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Stürmerflaute: Wie kann man das Berič-Loch stopfen, Herr Barišić?

Rapid-Trainer Zoran Barišić muss seine Stürmer in Form bringen.
Rapid-Trainer Zoran Barišić muss seine Stürmer in Form bringen. ©VIENNA.at, APA
Seit Goalgetter Robert Berič Rapid in Richtung Saint-Étienne verließ, ist der Anteil an Stürmertoren bei den Grün-Weißen drastisch zurückgegangen. Eine Analyse von VIENNA.at.
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Wie bereits Anfang September, verabschiedete sich Rapid auch in die finale Länderspielpause der EM-Qualifikation mit einer Niederlage in der Bundesliga. Durch das 1:2 zu Hause gegen Red Bull Salzburg rückte das Spitzenfeld der Tabelle wieder eng zusammen, nur vier Punkte trennen die Grün-Weißen vom Viertplatzierten Admira, dazwischen lauern die “Bullen” als Zweiter und die aufkommende Austria auf Rang drei.

Müdigkeit nach den englischen Wochen wurde von den Rapidlern in der Aufarbeitung der Niederlage gegen Salzburg ausgeschlossen, auch die schwache Leistung von Schiedsrichter Dominik Ouschan war bei Weitem nicht alleiniger Grund dafür. Also muss bei der Spurensuche woanders angesetzt werden. “Wir hatten wenig Luft zum Kombinieren”, stellte Kapitän Steffen Hofmann fest. Tatsächlich gelang es Rapid nur selten, sich über Ballstafetten gefährlich dem Tor von Alexander Walke anzunähern.

Prosenik im Schlager abgemeldet

Besonders auffällig war die Isolation von Mittelstürmer Philipp Prosenik, der sich gegen Salzburg kaum in Szene setzen konnte. Der 22-Jährige hatte bis zu seiner Auswechslung in der 70. Minute 28 Aktionen am Ball – die wenigsten aller von Beginn an auf dem Platz stehenden Feldspieler. Als “Target Man”, der keinen Zweikampf scheut, hatte Prosenik beim Überraschungssieg gegen das spanische Topteam Villarreal beeindruckt, Trainer Zoran Barišić sprach damals von einer fantastischen Leistung des 1,88 Meter großen Stürmers.

Eine sehr intensive zweite Oktober-Hälfte steht uns bevor! Das nächste Heimspiel im Rahmen der Liga ist schon das Derby!…

Posted by SK Rapid Wien on Donnerstag, 15. Oktober 2015

Im Liga-Schlager hatte Salzburgs Innenverteidigerduo Duje Ćaleta-Car/Paulo Miranda hingegen keine Probleme, Prosenik in den Griff zu bekommen. Der Wiener verlor zwei Drittel seiner Zweikämpfe und elf von 17 Luftduellen. Schuss aufs Tor gab er keinen ab. Der für ihn eingewechselte Matej Jelić kam immerhin zu einer Großchance, blieb ansonsten aber auch blass.

Erst drei Stürmertore seit dem Berič-Abgang

In den letzten Wochen immer wieder thematisiert wurde der große Anteil an Toren aus Standardsituationen. Seit 368 Minuten hat Rapid in der Bundesliga keinen Treffer aus dem Spiel heraus erzielt. “Natürlich ist das ein Thema über das wir uns nicht nur Gedanken machen, sondern an dem wir klarerweise auch im Training arbeiten und feilen”, stellt Barišić, von VIENNA.at darauf angesprochen, klar.

Die erhöhte Abhängigkeit von den ruhenden Bällen hängt unweigerlich mit dem Weggang von Robert Berič zusammen. Diesen Schluss lässt auch ein Blick auf die Statistik vermuten: Der Slowene – mittlerweile bei Saint-Étienne in der französischen Ligue 1 auf Torjagd – versenkte den Ball in seinen 49 Pflichtspielen für Rapid 33 Mal im Netz. Für einen Treffer benötigte der 24-Jährige im Schnitt 118 Minuten. “Wir haben mit Robert Berič einen Spieler verloren, mit dem gewisse Dinge schon automatisiert waren”, weiß Barišić.

Seit dessen Abgang haben die aktuellen Mittelstürmer in seinem Kader – Prosenik, Jelić und Deni Alar, der aber auch in der offensiven Dreierreihe im Mittelfeld zum Einsatz kommt – lediglich drei Tore erzielt. Die Quote sank damit rapide auf 338 Spielminuten pro grün-weißem Stürmertor. Prosenik wartet überhaupt noch auf seinen ersten Saisontreffer, der Ex-Grödiger Tomi Correa stand erst zweimal im Kader und hat noch nicht eine Pflichtspielminute in Grün-Weiß absolviert.

Barišić erinnert an die Zeit nach Terrence Boyd

Dieses “Berič-Loch” zu schließen, ist laut Barišić auch eine Frage der Zeit. “Das beste Beispiel war der Übergang von Terrence Boyd zu Robert Berič. Bei Boyd wussten wir genau, wie wir ihn einsetzen mussten, bei Robert war es dann so, dass wir unser Spiel leicht umstellen mussten, damit seine Stärken zu tragen kommen. Das müssen wir jetzt genauso machen. Wir werden versuchen, noch mehr Flexibilität in unser Spiel zu bringen und für den Gegner unberechenbarer zu werden.”

Im Konkurrenzkampf mit Berič auf verlorenem Posten gewesen, ist Alar auch seit dessen Abgang nicht erste Wahl beim Coach. Bevor Berič Rapid für zumindest 5,5 Millionen Euro Ablöse in Richtung Frankreich verließ, war der mittlerweile 25-Jährige Alar, der heuer auch um einen neuen Vertrag spielt, mitunter gar nicht mehr im Kader gestanden. Über Neuzugang Jelić sagt Barišić: “Wie weit er ist, wird sich in den kommenden Spielen zeigen. Ich bin aber überzeugt, dass, wenn er einen gewissen Fitnessstand erreicht, seine Qualitäten zum Vorschein kommen werden. Allerdings wartet bis dahin noch sehr viel Arbeit.”

Auf wen Barišić in Zukunft an vorderster Front seine Karten setzt, darauf will er sich noch nicht festlegen. “Es kommt auch viel darauf an, wer wie in Form ist. Wir haben drei verschiedene Stürmertypen, von denen jeder seine Qualitäten hat. Es ist einerseits ein Vorteil, wenn du unterschiedliche Spieler einsetzen kannst, auf der anderen Seite hoffe ich natürlich, dass der eine oder andere Stürmer in einen Flow kommt. Dann funktionieren viele Dinge gleich viel einfacher. Nächste Chance dazu: Am Sonntag (16:30 Uhr, live auf ORF eins und Sky) in der Lavanttal-Arena gegen den WAC.

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