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Kurz in Berlin: Grenzen noch vor "Grünem Pass" wieder offen

Bundeskanzler Kurz sprach mit Seehofer über Grenzkontrollen.
Bundeskanzler Kurz sprach mit Seehofer über Grenzkontrollen. ©APA/BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC
Beim Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz hat der deutsche Innenminister Horst Seehofer angekündigt, die Grenzkontrollen zu Österreich so schnell wie möglich abbauen zu wollen.
Gespräche über Reisefreiheit
Deutschland verlängert Grenzkontrollen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat sich am Donnerstag in Berlin zuversichtlich gezeigt, dass die deutschen Grenzkontrollen zu Tirol bald beendet werden können. Nach seinem Treffen mit dem deutschen Innenminister Horst Seehofer (CSU) meinte Kurz, er gehe davon aus, "dass, wenn das Infektionsgeschehen sich in Tirol weiter so gut entwickelt", die Kontrollen innerhalb von zwei Wochen beendet werden könnten. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe das ähnlich gesehen.

Seehofer habe angekündigt, die Grenzkontrollen so schnell wie möglich abbauen zu wollen. Dies sei eine "sehr positive Perspektive", sagte Kurz. "Der Kampf gegen die südafrikanische Variante in Tirol sei sehr erfolgreich", betonte der Bundeskanzler weiters. Die Zahl der aktiven Fälle der südafrikanischen Variante sei von 200 auf 60 reduziert worden. Die Fakten würden also für Tirol sprechen, das hätten auch beide Minister so gesehen, so Kurz.


Bundeskanzler Kurz sprach mit Seehofer über Grenzkontrollen

Die Frage der Impfstoffverteilung sei kein Thema bei dem Gespräch mit Seehofer gewesen, erklärte Kurz. Das sei auch kein Thema bei seinen weiteren Gesprächen heute, da dies ein "europäisches und kein bilaterales Thema" sei, so Kurz. Die Öffnung der Grenzen werde jedenfalls deutlich früher stattfinden als die Einführung des "Grünen Passes" auf europäischer Ebene. Derzeit gebe es in Europa sehr uneinheitliche Reiseregeln, man verliere leider absolut den Überblick, welche Regelung gelte, betonte Kurz. "Der Grüne Pass ist die Chance für mehr Freiheit in Österreich, aber auch was die Reisefreiheit innerhalb Europas betrifft und dies bereits vor und vor allem während des Sommers", sagte der Bundeskanzler. Kontrollieren müsse man dann nicht mehr an der Grenze, so Kurz.

Der Kampf gegen die südafrikanische Variante in Tirol sei sehr erfolgreich, betonte der Bundeskanzler weiters. So sei die Zahl der aktiven Fälle der südafrikanischen Variante von 200 auf 60 reduziert worden. Die Fakten würden also für Tirol sprechen, das habe auch Seehofer so gesehen, so Kurz. Die Verlängerung der deutschen Grenzkontrollen hatte für großen Unmut seitens der Tiroler Landespolitik gesorgt. Gerade dass der Grenzverkehr zwischen der französischen Region Moselle und dem deutschen Bundesland Saarland nicht durch strenge Kontrollen beeinträchtigt wird, obwohl der Südafrika-Anteil dort viermal Mal so hoch ist wie in Tirol, stieß auf Unverständnis in Innsbruck und Wien. Tatsache sei, dass die Regelungen in Deutschland sehr unterschiedlich seien, konstatierte Kurz am Donnerstag.

Beide Seiten trotz Kritik um gutes Verhältnis bemüht

Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in jüngster Zeit zwar öfters die österreichische Corona-Politik kritisiert, doch der Groll der Bayern wegen der Ischgl-Affäre, vor allem aber auch wegen der Pkw-Maut und der Tiroler Transitpolitik, sei in Österreich "unterschätzt" worden, zitierte die "Presse" am Donnerstag einen deutschen Regierungsvertreter. Bei dem Besuch von Kurz in Berlin im Februar 2020 galt die türkis-grüne Koalition in Wien in Deutschland noch als Vorbild, da eine ähnliche Konstellation nach der deutschen Bundestagswahl im Herbst durchaus als realistisch angesehen wird. Als sich Österreich während des deutschen EU-Ratsvorsitzes allerdings nicht an der Aufnahme von Flüchtlingen nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos beteiligte, zeigte sich Seehofer jedoch "enttäuscht".

Dennoch bemühten sich nun beide Seiten um ein gutes Verhältnis, gerade auch wegen der engen wirtschaftlichen Verbindungen. So sei Deutschland "unser wichtigster Nachbar und Partner sowie unser mit Abstand wichtigster Handelspartner." Die meisten Nächtigungen in Österreich seien von Touristen aus Deutschland, betonte Kurz am Donnerstag. Auch Seehofer zeigte sich um Deeskalation bemüht und erklärte vor dem Besuch von Kurz gegenüber der APA, er hoffe "die Kontrollen zu Österreich etwas früher beenden" zu können, "vielleicht sogar noch im Lauf des März".

Weitere Treffen mit Steinmeier und Spahn

Kurz traf außerdem mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zusammen. Man habe etwa über Russland und Israel gesprochen, so Kurz im Anschluss. Ein Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sei sich aus terminlichen Gründen nicht ausgegangen, sagte Kurz. Er sei aber ohnehin in einem guten Kontakt mit Merkel und diese sei sicher die Regierungschefin in der EU, mit der er am meisten Kontakt habe.

Am Donnerstagabend hielt Kurz dann die Laudatio für die BioNTech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin bei der Verleihung des "Axel-Springer Awards". Dabei lobte Kurz die rasanten Fortschritte der Wissenschaft bei der Entwicklung von Impfstoffen und zeigte sich zuversichtlich, dass bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie "das Licht am Ende des Tunnels näher kommt". Nur wenn es gelinge, bis zum Sommer große Teile der Bevölkerung zu impfen, werde man im Laufe des Sommers zur Normalität zurückehren können, betonte der Bundeskanzler. Am Freitag in der Früh trifft Kurz noch den Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und neuen CDU-Chef Armin Laschet.

(APA/Red)

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