Bühne beim ESC 2026 in Wien wird herzig und goldig
Das Goldene Wiener Herz als Symbol für den 70. Song Contest im Herzen Europas: Eine herzige Stilistik dominiert den ESC 2026. Das Gold der Secessionskuppel zieht sich durch die Gestaltung der Bühne, die in der Wiener Stadthalle rund 170 Millionen Fernsehzuschauer begrüßen soll. Zugleich unterstrich ORF-Generaldirektor Roland Weißmann bei der Präsentation am Dienstag, dass in der Debatte um die Teilnahme Israels seine Hand weiter in Richtung der Boykottierer ausgestreckt sei.
"Lassen Sie uns hier ein friedliches Fest feiern"
"35 ist eine tolle Zahl - und vielleicht überlegt es sich der eine oder andere noch", zeigte sich Weißmann vor Medien nach der gestrigen Bekanntgabe der Teilnehmerliste zuversichtlich in Richtung Spanien, Irland, den Niederlanden, Slowenien und Island, die allesamt wegen Israel ihren Rückzug bekanntgegeben hatten. Dieser Schritt sei nach einer respektvollen, beinahe beispielgebenden Diskussion innerhalb der Rundfunkunion (EBU) geschehen: "Wenn man so miteinander umgeht, wie wir in der EBU miteinander umgegangen sind, dann ist mir nicht bang."
Bei allem Verständnis müsse man die Dinge aber auch richtig einordnen und dürfe nicht überdramatisieren: "Kommen wir ein bisschen auf den Boden zurück. Es sind öffentlich-rechtliche Sender, die Künstler entsenden - nicht ein Land oder eine Regierung", so Weißmann: "Die Welt ist grausam genug - lassen Sie uns hier ein friedliches Fest feiern." Dazu gehöre auch, dass man andere Meinungen und Standpunkte anhöre, und "dass wir akzeptieren, dass jemand seinen Siegespokal zurückgibt. Das ist okay."
Auch wenn man angesichts der Entwicklung mit 35 Ländern nun für Wien die niedrigste ESC-Teilnehmerzahl seit vielen Jahren zu verzeichnen habe, gelte dank vorsichtiger Budgetierung: "Es ist finanziell keine Belastung. Alles im grünen Bereich."
Wieder für Bühne bei Wiener ESC verantwortlich
Alles im goldenen Bereich wird hingegen auf der Bühne gelten, für die wieder ESC-Routinier Florian Wieder verantwortlich zeichnet. "Wir haben nicht eine Bühne, sondern wir wollen, dass die Show in der gesamten Halle stattfindet", so der 57-Jährige. Stilistisch hat man sich bei dem Bühnengeflecht, das sich durch die Stadthalle ziehen soll, an der floralen Ornamentik und dem Goldglanz der Secessionskuppel orientiert. "Bei uns stand das Goldene Wiener Herz im Zentrum", band ORF-Artdirector Michael Hajek das kardiologische Konzept an den Austragungsort.
Außerdem findet sich auf der Stage ein Element, das entfernt an einen Violinschlüssel erinnert, denn "neben der Secession war auch die Wiener Oper eine große Inspiration", unterstrich Wieder. Ein Herzstück wird dabei auch die musikalische Gestaltung sein, für die Dorothee Freiberger und Martin Gellner verantwortlich zeichnen. "Für uns war 'Die Zauberflöte' die Grundlage der Motive", umriss Freiberger das Konzept: "Wir haben versucht, eine Brücke zu schlagen zwischen Moderne und Wiener musikalischem Herzschlag." Und so findet sich etwa der Papageno-Pfiff in den Einspielungen.
Groiss-Horowitz: "Unglaublich mondäne Bühne"
"Es ist eine unglaublich mondäne Bühne, die sehr wandelbar ist", konzedierte ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz. Ob rund um diese aufwendige LED-Skulptur dann ausschließlich gefeiert oder gegebenenfalls auch protestiert wird, wird sich erst noch weisen. Als öffentlich-rechtlicher Sender sei man jedenfalls dem Journalismus verpflichtet und wolle nichts ausblenden, müsse aber auch die Verhältnismäßigkeit wahren, unterstrich Groiss-Horowitz: "Wenn es große Proteste gibt, dann werden wir das nicht verschweigen. Aber wenn es kleinere Gruppen gibt, dann muss man nicht auf jeden Protestler schneiden." Künstlich über Aufnahmen gelegter Applaus werde es jedenfalls definitiv nicht geben. Und auch Executive Producer Michael Krön unterstrich: "Wenn es nach mir geht, werden wir nichts schönen, denn unsere Aufgabe ist, herzuzeigen, was ist."
Dabei sollen, wenn es nach dem ORF-Generaldirektor geht, nicht nur der öffentlich-rechtliche Medientanker, sondern auch andere journalistische Flakschiffe des Landes beitragen. "Lasst uns ein Fest für Österreich in Österreich machen", motivierte Weißmann die außerhäusige Kollegenschaft zur breiten Kooperation: "Wir haben bereits ein kleines Rechtepaket geschnürt, das in den kommenden Tagen an alle Medien in Österreich versendet wird."
Bis hier Entscheidungen gefallen sind, hat sich die Frage der Zahl möglicher Ticketkäufer längst schon geklärt. So läuft die für Interessenten notwendige Vorregistrierung noch zwei Tage lang. Wer sich nicht bis 18. Dezember kurz vor Mitternacht registriert hat, kann keine Karten für die Liveshows erwerben. Bis dato seien bereits über 200.000 Registrierungen eingegangen, so Krön, wobei diese noch nicht von möglichen Bot-Bestellungen gesäubert seien. Mit dieser Zahl liege man aber jedenfalls leicht über jenen für die Shows in Basel heuer.
(APA/Red)