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Kellerleichen-Prozess gegen Estibaliz C.: Gerichtsmediziner schockte mit Leichenfotos

Estibaliz C. beim Betreten des Gerichtssaals in Wien am Mittwoch
Estibaliz C. beim Betreten des Gerichtssaals in Wien am Mittwoch ©APA
Am Mittwoch ist mit weiteren Zeugenbefragungen im Wiener Landesgericht der sogenannte Kellerleichen-Prozess fortgesetzt worden. Am Nachmittag schockte Gerichtsmediziner Johann Missliwetz mit einer Powerpoint-Präsentation, die Großaufnahmen der Leichenteile enthielt.
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Die weiteren Befragungen bei der Prozess-Fortsetzung am Mittwoch sollten Aufschluss über die Persönlichkeiten von Estibaliz C. sowie den ihren Angaben zufolge von ihr erschossenen Männern geben. Ein Sachverständiger rekonstruierte mit Powerpoint-Präsentation Ableben vom Ex-Mann und präsentierte teils schockierende Bilder.

Schockierend: Leichenteile wurden präsentiert

Zunächst bekamen die Geschworenen einen abgetrennten Unterschenkel zu sehen, an dem sich noch ein Fuß befand. Das nächste Bild kommentierte der Sachverständige folgendermaßen: “Was Sie hier sehen, ist ein Kehldeckel und die Speiseröhre. Man erkennt, dass eine scharfe Durchtrennung stattgefunden hat.”

In weiterer Folge projizierte Missliwetz weitere Leichenteile sowie die abgetrennten Köpfe von Holger H. und Manfred H. auf die Leinwand, dem Ex-Mann und dem Lebensgefährten von Estibaliz C., die die 34-Jährige im April 2008 bzw. im November 2010 erschossen haben soll. Bei Manfred H. bemerkte der Sachverständige: “Es waren die Gesichtszüge erkennbar. Eine gut erhaltene Leiche.”

“Eine große Sauerei”

Beim Schädel von Holger H. sei demgegenüber “kreuz und quer, eher schräg durch den Kopf geschnitten worden”, was laut Missliwetz zur Folge hatte, “dass Teile fehlen. Es fehlt der Unterkiefer.” Das Zerteilen der Leiche müsse “eine große Sauerei” verursacht haben, bemerkte der Sachverständige.

In einem im Keller des Eissalons “Schleckeria” vorgefundenen Koffer sei ein Torso vorgefunden worden. “Grünlich verfärbt, mit Schimmel bewachsen”, kommentierte Missliwetz das entsprechende Foto. Der Torso habe dem zum Todeszeitpunkt 47 Jahre alten Hinterberger zugeordnet werden können: “Ein großer, kräftiger Mann.” Auch Holger H., beim Ableben 43 Jahre alt, sei ein großer Mann gewesen. Sein Torso sei “nicht mehr so gut erhalten gewesen”. Beide Männer wurden laut Missliwetz aus kurzer Entfernung von hinten bzw. der Seite erschossen. Mit den sterblichen Überresten wurden auch die beiden Kettensägen einbetoniert, mit denen die Opfer zerkleinert worden waren.

Estibaliz C. war “sehr nett, sehr brav”

Eine ehemalige Angestellte der “Schleckeria” hatte Manfred H. zuvor als “sehr nett, sehr brav” geschildert. Auch ihre Chefin sei umgänglich gewesen. Als ihr Lebensgefährte plötzlich von der Bildfläche verschwand und sie sich für seinen Verbleib interessierte, habe ihr Estibaliz C. erklärt, dieser liege – vermutlich in Gesellschaft eines jungen Mädchens – “irgendwo in der Sonne”.

Ein Trafikant, der unmittelbar neben dem Eissalon Tabak-Waren verkauft hatte, erstellte regelrecht ein Psychogramm der Angeklagten. Diese sei “eher selbstbewusst” und nicht unterwürfig, wie Estibaliz C. in ihrer Einvernahme erklärt hatte. Ihre Haltung sei immer “Die Chefin bin ich” gewesen: “Wenn jemand einer anderen Meinung war, hat sie sich unterdrückt gefühlt.” Sie sei dann “kratzbürstig” gewesen, sagte der Zeuge. Kritik habe die Frau nicht vertragen.

Zwei dominante Partner

Holger H. skizzierte der Trafikant als durchaus fleißig, der im Unterschied zur Behauptung der Angeklagten sehr wohl im Geschäft mitgearbeitet habe. Sein Verschwinden habe seine Ex-Frau damit erklärt, dieser sei zu einem Freund nach Bayern ausgewandert. Das habe er akzeptiert: “Es ist nicht so unüblich, dass man in einer Ehe verschwindet und dann nicht mehr auftaucht.”

Manfred Hinterberger sei demgegenüber “etwas herablassend, von oben herab” und “ein Vollblutkaufmann” gewesen, gab der Trafikant zu Protokoll. Er habe zu Estibaliz C. gesagt “Du bist sehr dominant, er ist dominant. Lange geht das nicht gut” und damit recht behalten.

Holger H. angeblich “ein Teddybär”

Eine langjährige Freundin von Estibaliz C. beschrieb Holger H. als “Teddybär”, während Manfred H. demgegenüber während der Beziehung mit Estibaliz C. öfters fremdgegangen sei und von dieser eine Brust-Operation verlangt habe, weil das bei Frauen ab 30 geboten sei.

Die Ehe mit Holger H. sei zunächst gut gelaufen, doch als der Mann den drängenden Kinderwunsch von Estibaliz C. ignorierte, sei das “ein Problem” gewesen. Nach der einvernehmlichen Scheidung sei Holger bei ihrer Freundin wohnen geblieben und habe mit dieser weiter den Eissalon betrieben. “Holger wollte nur mehr ihre Arbeitskraft. Aber als Frau war sie ihm egal”, sagte die 43 Jahre alte Zeugin.

“Mit dem will ich ein Kind!”

In Manfred H., mit dem die Angeklagte im März 2009 zusammengekommen sei, sei Estibaliz C. “sehr verliebt” gewesen. Während die Zeugin seine laute und polternde Art nicht mochte, habe ihre Freundin erklärt: “Mit dem will ich ein Kind!” Als Estibaliz C. feststellte, dass ihr Lebensgefährte untreu war und auch mit anderen Frauen verkehrte, sei sie “total aufgelöst” gewesen.

In weiterer Folge habe die 34-Jährige einmal gesagt, sie werde Manfred “irgendwo runterstürzen” und das als Unfall tarnen. Sie habe diese Ankündigung ebenso wenig ernst genommen wie eine spätere, als Estibaliz C. gemeint hatte, sie werde ihren Freund “erschießen und erstechen und die Leiche mit Katzenstreu tarnen, dass es nicht stinkt”, so die Zeugin.

Die Verhandlung im Kellerleichen-Prozess um Estibaliz C. wird am Donnerstag fortgesetzt und soll am Abend “urteilsreif” sein.

Alle Details zum dritten Prozesstag gibt es zum Nachlesen im VIENNA.AT-Liveticker.

(apa/red)

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