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Corona: Omikron-Variante schon in Deutschland

Die Omikron-Variante ist Thema.
Die Omikron-Variante ist Thema. ©APA/AFP/CHRISTOF STACHE (Symbolbild)
Die jüngste Corona-Variante ist jetzt auch in Deutschland angekommen. Die Omikron-Mutation sei bei zwei Menschen in München festgestellt worden, so der bayrische Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Samstag.
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Sie seien am Mittwoch mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen, sagte Holetschek. Zuvor hatte es bereits einen Verdachtsfall in Frankfurt am Main gegeben.

Omikron-Fälle in München

Die beiden Personen in München seien seit Donnerstag nach einem positiven PCR-Test in häuslicher Isolation, hieß es vom bayerischen Gesundheitsministerium. Genauere Erkenntnisse zu dem hessischen Verdachtsfall sollte es am Montag geben. Dann werde mit der vollständigen Sequenzierung gerechnet, teilte das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main am Samstag mit.

Verdacht zu Omikron-Variante in Tschechien

Auch in Tschechien besteht seit Samstag der Verdacht, dass die Omikron-Variante (B.1.1.529) aufgetreten ist. Wie das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit mitteilte, ist eine Person betroffen, die sich in Namibia aufgehalten hatte. In Europa war Belgien das erste Land, in dem die neue Variante nachgewiesen wurde. Zuerst war sie in Südafrika festgestellt worden. Auch Israel, Hongkong und Botswana haben Omikron-Fälle gemeldet.

Weltweit haben Dutzende Länder wegen der Virusvariante Alarm geschlagen, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO nach dem griechischen Buchstaben Omikron benannt und als besorgniserregend eingestuft wurde. Wissenschafter befürchten ein erhöhtes Ansteckungsrisiko und eine verringerte Wirksamkeit herkömmlicher Impfungen. Bis jedoch Klarheit besteht, dürften Wochen vergehen.

Zahlreiche positive Corona-Tests

In Amsterdam wurden am Flughafen Schiphol 61 Reisende aus Südafrika positiv auf das Coronavirus getestet. Die Fälle seien unter insgesamt rund 600 Passagieren entdeckt worden, die am Freitag mit zwei Flügen angekommen seien, teilten die niederländischen Behörden mit. Es werde nun geprüft, ob die Menschen sich mit der Omikron-Variante angesteckt haben. Die beiden Maschinen waren gelandet, bevor die niederländische Regierung alle Flüge aus dem südlichen Afrika unterbunden hatte.

Zwei bestätigte Omikron-Infizierte in Hongkong weisen offenbar eine sehr schnell ansteigende Viruslast auf. Die PCR-Tests der zwei Männer, die wenige Tage zuvor noch negativ ausfielen, enthielten einen Ct-Wert von 18 und 19. "Das ist wahnsinnig hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass die zwei bei den letzten PCR-Tests noch negativ waren", schrieb der Epidemiologe Eric Feigl-Ding, der lange Zeit an der Universität Harvard forschte. Es sehe so aus, als ob die Variante dem Impfschutz tatsächlich entgehen könnte, so Feigl-Ding weiter.

Einschleppung von Omikron-Variante

Laut Angaben der Hongkonger Regierung wurde die Omikron-Variante des Coronavirus von einem Reisenden aus Südafrika eingeschleppt, der sich seit seiner Ankunft am 11. November in einem Quarantäne-Hotel befand. Am 13. November wurde er dann positiv getestet. Es wird davon ausgegangen, dass der Mann trotz strenger Isolation einen 62-Jährigen (richtig: 62-Jährigen) im gegenüberliegenden Zimmer des Quarantäne-Hotels angesteckt hat. Dieser wurde am 18. November während seines vierten PCR-Tests positiv getestet. In beiden Fällen wurde bei einer späteren Genomsequenzierung deutlich, dass sie sich mit der Omikron-Variante infiziert hatten.

Bisher gab es in Österreich keinen Verdachtsfall auf die Mutation. Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) hält dies aber nur mehr für "eine Frage der Zeit". "Wir alle haben es aber in der Hand, zusammen dagegen anzukämpfen, in dem wir uns so schnell wie möglich impfen lassen", lautete der Kanzler-Appell.

Zuspruch für AGES-Hotline

Die Telefon-Hotline der AGES für Reiserückkehrer aus dem südlichen Afrika erfährt indes regen Zuspruch. Bis Samstagmittag hatten sich schon 300 Personen unter 01/26 75 032 gemeldet. Dort erhalten sie Informationen, wohin sie sich wegen eines behördlichen PCR-Tests wenden können.

