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SPÖ-Spitzenkandidat Ludwig vor Wien-Wahl bescheiden: "Vertraue ganz stark auf unsere eigene Stärke"

Bürgermeister Michael Ludwig stellte sich in der "Zeit im Bild" den kritischen Fragen von ORF-Anchor Armin Wolf - unter anderem ging es um die Corona-Testsituation in Wien, Integration, umfassende Pläne für Radfahrer sowie mögliche Koalitionen nach der Wien-Wahl.
Wahlkampfauftakt: Ludwig kündigt neue Corona-Hilfen an
Wahlprogramm der SPÖ zur Wien-Wahl

Michael Ludwig, amtierender Wiener Bürgermeister und SPÖ-Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl am 11. Oktober 2020, musste am Dienstagabend im "Zeit im Bild"-Interview mit Armin Wolf so manche Strategie verteidigen, die in Wien momentan verfolgt wird - etwa zum Thema Corona-Testungen.

Meiste positive Corona-Tests in Wien: Ludwig über Wiens Corona-Strategie

Auf Wolfs kritisches Hinterfragen der in Wien bestehenden Corona-Situation mit einer gelben Corona-Ampel bei zahlreichen Neuinfektionen, der Hälfte der aktiven Corona-Fälle in ganz Österreich sowie tagelangem Warten auf die Durchführung und das Ergebnis von Corona-Tests, verwies Ludwig darauf, dass in Wien sehr viel und auch anders getestet werde als im Rest Österreichs und man 4.000 Infizierte, die sonst keinerlei Corona-Symptome aufwiesen, überhaupt nur anhand dieser Teststrategie entdeckt habe.

Eine große Hilfe seien dabei laut Ludwig die mit Unterstützung der Stadt Wien entwickelten Gurgeltests für Schüler. Der Bürgermeister verwies zudem auf einen nächsten Schritt, bei dem man auch ein eigenes Testsystem für Kindergartenkinder entwickeln wolle. Der Ausbau des Gesundheitswesens sowie die Aufstockung von Personal seien hier Ziele. Auch hinsichtlich der Abwicklung der Wien-Wahl trotz Corona-Krise zeigt sich Ludwig zuversichtlich, eine sichere Wahl durchführen zu können.

Zentrales Wahlthema Integration

Angesprochen auf alarmierende Zahlen im jüngst präsentierten Wiener Integrationsbericht, laut dem etwa zwei Drittel der Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Bildungsziele nicht erreichen, verwies der SPÖ-Spitzenkandidat auf den kostenfreien Kindergarten, den nur Wien anbietet, die neue kostenfreie Ganztagsschulen und das Jugendcollege als Brücken von der Schule zum Berufsleben. Wolf blieb jedoch dabei: "Offenbar tun Sie zu wenig."

Als weiteres Integrationsthema sprach Wolf den Umstand an, dass 30 Prozent der in Wien lebenden Menschen bei der Wien-Wahl nicht wahlberechtigt sind und erkundigte sich nach Ludwigs persönlicher Einstellung hierzu. Ludwig fand hier nach einigen ausweichenden Antworten klare Worte: "Ich finde, dass das Wahlrecht mit der Staatsbürgerschaft verbunden sein sollte."

SPÖ-Programm: Radwege verzehnfachen - 180.000 Parkplätze einsparen?

Auch einzelne Punkte des aktuellen SPÖ-Wahlprogramms fanden im ZIB-Interview Erwähnung - so wollte Wolf genauer wissen, ob Ludwig bewusst sei, dass die bis 2030 angestrebte Verzehnfachung der Wiener Radwege um 460 neue Kilometer bedeuten würde, dass 130.000 bis 180.000 Parkplätze den Radfahrern weichen müssten.

Der Bürgermeister gab zurück, die von Wolf angesprochene Erhebung nicht zu kennen und betonte, dass seiner Meinung nach das Miteinander der Verkehrsteilnehmer gut organisiert sein müsse und die Möglichkeit, in Wien mit dem Rad unterwegs zu sein, gefördert werden solle.

Unangemessene Bescheidenheit beim Wien-Wahl-Ziel der SPÖ

Hinsichtlich des SPÖ-Wahlziels, lediglich das letzte Wahlergebnis halten zu wollen, ortete Wolf unangemessene Bescheidenheit: "Die Freiheitlichen wird es zerbröseln, da werden 150.000 Stimmen der FPÖ frei." Alles unter 42 oder 43 Prozent für die SPÖ sei laut Wolf demzufolge "peinlich."

Ludwig gab sich wie schon in früheren Gesprächen zu diesem Thema zurückhaltend, was allzu großen Optimismus betrifft, verwies auf die große Zahl an Wechselwählern und räumte ein: "Ich stelle ein Angebot an alle Wienerinnen und Wiener und nicht eine spezielle Zielgruppe. Ich glaube das kann attraktiv sein für Wienerinnen und Wiener, die bisher ganz unterschiedliche Parteien gewählt haben." Einen von Wolf angesprochenen etwaigen Traum einer absoluten Mandatsmehrheit bezeichnete er als "absolut unrealistisch".

Koalition: Einzig FPÖ und Strache ausgeschlossen

Zum Thema mögliche Koalitionen nach der Wien-Wahl gab Ludwig keine Präferenzen an, auch wenn sich etwa die NEOS als möglicher Partner aktiv anbieten würden und die ÖVP laut Wolf eine gute Strategie wäre, weil diese dann "nicht mehr Wien als Feindbild hätte". Der SPÖ-Spitzenkandidat stellte jedoch einzig klar, dass es keine Koalition mit der FPÖ und dem Team HC Strache geben werde. "Das haben wir ausgeschlossen."

Zur prinzipiellen Einstellung der SPÖ in Hinblick auf die Wahl am 11. Oktober konstatierte Ludwig: "Ich vertraue ganz stark auf unsere eigene Stärke und auch auf die Vorstellungen, die wir für die Zukunft der Stadt haben."

(red)

>>FPÖ-Chef Nepp vor Wien-Wahl kämpferisch: "Wir holen uns ein Prozent pro Woche zurück"

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