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Stadtsenat gedachte Terror-Opfer von Wien

Bürgermeister Michael Ludwig sprach allen Betroffenen des Terroranschlags sein Mitgefühl aus.
Bürgermeister Michael Ludwig sprach allen Betroffenen des Terroranschlags sein Mitgefühl aus. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Am Mittwoch fand im Wiener Rathaus eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Anschlags statt. Bürgermeister Michael Ludwig betonte dabei, dass man sich von diesem Terrorakt "nicht in die Knie zwingen lassen" wird.
Ludwig lobte Einsatzkräfte
Anschlag war nur Frage der Zeit
"Gefühl wie in einer anderen Welt"
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Der Wiener Stadtsenat hat am Mittwoch in einer Sondersitzung im Rathaus den Opfern des Terroranschlags am Montagabend gedacht. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betonte, dass sein Mitgefühl den Angehören der getöteten Menschen sowie den Verletzen gelte. "Wir werden deutlich machen, dass wir uns von diesem Terrorakt nicht in die Knie zwingen lassen", versicherte er.

"Weichen dem Terror keinen Millimeter"

Viele in der Stadt seien davon überzeugt gewesen, dass ein derartiger Akt in Wien nicht stattfinden werde. "Diese Hoffnung ist an diesem Abend zerstört worden", sagte Ludwig. Aber den Feinden der humanistischen Werte werde man "keinen Millimeter" einräumen, versprach er. An der Gedenkveranstaltung nahmen neben dem Bürgermeister die amtsführenden und nicht amtsführenden Stadträtinnen und Stadträte, die Klubobleute, die Präsidenten des Landtags und die Vorsitzenden des Gemeinderats teil.

Bei dem Anschlag in der Innenstadt sind vier Passanten getötet und mehr als 20 Personen verletzt worden. Auch der Attentäter - bei dem es sich laut den Ermittlungsbehörden um einen islamistischen Einzeltäter gehandelt haben dürfte - wurde von der Polizei erschossen.

Ludwig dankte Einsatzkräften

"Der Grund unseres Zusammenkommens ist ein schrecklicher und furchtbarer", hielt Bürgermeister Ludwig fest. "Das Jahr 2020 ist für uns alle ein sehr schwieriges Jahr." Neben der sehr fordernden Coronakrise sei nun der gesellschaftliche Zusammenhalt auch nach dem Terroranschlag nötig.

Viele Menschen hätten am Tag vor dem zweiten Lockdown einen schönen Herbstabend nutzen wollen und die Gelegenheit genutzt, "unsere wunderschöne Stadt" zu genießen. Der heimtückische Anschlag sei auch ein Anschlag auf das demokratische Zusammenleben. Worte vermögen nicht auszudrücken, wie schwer der Verlust für jene sei, die Angehörige und Freunde verloren hätten.

Er bedankte sich im Namen aller politischen Verantwortlichen bei den Einsatzkräften. Die Polizei sei sehr schnell eingeschritten und habe den Terroristen innerhalb weniger Minuten aus dem Verkehr gezogen. Die Rettung und andere Organisationen hätten die Polizei in jener Nacht unterstützt. Auch die Wiener Linien hob Ludwig hervor - die dafür gesorgt hätten, dass Menschen, die sich in der Innenstadt aufgehalten haben, diesen Bereich geregelt verlassen konnten. "Denn nichts wäre schlimmer gewesen, als wenn eine Paniksituation aufgetreten wäre."

Das Zusammenspiel der Einsatzorganisationen werde seit Jahren geübt. Dies habe sich bewährt: "Wir werden das weiter ausbauen, denn niemand weiß, welche Herausforderungen in Zukunft die Stadt und die Bevölkerung treffen."

Große Welle der Solidarität nach Anschlag in Wien

Ludwig hob auch die Solidarität hervor, die sowohl aus den Bundesländern als auch international bekundet worden sei. Viele Städte, mit denen man eng verbunden sei, hätten sich sofort gemeldet und auch Hilfe angeboten. Der Bürgermeister nannte hier etwa Bratislava, Budapest, Prag, Belgrad, Sofia, Laibach, Krakau, Warschau, Athen, London, Madrid, Barcelona, Paris oder Tel Aviv. Auch die UNO und die Europäische Union sowie die OPEC hätten sich geäußert.

Der Stadtchef erinnerte daran, dass die OPEC 1975 ebenfalls Ziel eines Anschlags in Wien geworden sei. Auch auf die Ermordung des Stadtrats Heinz Nittel 1981, den Anschlag auf die Synagoge und den Terrorakt am Flughafen 1985 ging Ludwig ein. Bei letzterem sei eine Lehrerin von ihm vor dem Schalter der Fluglinie El Al erschossen worden, berichtete Ludwig. Auch an die Briefbombenattentate 1993 erinnerte er - wobei Ludwig seine Rede heute unter dem Porträt des prominentesten Opfers, Helmut Zilk, hielt. Das Porträt des damaligen Bürgermeisters hängt im Stadtsenatssitzungssaal.

Die Künstlerin Maria Lassnig habe Zilk dort mit gesunder Hand verewigt, die auf dem Gemälde noch dazu sehr groß erscheine. Die starke Hand sollte ein Symbol dafür sein, dass Terrorakte die Stadt Wien nicht in die Knie zwingen werden, erläuterte Ludwig: "Das hat für damals gegolten und das gilt auch für heute." Terror wolle destabilisieren. Aber die Solidarität der Bevölkerung und der Politik über die Parteigrenzen hinweg zeige, dass dies nicht gelingen werde. Wichtig sei nun, das Gemeinsame vor das Trennende zu rücken.

Schweigeminute und Kondolenzbuch

Ludwig lobte auch Personen, die während des Terrorakts Zivilcourage bewiesen hätten. Er habe bereits mit zwei türkischstämmigen Wienern gesprochen, die einen Polizisten gerettet haben, berichtete er. Diese hätten stolz berichtet, dass sie Wurzeln in einem anderen Land hätten und auch bekennende Muslime seien, dass sie aber gerade deshalb diesen Anschlag besonders verurteilen.

Nach der Rede des Stadtoberhaupts folgte eine Schweigeminute, nach der die Bundeshymne und die Europahymne abgespielt wurden. Anschließend trugen sich Ludwig und die Teilnehmer der Sondersitzung in ein Kondolenzbuch ein.

(APA/Red)

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