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Zu Gast bei CSI Vienna

©Vienna.at
Jeder kennt CSI aus dem Fernsehen, doch wie sieht die Realität aus? Ist der Job, den Oberst Wolfgang Haupt und Chefinspektorin Bettina Bogner im Landeskriminalamt Wien machen, genauso wie wir uns das vorstellen? Vienna Online sprach mit den beiden Polizei-Profis.
Bilder vom CSI-Besuch

1)    Kann man das Landeskriminalamt als CSI Vienna bezeichnen?

Bogner:  Durchaus, die Arbeit ist schon mit der Fernsehserie zu vergleichen. Aber natürlich gibt es wesentliche Unterschiede: Vor allem die Zeit in der das TV-Team die Fälle löst – bei uns dauert das wesentlich länger. Und bei uns gibt es klare Aufgabenteilung – Wer Spuren sichert, wird niemals Verdächtige befragen.

Haupt: Ich wurde sogar schon einmal als „Horatio aus Wien“ bezeichnen. Für viele ist unsere Tätigkeit leichter zu verstehen, wenn sie unsere Arbeit mit der Serie vergleichen können. Schlecht für uns ist dann aber der sogenannte CSI-Effekt, dh Leute erwarten das Gleiche wie in der Serie. Das funktioniert natürlich nicht …

2)    Was genau ist Ihre Arbeit beim LKA?

Haupt: Ich bin Leiter des Assistenzdienstes im LKA. Das heißt, ich leite insgesamt 8 Assistenzbereiche, die sich aus Analyse, Operative Sondereinsatzmittel (technische Observation), Kriminalprävention, die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (Taschendiebstahl, Einbruch, Suchtmittel), Informationstechnologie und Beweissicherung, Tatort und der Kriminaltechnik zusammensetzen.

Bogner: Und ich leite die Kriminaltechnik. Wir untersuchen Schusswaffen, Dokumente, Suchtmittel, Werkzeugspuren und Schlösser, Mikrospuren, Spuren nach Verkehrsunfällen, Schuh – und Reifenspuren, Blutspurenverteilungsmuster,…… (= klassische Kriminaltechnik) und entwickeln in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Wien neue Methoden für die Anwendung am Tatort – z.B. die Pollenuntersuchung gemeinsam mit Fr. Prof. Martina WEBER, Inst. für Strukturelle Botanik.

3)    Wie sind Sie zum LKA gekommen?

Bogner (lacht): Durch eine Wette. Damals in Oberösterreich wollte mein Vater einem hochrangigen Exekutivbeamten zeigen, dass auch Frauen den Aufnahmetest schaffen. Ich sah das als Herausforderung und schaffte den Test und die Ausbildung. Mit meinem Background als Chemikerin fühle ich mich nun in der Kriminaltechnik sehr wohl.

Haupt: Für mich gab es zwei Wunschberufe als Kind: Förster oder Arzt, nun bin ich bei der Polizei und darüber sehr glücklich.

4)    Gibt es Fälle, die Ihnen besonders liegen?

Bogner: Besonders interessant sind für mich Fälle, die neue Perspektiven eröffnen. Es geht mir nicht um viel Blut oder besondere Grausamkeit, mehr um die Methode dahinter – Wie finde ich den Täter? Wie kann ich das Verbrechen rekonstruieren?

Haupt: Ich habe eine professionelle Einstellung. Ich sehe nicht den Mord, sondern das Schicksal dahinter: Wie kann ich den Hinterbliebenen helfen?  Prävention ist hierbei natürlich auch ganz wichtig.

5)    Vervollständigen Sie den Satz: Als Polizist muss man …

Bogner:  … Menschen lieben.  Man sieht teilweise sehr schlimme Dinge. Wenn man Menschen nicht lieben würde, wäre es schwer nicht nur ans Schlechte zu denken. Es ist wirklich so: Nicht alle Menschen sind schlecht!

Haupt:  … Objektiv sein! Bei uns im LKA hilft es wenn man auch einen Gerechtigkeitssinn hat, eine gewisse Kompetenz, Menschlichkeit, Ausdauer und Motivation.

6)    Was war das aufregendste oder bewegendste Erlebnis in Ihrer bisherigen Laufbahn?

Bogner: Da gab es viele. Aber die Tatortarbeit im Kosovo und das menschliche Feedback, das ich dort bekommen habe, was sehr bewegend. Auch der Mordversuch an einem jungen Mädchen in Oberösterreich machte mir zu schaffen  - man fragt sich schon, wäre es nicht besser gewesen das arme Mädl wäre gestorben. Natürlich macht man sich auch seine Gedanken und ist nicht nur hart …

Haupt: Die Causa Fuchs war sehr spannend. Im Zuge dessen habe ich bei der Sicherung der Computerdaten geholfen.

7)    Was ist ihr Ausgleich?

Bogner:  Ich bekenne mich, ich bin 24 Stunden bei der Polizei. Ich bemühe mich auch nicht, mein Privatleben und den Beruf zu trennen. Das Wichtigste ist zu wissen, dass man alles gemacht hat um zu helfen. Aber auch ich spreche natürlich mit meinen Freunden und mache auch mal ganz normale Dinge.

Haupt: Ich komponiere, spiele Klavier, reise gerne und verbringe Zeit mit meiner Familie.

8)    Welchen Rat können Sie Frauen geben, die auch zur Polizei wollen?

Bogner: Nicht locker lassen. Auch heute ist die Polizei noch immer ein männlich dominierter Bereich. Man muss sich einfach seine Authentizität bewahren. Das gilt natürlich für Männer und Frauen …

 

 

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