Die zunächst in Botswana und Südafrika nachgewiesene Omikron-Variante (B.1.1.529) vereint Mutationen, die bereits bei früher als besorgniserregend eingestuften Varianten aufgetreten waren. Virologen hoffen daher, dass der Impfstoff zumindest eine teilweise Wirkung hat. Die neue Variante wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile als "besorgniserregend" eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass die Variante die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte.

Stufenweise Impfpflicht befürwortet

Die rasante Ausbreitung der Corona-Ansteckungen in Deutschland mache "ein sofortiges Gegensteuern dringend erforderlich", empfehlen indes die Fachleute der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina. Sie sind für Kontaktbeschränkungen ab Anfang der Woche, und diese Zeit müsse "für eine massive Erstimpfungskampagne und Auffrischungsimpfungen genutzt" werden. Zudem plädiert die Akademie für die Einführung einer stufenweisen Impfpflicht. Der deutsche Grünen-Bundestagsabgeordnete Janosch Dahmen befürchtete, dass wegen beschränkter Krankenhauskapazitäten Hunderte Intensivpatienten verlegt werden müssen. "Weil der Bedarf so eklatant ansteigen könnte, werden möglicherweise auch Verlegungen in EU-Nachbarstaaten notwendig", sagte der Gesundheitspolitiker der "Welt am Sonntag".

Blick von Entwickler des AstraZeneca-Impfstoffs

Der Entwickler des AstraZeneca-Impfstoffs gegen Corona, Andrew Pollard, geht derzeit jedenfalls nicht von einem dramatischen Neuanfang der Pandemie durch Omikron aus. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es in einer geimpften Bevölkerung einen Neustart der Pandemie wie im letzten Jahr geben wird", sagte der Immunologe von der Universität Oxford am Samstag in einem BBC-Interview. Man müsse einige Wochen warten, um sichere Ergebnisse zu haben, es gebe jedoch Anlass zur Hoffnung, dass die Impfstoffe gegen schwere Erkrankungen weiterhin wirken würden.

Im vergangenen Jahr war in Großbritannien kurz vor Weihnachten die erste deutlich ansteckende Alpha-Variante aufgetaucht, die eine schwere Welle auslöste. Damals gingen die Corona-Impfungen gerade erst los.

Omikron-Variante im Süden Afrikas gefunden

Die nun im Süden Afrikas entdeckte Omikron-Variante vereint Mutationen, die bereits bei früher als besorgniserregend eingestuften Varianten aufgetreten waren. "Trotz dieser Mutationen haben die Impfstoffe schwere Erkrankungen verhindert, während wir uns von Alpha, Beta und Gamma bis hin zu Delta bewegt haben", sagte Pollard, der mit anderen Oxford-Forschern und dem Pharmakonzern AstraZeneca den Impfstoff entwickelt hat. Außerdem zeigte sich der Wissenschafter zuversichtlich, dass die Impfstoffe zeitnah auf die neue Variante hin angepasst werden könnten.

Omikron-Variante macht vor Großbritannien nicht Halt

In Großbritannien sind zwei Corona-Fälle mit der als besorgniserregend eingestuften Omikron-Variante entdeckt worden. In den englischen Städten Nottingham und Brentwood sei jeweils ein Fall festgestellt worden, teilte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid am Samstag mit. Beide Fälle sollen miteinander in Verbindung stehen und auf Reisen in den Süden Afrikas zurückzuführen sein.

Die betroffenen Personen und ihre Haushalte befänden sich in Quarantäne. Außerdem werde man in den Gegenden verstärkt testen, kündigte Javid an.

Maßnahmen nach Omikron-Fällen

Premierminister Boris Johnson verhängte nach der Meldung der beiden Omikron-Fälle drakonische Maßnahmen. Alle Einreisenden müssen demnach in Quarantäne. Vorgeschrieben sei ein PCR-Test am zweiten Tag nach der Einreise, und die Quarantäne dürfe bis zum Vorliegen des negativen Testergebnisses nicht verlassen werden. Zuvor hatten sich zahlreiche Staaten, darunter Österreich, mit Einreiseverboten aus dem südlichen Afrika versucht, sich gegen Omikron zu wappnen. Der Virologe Norbert Nowotny sagte aber am Freitagabend in der "ZiB Nacht", er rechne in ein bis zwei Wochen mit dem Eintreffen der Variante in Österreich.

Großbritannien setzt nun weitere afrikanische Länder - darunter Malawi, Mosambik und Angola - auf die sogenannte rote Liste. Damit wird für Rückkehrer eine zehntägige Hotel-Quarantäne Pflicht.

(APA/Red)

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