsdienst aus. Die Polizei gab bislang nur bekannt, dass der Erschossene "wahrscheinlich" keinen Sprengstoffgürtel trug, er war aber mit einem automatischen Sturmgewehr schwer bewaffnet.

Über die Identität oder die Motive der Täter wisse man bis dato nichts. Man verspreche sich aber Erkenntnisse, sobald der Tote überprüft werden könne.

Täter schossen "wahllos" auf Lokalgäste in Wiener Innenstadt

Was man derzeit wisse, ist, dass sich die Attentäter von der Seitenstettengasse aus in die Innenstadt bewegt haben. Dabei hätten sie "wahllos" auf Gäste in Lokalen geschossen, zum Teil auf Personengruppen in Schanigärten. Ludwig sprach von sieben Schwerverletzten. Unter den Verletzten befand sich Kurz zufolge ein Polizist, der aber außer Lebensgefahr sei. Ein Passant sei getötet worden. Details wollte der Wiener Bürgermeister aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht nennen.

Ausgangspunkt Seitenstettengasse und weitere fünf Orte

Der Terrorakt erstreckte sich auf sechs Tatorte. In der Seitenstettengasse fielen erste Schüsse, in unmittelbarer Nähe der Synagoge. In einem "zeitlichen Zusammenhang", so die Polizei, gab es dann Vorfälle an weiteren fünf Innenstadtorten, alle in räumlicher Nähe zum Ausgangspunkt. Die weiteren Orte waren nach Angaben von Harald Sörös, Sprecher des Innenministeriums, der Morzinplatz, das Salzgries, der Fleischmarkt, der Bauernmarkt und der Graben.

15 Personen verletzt, sieben davon schwer

Die Anzahl der Verletzten habe sich seit 22.00 Uhr nicht mehr erhöht, sagte unterdessen der Sprecher des Wiener Gesundheitsverbunds, Christoph Mierau, auf APA-Anfrage: 15 Verletzte würden in Spitälern der Bundeshauptstadt versorgt, sieben davon seien schwer verletzt.

Hintergründe des Anschlags noch unklar

Die Hintergründe des Anschlags waren zunächst unklar. Auf sozialen Medien folgten schnell Spekulationen über einen dschihadistischen Hintergrund. Das wurde zunächst nicht bestätigt. Das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE hat auf seiner Homepage einen Jihadisten zu dem mutmaßlichen Anschlag in Wien zitiert: "Jihadist sagt, der Angriff in Wien ist 'Teil der Rechnung' für die österreichische Beteiligung an der US-geführten Koalition", heißt es dort in einem Satz. Beigestellt ist ein Bild aus der Wiener Innenstadt.

Van der Bellen sprach Betroffenen Mitgefühl aus

Die Attacke löste national wie international zahlreiche Reaktionen des Entsetzens aus. So zeigte sich Bundespräsident Alexander van der Bellen "tief betroffen". "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl ist bei den Opfern, Verletzten und deren Angehörigen", schrieb Van der Bellen auf Twitter. "Wir werden unsere Freiheit und Demokratie gemeinsam und entschlossen mit allen gebotenen Mitteln verteidigen", betonte der Bundespräsident.

Videos zeigen Schüsse auf Passanten und Festnahme von Männern

Ein Video zeigte dramatische Szenen aus der Seitenstettengasse. Ein mit einer Langwaffe bewaffneter Mann läuft die Gasse entlang und schießt auf einen vor einem Lokal stehenden Mann, der daraufhin zusammenbricht. Kurz darauf kehrt der Täter zurück und schießt mit einer Pistole aus kurzer Distanz ein zweites Mal auf den am Boden liegenden Mann.

Auf einem weiteren Video werden vier Männer an der Ecke Graben/Tuchlauben mit erhobenen Händen und nacktem Oberkörper von Sicherheitskräften gestellt. Davon gibt es auch Fotos, darauf knien die Männer am Boden vor den schwer bewaffneten Spezialeinheiten, dem Anschein nach könnte es sich um Festnahmen handeln.

Polizei bittet Zeugen des Anschlags um Fotos und Videos

Die Polizei bat eindringlich darum, keine derartigen Videos oder Fotos zu verbreiten. Das Verbreiten von derartigen Inhalten in Sozialen Medien gefährdet Zivilisten wie auch Einsatzkräfte, betonte die Polizei. Die Exekutive bittet darum, derartiges Material der Polizei zur Verfügung zu stellen, um sie zu unterstützen. Dazu wurde eine Upload-Plattform eingerichtet, sie ist unter https://upload.bmi.gv.at erreichbar.

LIVE-Blog zum Anschlag in Wien

(APA/Red)

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