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Hygiene Austria: Konkurrenz sieht den Wettbewerb massiv verzerrt

Die Konkurrenz vermutet einen verzerrten Wettbewerb.
Die Konkurrenz vermutet einen verzerrten Wettbewerb. ©APA
Nach einer Razzia bei Hygiene Austria, haben die großen Handelsketten diese FFP2-Masken aus dem Programm genommen. In der Branche soll es schon länger Zweifel an der dortigen Produktion gegeben haben.
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Nachdem bekanntgeworden ist, dass Hygiene Austria einen Teil seiner Masken in China hat fertigen lassen, haben die großen Handelsketten diese FFP2-Masken aus dem Programm genommen. Im "Kurier" ist von möglichem unlauteren Wettbewerb in dem lukrativen Millionenbusiness die Rede, die Konkurrenz sieht den Wettbewerb massiv verzerrt. Mitbewerber, die Qualität "Made in Austria" angeboten hätten, fühlten sich betrogen.

Branche sollen bereits Zweifel an Deal gehabt haben

Hygiene Austria hatte den Zuschlag gewonnen, alle namhaften Supermarktketten mit zig Millionen FFP2-Masken "Made in Austria" zu beliefern. Nach einer Razzia hat die Firma nun zugegeben, auch Masken aus China bestellt zu haben, um der Nachfrage nachzukommen, Kunden und Öffentlichkeit wussten das aber nicht.

Medien spekulieren nun, dass die Branche von Anfang an Zweifel an der Korrektheit des Deals gehabt habe. Es sei de facto unmöglich, ein Qualitätsprodukt aus Österreich in solcher Stückzahl kostendeckend für unter 1 Euro anzubieten. "Wir produzieren in Graz, haben mit ehrlichen Preisen kalkuliert und keinen einzigen Bundesauftrag bekommen. Wenn ich jetzt höre, dass hier mit China-Masken agiert wurde, bekomme ich einen Grant", wird Dominik Holzner vom Maskenhersteller Aventrium im "Kurier" zitiert.

Holzner sieht keine Geschäftschancen in Österreich

Holzner, der in Graz seit August Schutzmasken produziert, sieht für sich in Österreich keine Geschäftschancen mehr, wie er im "Standard" sagt. Nicht mehr als 59 Cent durften die Masken kosten, so die Vorgaben an die Supermärkte. Um den sogenannten Selbstkostenpreis nicht zu sprengen, zahlten manche Handelskette aus eigener Tasche mit, schreibt die Zeitung. "Für uns brach damit der gesamte Markt schlagartig zusammen", schildert Holzner. "Es ist schlicht unmöglich, zu diesen Preisen in Österreich zu produzieren."

Sein Betrieb Aventrium reduzierte daraufhin die Kapazitäten, baute einen Teil der Mitarbeiter ab und verlegte sich auf Exporte. Die Masken aus Graz finden nun in Südamerika, Afrika, Russland und Deutschland Absatz. Er erziele damit auch in Ländern wie Bosnien höhere Preise als in Österreich, so Holzner im "Standard". Bei Händlern wie Rewe und Spar, die im ersten Schwung bei ihm einkauften, sei Aventrium zwar noch gelistet, bestellt werde aber kaum noch. Rewe zufolge sind die Masken aus Graz nur noch bei Bipa im Sortiment. Holzner, der 70 bis 80 Mitarbeiter zählt, schätzt seinen Marktanteil in Österreich derzeit auf gerade einmal ein Prozent ein. Er baue nun eine Maskenfertigung in Frankfurt auf - "Deutschland ist für uns interessanter. Ohne Exporte hätten wir in Österreich längst zusperren müssen."

150 weitere Betriebe sollen durch die Finger geschaut haben

Neben Holzner haben laut "Kurier" etwa 150 Großhandelsbetriebe durch die Finger geschaut, weil von einem Tag auf den anderen niemand mehr FFP2-Masken für über 59 Cent bestellen habe wollen. Einer ist auch Andreas Kerschbaumer vom Shop dieschutzmaske.at . "Kunden, die 50.000 Masken oder mehr bei uns bestellt hatten, wollten vom Vertrag zurücktreten. Man ist, was den Preis anbelangt, plötzlich als unglaubwürdig dagestanden". Der Lagerbestand musste dann unter dem Preis verkauft werden.

Versorgungsengpässe befürchtet Österreichs Handel nach den jüngsten Entwicklungen keine: Es seien genug andere Masken aus Europa und Asien vorrätig."Österreich wird hier mit Billigware aus China überschwemmt", sagt Holzner.

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(APA/Red)

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