Beiträge der Big Five beim ESC 2015: Heuer wird auf die Liebe gesetzt

Die Song Contest-Beiträge der Big Five handeln von der vergangenen, von der einen, großen und unerwiderten Liebe, vom Trennungsschmerz und von Treueschwüren – musikalisch reicht das Spektrum dabei von Opern-Pop bis zu Electro-Swing. Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien singen über die Liebe – Frankreich wagt einen thematischen Ausreißer und singt über den Krieg.

Ann Sophie tritt für Deutschland an

Eine junge, dunkelhaarige Sängerin mit knallroten Lippen und einer furchtbar schlechten englischen Aussprache, die nicht jeden Ton perfekt trifft, dafür aber unheimlich nett wirkt  – das hat Deutschland 2010 den Sieg beim Song Contest den Sieg gebracht. Darauf dass der Lena-Effekt noch einmal den Erfolg garantiert, darf man heuer aber nicht setzen. Stattdessen wird es für

Ann Sophie

vermutlich viele Sympathie-Votings geben: Die 24-Jährige war nämlich nicht die erste Wahl des deutschen TV-Publikums und darf nur zum Song Contest nach Wien fahren, weil der eigentliche Sieger Andreas Kümmert

einen Rückzieher gemacht

und so ESC-Geschichte geschrieben hat – das gab es noch nie. “Black Smoke” handelt von der Liebe, bzw. von einer Liebe, die schon lange nicht mehr ist, einer Trennung und davon, wie schwer es sein kann, die berühmten drei Worte zu sagen.

Ann Sophie tritt mit dem Song “Black Smoke” für Deutschland an.

Frankreich schickt Lisa Angell ins Rennen

Traditionell setzt man in Frankreich auf Song Contest-Beiträge in Landessprache: Der heurige Beitrag “N’oubliez Pas” (“Vergesst nicht”), gesungen von

Lisa Angell

, stellt da keine Ausnahme dar. Zum Erfolg hat das leider schon sehr lange nicht mehr geführt, zum letzten Mal gewann Frankreich den ESC im Jahr 1977. Der Song für den ESC 2015 hätte besser im Vorjahr zum Einsatz kommen können, denn besungen wird in der stimmgewaltigen Ballade das Gedenken an den Ersten Weltkrieg. Robert Goldmann, der den Song geschrieben hat, war jedoch bemüht zu betonen, dass dieses Lied eigentlich “im Herzen” ein Gedenken an jeden Krieg darstelle. Da der Text vermutlich vom Großteil der internationalen TV-Zuschauer nicht verstanden wird, muss dieses schwierige Thema kein Nachteil für die französische Sängerin sein.

Frankreich schickt heuer Lisa Angell mit “N’oubliez Pas” ins Rennen.

Großbritannien entsendet ein Duo

Ein bisschen Retro, ein bisschen Beat, ein bisschen Flirt und ein bisschen Ratgeber – das ist “Still in Love With You” von

Electro Velvet

. Schon jetzt gilt das Duo, das aus Alex Larke und Bianca Nicholas besteht, als Außenseiter beim Song Contest 2015, sticht aber musikalisch gar nicht negativ hervor. Und Außenseiter haben sich beim Song Contest schließlich schon mehr als einmal in der letzten Sekunde zu Favoriten gemausert. Musikalisch trifft bei diesem Beitrag Swing auf Electro – die Stimmen des Duos klingen sehr nach “Adult Contemporary”, dieses Lied ist extrem radiotauglich und wird vermutlich auch in Österreich bald rauf- und runtergespielt.

Großbritannien entsendet das Duo Electro Velvet mit “Still In Love With You” zum Song Contest.

Drei Tenöre singen für Italien

Große Gefühle ausgedrückt durch große Stimmen: Italien fährt heuer schwere Geschütze auf, indem das

Opern-Pop-Trio Il Volo

zum ESC geschickt wird. Auch wenn der Song zunächst nur von Klavier-Geklimper begleitet wird, konnte man doch auf ein komplettes Orchester nicht ganz verzichten – also keine Angst, die Geigen setzen schon noch ein und sorgen zusammen mit E-Gitarren für das für eine aufgeblasene Song Contest-Ballade nötige Drama. Dramatisch ist auch der italienische Text, der von der einzigen großen – vielleicht sogar unerwiderten – Liebe, für die es sich zu kämpfen lohnt, handelt. Gianluca Ginoble, Piero Barone und Ignazio Boschetto haben sich übrigens 2009 über eine Casting-Show kennengelernt und treten seitdem gemeinsam auf, 2011 haben sie es schon einmal in die österreichischen Charts geschafft – ihr Musikstil kommt hierzulande also an.

Für Italien singen heuer die drei Tenöre von Il Volo “Grande Amore”.

Spanien setzt auf Edurne

Gesanglich ist

“Amanecer” von Edurne

eher keine Glanzleistung. Der Song ist sehr klassisch aufgebaut, das Warten auf den Höhepunkt ist jedoch langatmig und letztendlich auch vergebens. Das “EEeEEeO, EEeEEeO” vor dem Refrain ist mehr laut als schön und es drängt sich die Vermutung auf, dass die Traurigkeit über die verlorene Liebe, die der Songtext beschreibt, durch musikalische Eintönigkeit widergespiegelt werden soll. Tragisch dabei: Gesungen wird auf Spanisch, nicht alle Song Contest-Zuschauer werden diese Vermutung also teilen können. Herzzerreißende Worte wie diese hätten auch eine herzzerreißende musikalische Untermalung verdient und nicht diesen uninspirierten Allerweltspop.

Heuer setzt Spanien auf Edurne mit dem Song Amanecer.

Fixplatzierungen im Song Contest-Finale

Die “Big Five” könnte man auch als “Big Spender” bezeichnen – da sie finanziell am meisten beitragen, ist ihnen die Finalteilnahme sicher. Neben den “Big Five” gibt es heuer zwei weitere Länder, die sich einen Platz im Finale nicht durch die Teilnahme an den Semifinali erkämpfen müssen: Als Gastgeberland ist Österreich die Finalteilnahme sicher und “Special Guest” Australien darf bei der allerersten (und vielleicht auch einzigen) Teilnahme die erste Hürde einfach so überspringen.

Mehr Infos rund um den Eurovision Song Contest 2015 in Wien finden Sie hier.
(SVA)