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Massenschlägerei vor Jugendzentrum in Brigittenau: Prozess wurde fortgesetzt

Prozess um Massenschlägerei vor Wiener Jugendzentrum fortgesetzt
Prozess um Massenschlägerei vor Wiener Jugendzentrum fortgesetzt ©APA (Sujet)
Der Prozess um eine Massenschlägerei zwischen afghanischen und tschetschenischen Jugendlichen, die am 5. März 2016 vor einem Jugendzentrum in der Brigittenau stattgefunden hatte, ist am Donnerstag im Wiener Landesgericht fortgesetzt worden. Einige der Zeugen zeigten "Erinnerungsschwund".
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Sieben Tschetschenen wurden dabei verletzt, davon drei schwer. Ob die Verhandlung – wie avisiert – in erster Instanz abgeschlossen werden kann, war unklar.

Bis zu zwei Jahre Haft für “schwere gemeinschaftliche Gewalt”

Die Anklage legt neun Afghanen und einem gebürtigen Sudanesen schwere gemeinschaftliche Gewalt zur Last, wofür das Strafgesetzbuch bis zu zwei Jahre Haft vorsieht. Jenen drei Afghanen, die im Zuge der Tätlichkeiten zugestochen und die schweren Verletzungen verursacht haben sollen, haben überdies wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung gerade zu stehen.

Am heutigen Verhandlungstage tauchten einige Zeugen nicht auf. Diejenigen, die vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Daniel Potmesil) aussagten, konnten nicht unbedingt Wesentliches zur Wahrheitsfindung beitragen.

“Bei einer Massenschlägerei kann man nicht wissen, wer gestochen hat”

Vernommen wurden in die Schlägerei involvierte tschetschenische Jugendliche, die sich teilweise weit weniger an die Vorgänge erinnern konnten als noch vor der Polizei. “Bei einer Massenschlägerei kann man nicht wissen, wer gestochen hat”, sagte einer von ihnen. Auf die Frage, ob er unter den Angeklagten den einen oder anderen Täter erkenne, meinte der Bursch mit Blick auf die Afghanen: “Die schauen alle gleich aus.” Ein anderer Zeuge meinte: “Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort.” Er habe auch ein bisschen etwas abbekommen, es sei ihm aber gelungen, sich zu entfernen, bevor es hart auf hart ging. Er behauptete, er habe sich nachher bei seinen Freunden und Bekannten nicht informiert: “Ich wollte nicht fragen, was los war. Man sieht ja, was passiert ist.”

Handgemenge in Wien-Brigittenau wurde zu Messerstecherei

An der Schlägerei, die in eine Messerstecherei ausartete, waren laut Anklage zumindest 30 Afghanen beteiligt, die im Unterschied zu den rund 25 Tschetschenen bewaffnet zu dem Treffen vor dem Jugendzentrum “Base 20” in der Engerthstraße erschienen waren. Einige gingen mit Messern, Holzprügeln, Eisenstangen, Schraubenziehern, Ketten und Schlagringen auf die Gegner los, während die – an sich körperlich überlegenen – Tschetschenen mit Faustschlägen und Fußtritten dagegen hielten.

Ein 18-jähriger Tschetschene kassierte Stichwunden in Brust, Bauch und Leiste. Er überlebte dank einer im UKH Meidling durchgeführten Notoperation. Einem 15-Jährigen wurde ebenfalls in die Brust gestochen, einem 17-Jährigen ins Gesäß, wobei der Stichkanal bis zur Beckenschaufel führte und Schlagaderäste verletzte. Ein weiterer Jugendlicher kassierte einen Stich in den Rücken, der knapp die Wirbelsäule verfehlte.

Facebook-Streit zwischen Afghanen und Tschetschenen

Ausschlaggebend für die Schlägerei soll ein über Facebook ausgetragenes verbales Scharmützel zwischen einem 16-jährigen Afghanen und einem Tschetschenen gewesen sein. Schließlich trafen sich die zwei Kontrahenten mit Verstärkung zunächst in der Nähe der U6-Station Handelskai, wo es zu ersten tumultartigen Auseinandersetzungen kam. Ein paar Stunden später folgte vor dem Jugendzentrum der Showdown, wobei beide Gruppen weiter angewachsen waren.

Sollten die Staatsanwältin oder die Verteidiger auf der neuerlichen Ladung der nicht erschienenen Zeugen bestehen, müsste die bis 17.00 Uhr ausgeschriebene Verhandlung vertagt werden. Der neue Termin würde erst im kommenden Jahr stattfinden.

>>Massenschlägerei vor Jugendzentrum in Wien-Brigittenau: Elf Burschen angeklagt

(apa/red)

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