Das diesjährige Motto des Eurovision Song Contest in Kiew haben die Künstler wortwörtlich genommen, denn die 42 teilnehmenden Länder feiern bereits in den beiden Halbfinali am 9. und 11. Mai die Vielfalt ihrer unterschiedlichen Beiträge.
Natürlich dürfen Windmaschinen und Unmengen an Pyrotechnik für das nötige Drama beim Live-Auftritt nicht fehlen, die Sänger sorgen mit ihrem Können für den Rest. Von herzzerreißenden Balladen bis hin zu tanzbaren Beats ist alles mit dabei. Welche optischen und akustischen Highlights und Skurrilitäten sich bereits bei den ersten Proben herauskristallisierten, hat VIENNA.at für Sie zusammengestellt.
Song Contest: Highlights und Hingucker im ersten Halbfinale
Das erste Halbfinale am 9. Mai wird vom “ESC-Bachelor” höchst persönlich eröffnet: Die Schweden schicken mit Robin Bengttsson definitiv ein optisches Highlight ins Rennen und auch gesanglich kann der Beitrag – wie gewohnt – überzeugen. Der smarte Herr im Anzug tanzt sich gemeinsam mit seinen Kollegen am Laufband mit Sicherheit direkt in die Herzen mehrerer Ladies – und so laut Wettquoten auch ins Finale.
Nicht im Anzug, dafür aber im semi-transparenten Mesh-Leiberl und Glitzerhose samt langem Zopf zum Wedeln legt sich Slavko Kalezić für Montenegro ins Zeug. Er selbst bezeichnet sich gerne als Kunst-Bestie und kreativer Freak und schon im offiziellen Video seines Beitrags geizt der Paradiesvogel nicht mit seinen Reizen. Eines ist jetzt schon klar: Sein Live-Auftritt bleibt definitiv im Gedächtnis.
Jener männliche Kollege von Dihaj, der mit aufgesetztem Pferdekopf auf einer Leiter steht, hebt sich definitiv von der Masse ab – dasselbe möchte die Sängerin aus Aserbaidschan mit ihrer modernen Elektro-Ballade erreichen. Dass man mit dem Pferdekopf auch auf dem Roten Teppich eine gute Figur machen kann, ist bereits bewiesen, doch ob Dihaj mit ihrem aufwendig inszenierten Beitrag weiterkommt, zeigt sich am Dienstag.
Bräute in weißen Kleidern, die zu Saxophon-Klängen tanzen und “Hey Mamma” in ihren Brautstrauß singen? Ja, auch das bietet der diesjährige Song Contest, in diesem Fall das Teilnehmerland Moldau. Die besondere Spezialität des Beitrags des Trios SunStroke Project liegt jedoch nicht nur in den Kostümen, sondern in der Verbindung von klassischen Violinen- und Saxofonklängen mit satten Techno-Beats zu eigenwilligen Dance-Nummern.
Ebenfalls ganz in weiß, mit deutlich weniger Stoff und ohne Brautstrauß, aber mit umso mehr Power in der Stimme kämpft Kasia Moś um den Einzug ins Finale. Die Sängerin aus Polen performt solo auf der Bühne, nur ein Violinen-Spieler begleitet sie gemeinsam mit Tier-Projektionen durch ihre dramatische Ballade. Ob der nächste ESC in Warschau stattfinden wird?
Lust auf Party? Dann sollte man den diesjährigen Beitrag von Lettland von Triana Park unbedingt ganz laut aufdrehen. Von der Light-Show, über ein neonfarbenes, blinkendes Bühnenbild bis hin zur Sängerin im geschnürten Outfit mit Schnallen und Nieten ist rein optisch alles dabei. Vielleicht auch gut so, da dies zumindest von der schwachen gesanglichen Leistung ablenkt.
Zweites Halbfinale mit Alpen- und Operngesang
Um patriotisch zu bleiben, zählt natürlich auch Nathan Trents Beitrag für Österreich zu den absoluten Highlights in Kiew. Offenbar ist weiße Kleidung dieses Jahr angesagt, denn auch der Sänger hat sich für ein schlichtes Outfit entschieden. Nur ein Mond und ganz viel Nebel und Wolken helfen ihm bei seiner Solo-Performance, mit der er Europa von seinem Können überzeugen möchte. Luftig-leichte Stimmung garantiert.
