Wie berichtet wurde der Häftling, ein 51-jähriger Wiener, bei einem Freigang in Wien-Favoriten angeschossen. Deshalb hat sich nun ein 48-jähriger Taxifahrer, der dem Freigänger zwei Schüsse ins Gesicht zufügte, wegen versuchten Mordes vor Gericht zu verantworten.
“Ich wollt’ ihn erschrecken, aber nie verletzen oder umbringen. Denkzettel ist das falsche Wort, aber ich wollt’ ihm sagen, dass er mich in Ruhe lassen soll”, hat am Freitag ein 48-jähriger Wiener einem Schwurgericht im Straflandesgericht erklärt.
Schüsse auf den Freigänger
Der Taxifahrer hatte am Abend des 8. Februar 2012 aus seinem Fahrzeug heraus einem 51 Jahre alten Mann aus einer Entfernung von rund eineinhalb Metern in den Kopf geschossen.Das Opfer befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einem Freigang. Knapp eine Woche später hätte der Mann wegen guter Führung aus einer 15-jährigen Freiheitsstrafe vorzeitig bedingt entlassen werden sollen. Weil er seinerzeit einen Schuldner, bei dem er mit knapp 145.000 Euro in der Kreide stand, umbringen hatte lassen, war er rechtskräftig wegen Anstiftung zum Mord verurteilt worden.
Der 51-Jährige, der seit 2009 zwecks seiner Resozialisierung regelmäßig Freigänge gewährt bekommen hatte, war zuletzt mit einer Frau liiert, mit der der Angeklagte kurzzeitig verheiratet war. Sie dürfte der Grund gewesen sein, warum der Taxler ihn “schlichtweg wegputzen wollte”, wie sich Staatsanwalt Marcus Schmitt ausdrückte. “Das Motiv war Eifersucht”, sagte der Ankläger, “er wollte an seine Stelle treten. Er wollte ihn nicht als Nebenbuhler neben sich dulden.”
Taxifahrer passte Konkurrenten ab
Da der Taxilenker wusste, dass seine Ex-Frau den Konkurrenten gegen 22.00 Uhr bei sich zu Hause erwartete, passte er diesen laut Anklage an einer Kreuzung vor ihrer Wohnhaus-Anlage ab. Als er den auffallenden Audi A6 wahrnahm, nahm er die Verfolgung auf. Als sich der 51-Jährige vor dem Haus einparkte und aussteigen wollte, hielt der Taxler neben dem Fahrzeug seinen Wagen an, kurbelte das Fenster der Beifahrerseite herunter, richtete eine mit einem Schalldämpfer versehene Pistole auf den Mann und drückte zweimal ab, wobei er auf den Kopf zielte.
Eine Kugel traf die Schulter, die zweite das Kinn. Der Schwerverletzte sackte zusammen, konnte allerdings noch seine Frau anrufen und “Ich bin angeschossen worden! Hilf mir, ich steh vor dem Haus!” stammeln.
“Er hat auf mich gezielt, als ob er eine Freud’ gehabt hätte”
Die 54-Jährige lief in der Unterwäsche auf die Straße, als ihr der Angeschossene blutüberströmt entgegentorkelte. Der Mann wurde umgehend ins Spital geflogen und notoperiert.
“Er hat heroisch auf mich gezielt. So, als ob er eine Freud’ gehabt hätte”, erinnerte er sich nun im Zeugenstand. Auf die Frage, ob er bleibende Schäden davon getragen habe, erwiderte der 51-Jährige: “Jeden Tag, wenn ich in den Spiegel eine schau, seh’ ich, dass ich ang’schoss’n worden bin. Witzig ist das net.”
Während der Schütze ausgeforscht und in U-Haft genommen wurde, hat der 51-Jährige nach seiner Genesung im März seine Freundin geheiratet.
“Er war besessen von mir, wollte mich mit aller Gewalt zurück”
Der angeklagte Taxifahrer behauptete, sich angesichts der bevorstehenden Entlassung des 51-Jährigen vor diesem gefürchtet zu haben. “Aus Angst” und weil dieser “eine Vorgeschichte hat”, habe er ihn mit den Schüssen schrecken wollen: “Ich wollte ihm zeigen, dass es mich gibt.” Dieser habe ihm nämlich aus dem Gefängnis heraus gedroht und – offenbar auf der Suche nach ihm – bei seinen Freigängen in alle möglichen Taxis geblickt, erklärte der Angeklagte.
Ausschlaggebend dafür wären offenbar seine Kontakte zu seiner Ex-Frau gewesen, die der 51-Jährige falsch ausgelegt hätte. “Wir waren freundschaftlich. Aber Sex hat mich nicht interessiert. Ich war ein Gentleman halt”, tönte der Taxler.
Nach vier Wochen Ehe-Aus
Die Ex-Frau des Angeklagten schilderte das als Zeugin anders: “Er war besessen von mir. Ich war die einzige Frau für ihn. Er wollte mich mit aller Gewalt zurück.” Die Ehe zu dem Taxler hatte übrigens ganze vier Wochen gehalten. Dann kam die Frau dahinter, dass er sie mit einer anderen betrog, worauf sie die Scheidung einreichte.
“Ich hab’ überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich ihn treffe. Ich hab’ nicht auf ihn gezielt”, insistierte der Angeklagte in seinem Schlusswort. Nach den Schüssen hatte er die Tatwaffe in der Donau versenkt und war anschließend seelenruhig bis 1.00 Uhr seinem Beruf nachgegangen. Mit dem Urteil im Fall um den angeschossenen Freigänger war nicht vor 15.00 Uhr zu rechnen.
(apa/red)