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Corona-Impfung: Laut AstraZeneca kein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel

AstraZeneca verteidigt seinen Impfstoff.
AstraZeneca verteidigt seinen Impfstoff. ©APA/AFP/VANO SHLAMOV
Nach Berichten über Komplikationen durch Blutgerinnsel verteidigt AstraZeneca seinen Corona-Impfstoff. Eine Datenanalyse von mehr als 17 Millionen geimpften Menschen zeige keinen Zusammenhang mit dem Vakzin.
Österreich impft weiter
Todesfall: Kein Hinweis auf Vakzin
49-Jährige nach Impfung gestorben
Nebenwirkungen von AstraZeneca

Astrazeneca hat seinen Covid-19-Impfstoff nach Berichten über Nebenwirkungen verteidigt. Man sehe kein erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln in Zusammenhang mit dem Vakzin.

Eine Analyse aller Sicherheitsdaten von mehr als 17 Millionen Menschen, die in der EU und in Großbritannien mit dem Mittel geimpft wurden, habe keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko einer Lungenembolie, einer tiefen Venenthrombose oder einen Rückgang der Blutplättchen ergeben, so Astrazeneca am Sonntagabend.

Mehrere Länder stoppten Impfung mit AstraZeneca

Nach Berichten über Komplikationen durch Blutgerinnsel nach der Impfung haben die Niederlande, Irland, Dänemark, Norwegen und Island den Einsatz des Impfstoffs vorübergehend ausgesetzt. Italien und Österreich stoppten die Verwendung von bestimmten Chargen.

Die Niederlande sprachen am Sonntag von einer "Vorsichtsmaßnahme". "Wir können keine Zweifel an dem Impfstoff zulassen", sagte Gesundheitsminister Hugo de Jonge. Es habe keine Vorfälle in den Niederlanden gegeben und es gebe auch keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Impfung und Berichten über mögliche schwere Nebenwirkungen aus Dänemark und Norwegen. "Wir müssen sicherstellen, dass alles in Ordnung ist, deshalb ist es ratsam, vorerst eine Pause einzulegen."

Todesfall in Zwettl: 49-Jährige nach Impfung gestorben

In Österreich war eine 49-jährige Krankenschwester des Landesklinikums Zwettl in Folge schwerer Gerinnungsstörungen gestorben, eine 35-jährige Kollegin entwickelte eine Lungenembolie, befand sich zuletzt jedoch auf dem Weg der Besserung. Bei diesen beiden Fällen in Niederösterreich hatten die betroffenen Frauen zuvor Impfungen aus derselben Charge des Astrazeneca-Impfstoffes erhalten.

Experten warnen vor übereilten Rückschlüssen auf Sicherheit

In Italien warnten Experten unterdessen nach dem zwischenzeitlichen Stopp für Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca in Teilen des Landes vor übereilten Rückschlüssen auf die Sicherheit des Produkts. Die Impfstoffe seien sicher, sagte der Präsident der italienischen Arzneimittel-Agentur Aifa, Giorgio Palù, im Interview mit der Zeitung "La Repubblica" (Montag). Mit mehr Impfungen würden auch mehr unerwünschte Nebenwirkungen registriert.

In der vergangenen Woche hatte die Aifa auf Sizilien die Verabreichung einer Charge von Astrazeneca gestoppt, nachdem ein Marinesoldat rund einen Tag nach der Impfung gestorben war. Am Wochenende hatte außerdem die nordwestliche Region Piemont für wenige Stunden die Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Pharmakonzerns eingestellt. Wie die Region mitteilte, wurde in dieser Zeit die Charge ausfindig gemacht, aus der eine Lehrkraft geimpft wurde, die verstorben war.

"Im Fall von Sizilien handelt es sich um 500.000 Dosen, von denen 250.000 in Italien eingetroffen sind und 170.000 ohne unerwünschte Nebenwirkungen verabreicht wurden", erläuterte Palù. Auch das italienische Gesundheitsministerium hält an dem Impfstoff fest. "Astrazeneca trägt dazu bei, vor der Epidemie zu schützen", sagte Franco Locatelli, ein Experte des Ministeriums, der Zeitung "Corriere della Sera" (Montag). Es sollten keine voreiligen Schlüsse über einen kausalen Zusammenhang gezogen werden. Millionen Menschen in Europa hätten das Vakzin von Astrazeneca erhalten, ohne Probleme zu entwickeln.

Deutschland und Großbritannien halten an Impfstoff fest

Ein Sprecher des deutschen Gesundheitsministeriums erklärte, Deutschland werde den Astrazeneca-Impfstoff weiter einsetzen. Man nehme die Meldungen ernst und prüfe beständig die Datenlage. Derzeit bleibe es aber bei der Linie der Bundesregierung, den Impfstoff weiter zu verwenden.

Auch Großbritannien nutzt den Corona-Impfstoff von Astrazeneca weiter. "Wir prüfen die Berichte genau, aber angesichts der großen Anzahl verabreichter Dosen und der Häufigkeit, mit der Blutgerinnsel auf natürliche Weise auftreten können, deuten die verfügbaren Beweise nicht darauf hin, dass der Impfstoff die Ursache ist", sagte Phil Bryan von der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) einer Mitteilung zufolge.

Experte: "Mehr Zufall als Ursache"

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte in der vergangenen Woche erklärt, es geben keine Hinweise darauf, dass die Fälle von Blutgerinnseln durch die Impfung mit Astrazeneca verursacht wurden - eine Einschätzung, der sich auch die Weltgesundheitsorganisation WHO und das deutsche Paul-Ehrlich-Institut anschlossen. Astrazeneca erklärte, bisher seien 15 Fälle einer tiefen Venenthrombose und 22 Fälle einer Lungenembolie gemeldet worden, was vergleichbar mit anderen zugelassenen Covid-19-Impfstoffen sei.

"Insgesamt kann man mit derzeitigem Kenntnisstand davon ausgehen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Impfung und den wenigen thromboembolischen Ereignissen gibt - statt von einer Kausalität ist eher von einer Koinzidenz auszugehen, also mehr Zufall als Ursache", erklärte Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing. Es sei nun aber "bedauerlicherweise eine weitere vermeintlich negative Nachricht in der Welt, die dem Image des Impfstoffes und der Impfkampagne insgesamt schadet."

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(APA/Red)

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