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Omikron-Variante bereits in Europa angekommen

Die neue Omikron-Variante des Coronavirus bereitet Sorgen.
Die neue Omikron-Variante des Coronavirus bereitet Sorgen. ©APA
Weltweit haben Dutzende Länder wegen der Omikron-Virusvariante Alarm geschlagen und auch in Europa wurde die Mutante bereits in mehreren Ländern nachgewiesen. Auch in Tirol gibt es einen Verdachtsfall.
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Erster Verdacht in Österreich

Die jüngste Variante des Coronavirus hat bereits mehrere europäische Länder erreicht. In Deutschland und Italien sind am Samstag insgesamt drei Fälle bestätigt worden, auch in Tschechien ergab eine Genomsequenzierung "90-prozentige Sicherheit" auf die Mutation, bei der Impfungen nur schwach wirken sollen. In den Niederlanden sollen es Dutzende Flugpassagiere aus Südafrika in sich tragen, die am Freitag positiv getestet worden waren.

61 Fluggäste in den Niederlanden positiv

Man sei sich diesbezüglich "zu 95 Prozent" sicher, weil erste Schnelltests von der Delta-Variante abweichende Ergebnisse gezeigt hätten, hieß es am Samstagabend von den niederländischen Behörden. Gewissheit soll es am morgigen Sonntag geben. Bei insgesamt 61 Fluggästen war das Coronavirus festgestellt worden. Alle positiven Passagiere wurden in einem Hotel am Flughafen Schiphol isoliert.

Die Fälle seien unter 600 Reisenden festgestellt worden, die am Freitag mit zwei Flügen aus Südafrika eingereist waren. Die Schweizer Behörden verschärften indes ihre Einreisebestimmungen für die Niederlande, Großbritannien, Tschechien, Ägypten und Malawi. Reisende aus diesen Ländern müssen nach der Einreise verpflichtend zehn Tage in Quarantäne.

Omikron-Mutante auch in Bayern und Mailand

In Bayern teilte Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Samstag mit, dass die Omikron-Mutation bei zwei Personen in München festgestellt worden sei. Am Abend teilten die italienischen Behörden mit, dass ein Flugpassagier in Mailand positiv auf die möglicherweise gegen die Impfung resistente Variante getestet worden war. Das Krankenhaus im nordböhmischen Liberec (Reichenberg) wiederum sprach von hoher Gewissheit beim tschechischen Fall.

Alle drei Passagiere waren schon vor einigen Tagen aus Afrika eingereist. Die beiden Fluggäste in München seien am Mittwoch mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen, sagte Holetschek. Sie befanden sich seit Donnerstag nach einem positiven PCR-Test in häuslicher Isolation, hieß es. Der Passagier in Italien sei "vor einigen Tagen" aus Mosambik eingereist und positiv getestet worden, meldete die Nachrichtenagentur ANSA. Er sei im süditalienischen Kampanien ansässig. Der Mann sei doppelt geimpft und weise nur leichte Krankheitssymptome auf, hieß es.

Möglicher Omikron-Fall in Tschechien

In Tschechien ist nach Angaben von Ministerpräsident Andrej Babis eine Frau betroffen, die von Namibia über Südafrika eingereist war. Auch sie sei geimpft gewesen und habe einen leichten Krankheitsverlauf. Gewissheit darüber, ob sie mit Omikron infiziert ist, soll eine Analyse im nationalen Referenzlabor in Prag bringen.

Dänemark meldet Verdachtsfälle

Dänemark meldete am späten Samstagabend zwei Omikron-Verdachtsfälle. Es handle sich um Personen, die aus Südafrika eingereist waren, teilte Gesundheitsminister Magnus Heunicke mit. Man habe einen "begründeten Verdacht", doch müsse noch die Genomsequenzierung abgewartet werden, hieß es.

In Deutschland gab es noch einen weiteren Verdachtsfall in Frankfurt am Main. Genauere Erkenntnisse zu diesem sollte es am Montag geben. Dann werde mit der vollständigen Sequenzierung gerechnet, teilte das Gesundheitsamt der deutschen Finanzmetropole mit. In Europa war Belgien das erste Land, in dem die neue Variante nachgewiesen wurde. Zuerst war sie in Südafrika festgestellt worden. Auch Israel, Hongkong und Botswana haben Omikron-Fälle gemeldet.