Ja, darf Österreich in diesem Jahr denn mit gleich zwei Beiträgen starten? Könnte man angesichts der volkstümlichen Melodie, wie man sie aus Heimatfilmen kennt, doch glatt denken. Im schrägen Cross-Over-Mix von Rumänien trifft Jodeln auf Rap, was sich definitiv zu den Skurrilitäten des ESC zählen lässt. Fakt ist: Der Alpengesang bietet Abwechslung zu anderen Songs des Abends und macht (nach ein paar Gläschen Wein) auch richtig Spaß. Außerdem schlägt der Beitrag den Bogen zum Wettbewerb in Kiew im Jahr 2005, bei dem die Österreicher Global.Kryner mit “Y Así” schon einmal das Jodeln in die Ukraine brachten.
Auch ESC-Urgestein Ralph Siegel probiert’s dieses Jahr wieder einmal – nach 45 Jahren seine immerhin 25. Teilnahme am Song Contest. Allein deshalb gehört die temporeiche Disco-Nummer von San Marino in unseren Überblick. Auch die Sängerin Valentina Monetta zählt mit ihrer vierten Teilnahme bereits zum Inventar der Show, was auch im Social Media schon für ironische Reaktionen sorgte.
Nicht ganz Italiens Il Volo, aber schon ziemlich nahe dran: “Mr. Voice” höchstpersönlich will sich für Kroatien mit einer Hymne an die Freundschaft ins Finale singen. Dass Sänger Jacques Houdek eigentlich Opern-Tenor werden wollte und dazu durchaus das Zeug gehabt hätte, beweist die Kombination aus englischer Pop-Ballade mit epischem Operngesang auf Italienisch.
Die nächsten Künstler ganz in Weiß kommen – wie passend – aus Weißrussland und sorgen mit ganz viel “Hey, Hey” für gute Stimmung und Mitsing-Laune. Die Mission des Folk-Pop-Duos Naviband lautet “Zurück zu den Wurzeln”, deshalb wird der Beitrag auch hauptsächlich in der Landessprache gesungen. Zwischen all den durchgestylten Dance-Nummern und Bond-Balladen eine erfrischende Abwechslung, bleibt nur zu hoffen, dass sich der Rock von Sängerin Ksienija nicht im Ventilator verfängt.
So präsentieren sich die Big Five-Mitglieder
Auch trotz Brexit ist Großbritannien im Song Contest-Fieber und schickt heuer eine stimmgewaltige Ballade ins Rennen. Lucie Jones performt solo auf der großen Bühne und kann dabei gesangstechnisch definitiv überzeugen. Fun Fact: Die Ballade wurde unter anderem von der Hard-Rock-Band The Treatment geschrieben, wobei man den Hard-Rock nun wirklich nicht raushört.
And the winner is – zumindest laut aktuellen Wettquoten – Francesco Gabbani aus Italien mit dem Song “Occidentali’s Karma”. Und ja, Sie haben richtig gesehen, auf der Bühne tanzt auch ein Gorilla. Das Lied behandelt ironisch den westlichen Lebensstil und die Rückkehr zu den Verhaltensweisen unserer tierischen Vorfahren – was somit auch die Frage nach dem Graurücken klärt. Auch die Melodie hat Ohrwurm-Potential.
Nach zwei letzten Plätzen in den vergangenen Jahren will Deutschland heuer wieder voll durchstarten. Levina probiert’s mit “Perfect Life”, was Fans von David Guetta freuen wird, denn schon der Beginn des Songs erinnert nur zu sehr an “Titanium (ft. Sia)”. Laut Wettquoten sieht es für die 1,81 Meter große Blondine jedoch nicht nach einer Top-Platzierung aus.
Die Titelverteidiger aus der Ukraine gehen mit einer rockigen Nummer an den Start: Die fünfköpfige Rock-Gruppe O.Torvald verpackt ihre Botschaft “Ein bisschen Frieden” dabei in harte Töne – und heben sich damit deutlich vom Balladenmeer des Wettbewerbs ab. Laut Wettquoten schaffen sie es aber nur ins Mittelfeld.
(Red; VK)