Drakonische Maßnahmen in Großbritannien nach Infektionen

Großbritannien meldete am Samstag ebenfalls zwei Omikron-Fälle. Premierminister Boris Johnson verhängte daraufhin drakonische Maßnahmen. Alle Einreisenden müssen demnach in Quarantäne. Vorgeschrieben sei ein PCR-Test am zweiten Tag nach der Einreise, und die Quarantäne dürfe bis zum Vorliegen des negativen Testergebnisses nicht verlassen werden. Zuvor hatten sich zahlreiche Staaten, darunter Österreich, mit Einreiseverboten aus dem südlichen Afrika versucht, sich gegen Omikron zu wappnen. Allerdings wurde schon am Samstag auch hierzulande der erste Omikron-Verdachtsfall gemeldet, und zwar in Tirol.

Weltweit haben Dutzende Länder wegen der Virusvariante Alarm geschlagen, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO nach dem griechischen Buchstaben Omikron benannt und als besorgniserregend eingestuft wurde. Wissenschafter befürchten ein erhöhtes Ansteckungsrisiko und eine verringerte Wirksamkeit herkömmlicher Impfungen. Bis jedoch Klarheit besteht, dürften Wochen vergehen.

Für PCR-Tests nur schwer zu erkennen

Zwei bestätigte Omikron-Infizierte in Hongkong weisen offenbar eine sehr schnell ansteigende Viruslast auf. Die PCR-Tests der zwei Männer, die wenige Tage zuvor noch negativ ausfielen, enthielten einen Ct-Wert von 18 und 19. "Das ist wahnsinnig hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass die zwei bei den letzten PCR-Tests noch negativ waren", schrieb der Epidemiologe Eric Feigl-Ding, der lange Zeit an der Universität Harvard forschte. Es sehe so aus, als ob die Variante dem Impfschutz tatsächlich entgehen könnte, so Feigl-Ding weiter.

Laut Angaben der Hongkonger Regierung wurde die Omikron-Variante des Coronavirus von einem Reisenden aus Südafrika eingeschleppt, der sich seit seiner Ankunft am 11. November in einem Quarantäne-Hotel befand. Am 13. November wurde er dann positiv getestet. Es wird davon ausgegangen, dass der Mann trotz strenger Isolation einen 62-Jährigen (richtig: 62-Jährigen) im gegenüberliegenden Zimmer des Quarantäne-Hotels angesteckt hat. Dieser wurde am 18. November während seines vierten PCR-Tests positiv getestet. In beiden Fällen wurde bei einer späteren Genomsequenzierung deutlich, dass sie sich mit der Omikron-Variante infiziert hatten.

Hoffen auf leichte Verläufe

Die bis dato mit Omikron infizierten Menschen in Südafrika sind laut der dortigen Medizinervereinigung SAMA bisher nicht schwer erkrankt. Die Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands, Angélique Coetzee, sagte, dass die bisher in ihrem Land festgestellten Fälle nicht schwerwiegend seien. Allerdings seien die Untersuchungen zu dieser Variante noch in einem sehr frühen Stadium. In dem Land seien nur rund 24 Prozent der Menschen voll geimpft. "Die Patienten klagen meist über einen schmerzenden Körper und Müdigkeit, extreme Müdigkeit, und wir sehen es bei der jüngeren Generation, nicht bei den älteren Menschen", sagte sie. Es handle sich nicht um Patienten, die direkt in ein Krankenhaus eingeliefert würden, sagte Coetzee dem Sender BBC. Dem "Telegraph" sagte sie, man müsse sich aber Sorgen machen, dass die neue Variante ältere Menschen, die zusätzlich an Diabetes oder Herzkrankheiten litten, viel härter treffen könnte.

Jahrelange Impfungen nötig

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte unterdessen vor der Entstehung noch gefährlicherer Varianten des Coronavirus. "Meine große Sorge ist, dass es zu einer Variante kommen könnte, die so infektiös ist wie Delta und so gefährlich wie Ebola", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die neue Variante B.1.1.529 sei ein gutes Beispiel dafür, dass man dem Virus keine Chance zur Mutation geben dürfe. Um weitere Varianten zu verhindern, werde es nötig sein, die Welt noch jahrelang zu impfen, sagte Montgomery.

(APA/red)

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