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Jungpolitiker im Wien-Wahl-Interview: Maximilian Krauss von der FPÖ

Maximilian Krauss (FPÖ) im Gespräch mit VIENNA.at.
Maximilian Krauss (FPÖ) im Gespräch mit VIENNA.at. ©beigestellt
Anlässlich der Wien-Wahl interessiert VIENNA.at nicht nur, was die etablierten Politiker der großen Parteien in Wien für Politik machen – auch die Jungpolitiker unter 30 sind sehr aktiv. Diesmal in unserer Interview-Reihe: Maximilan Krauss (22) von der FPÖ.
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Maximilian Krauss, Jahrgang 1993, wuchs in Wien-Mariahilf auf und stammt aus einem sozialdemokratischen Elternhaus. Er machte besonders im Vorjahr von sich Reden, als die FPÖ ihn zum Vizepräsidenten des Wiener Stadtschulrats bestellen wollte. Von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bekam Krauss aber eine Abfuhr. Besonders seine Mitgliedschaft in der akademischen Burschenschaft “Aldania” rückte dabei ins Zentrum der Kritik.

Krauss ist österreichweit der bis dato jüngste Bezirksparteivorsitzende. Von 2010 bis 2012 war er Mitglied in der Bezirksleitung der FPÖ-Josefstadt, 2012 wurde er (mit erst 19 Jahren) zum Bezirksparteivorsitzenden gewählt. Im Interview mit VIENNA.at spricht Krauss selbst über die Causa Stadtschulrat, seine politischen Vorbilder und seine liebsten Orte in Wien.

Jungpolitiker Maximilan Krauss im Interview

Der Umgang mit dem aktuellen Flüchtlingsstrom sorgt derzeit für einiges an Kritik am Vorgehen der Politik. Wien erfüllt als eines der wenigen Länder die Aufnahmequote. Was hätte Ihrer Meinung nach anders gemacht werden müssen?

Ich sage Ihnen ganz offen: Es ist ein absoluter Fehler, nicht zwischen politischen Flüchtlingen und Auswanderern zu unterscheiden. Wir nennen alle “Flüchtlinge”. Das überfordert ein kleines Land wie Österreich, wo bereits jetzt 400.000 Menschen arbeitslos sind. Wir müssen eine Politik fahren, die den wirklich Asylsuchenden gerecht wird, entsetzliche Dramen wie die 71 Toten auf der A4 verhindert und gleichzeitig die sozialen Spannungen berücksichtigt. Denn viele Leute wollen nicht aus ihren Ländern weg, weil sie sich ihres Lebens nicht sicher sind, sondern weil sie auf ein besseres in Deutschland, Österreich oder Schweden, wo es die bestmöglichen sozialen Bedingungen gibt, hoffen. Das ist menschlich nachvollziehbar, aber das ist der falsche Weg.

Wie sollte Österreich in Sachen Unterbringung vorgehen?

Jenen Menschen, die tatsächlich verfolgt werden, sollten wir feste Quartiere bieten. Es gilt, an den EU-Außengrenzen große, aber auf jeden Fall menschenwürdige Asylzentren zu errichten. An der Finanzierung dieser Zentren haben sich alle EU-Staaten zu beteiligen. Aber auch diese Zentren stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Deshalb muss man bereits dort Wirtschaftsmigranten an der Einreise hindern. Um aber diesen auch eine Perspektive zu bieten, könnte man etwa die Entwicklungshilfe ausweiten, um Unterstützung vor Ort zu gewährleisten.

Die FPÖ hat mit ihren Protesten vor dem Erstaufnahmezentrum in Wien-Erdberg für einigen Wirbel gesorgt – wie stehe Sie dazu?

Was hier geschah war eine Verkettung unglücklicher Zufälle.

Sie selbst standen besonders nach Ihrer Nominierung zum Stadtschulrat-Vizepräsidenten im Medien-Mittelpunkt. Bürgermeister Häupl hat Ihnen dabei jedoch ein „Nein“ erteilt – ist die Diskussion um den Posten vom Tisch?

Ich hätte mich im Stadtschulrat gerne um die Interessen den Wiener Schülerinnen und Schüler gekümmert. Häupl war aber kleinkariertes politisches Hick-Hack wichtiger. Jetzt blicke ich nach vorne und möchte mich im Wiener Gemeinderat für eine Verbesserung unseres Bildungssystems einsetzen.

“Privilegien der roten Bonzen”

Was sind für Sie die wichtigsten Themen für die kommende Wien-Wahl?

Sicherheit – sowohl im Hinblick auf Kriminalität als auch auf soziale Sicherheit wie etwa Wohnen, der unsoziale Gebühren-Wucher von Rot-Grün, der den Bürgern jede Luft zum Atmen nimmt, und natürlich auch die Privilegien und Skandale der roten Bonzen. Nicht vergessen darf man da aber auch auf die Wirtschafts- und Unternehmensförderungen, die Rot-Grün systematisch kürzt. Gleichzeitig muss man sich die städtischen Subventionen ansehen – hier gibt es viel Einsparungspotential, gerade bei parteinahen Vereinen. Dass Bürgermeister Häupl in seiner Amtszeit keinen einzigen Vollzeit-Arbeitsplatz geschaffen hat ist ein Armutszeugnis. Auch in Sachen Gesundheit muss endlich eine Einigung her. Wir erleben in Wien mittlerweile eine Drei-Klassen-Medizin. Das darf nicht sein!

Apropos Gesundheit: Stichwort Nichtrauchergesetz in der Wiener Gastronomie – was ist Ihre Meinung zu dem Gesetz?

Im Gegensatz zu SPÖ und Grünen sind wir Freiheitlichen keine Verbotspartei. Wir setzen auf Selbstbestimmung einerseits und auf den freien Markt andererseits. Wenn Nichtraucher-Lokale von den Kunden und damit vom Markt nachgefragt werden, entstehen diese ganz von allein – ohne jeden Zwang.

Was sind die wichtigsten „politischen Baustellen“ mit Handlungsbedarf in Wien?

Da komme ich aus dem Aufzählen gar nicht mehr heraus! Von den desaströsen Finanzdaten angefangen – Wien hat mit den Verbindlichkeiten der ausgelagerten Betriebe bereits 15 Milliarden Euro Schulden, über das Bildungsdebakel mit 1.200 fehlenden Pflichtschullehrern –  bis hin zu einer völlig verfehlten Verkehrspolitik. Nicht zuletzt kann es sich eine Weltstadt, die Wien immer sein will, nicht leisten, dass 400.000 Menschen in Armut leben und bald 150.000 keinen Arbeitsplatz finden. Außerdem fehlen über 1.500 Polizisten in Wien. Auch der eklatante Ärztemangel muss behoben werden.

Die FPÖ konnte in der Steiermark und im Burgenland starke Erfolge verbuchen, OÖ folgt noch – wie ist Ihre Prognose für Wien?

Wir geben nichts auf diese Umfragen. Aber so viel lässt sich sagen: Die FPÖ wird aufgrund ihrer besseren Ideen und dem näheren Kontakt zu den Bürgern sicher auch in Wien weiter zulegen. Ein Ergebnis von mehr als 30 Prozent erscheint derzeit durchaus erreichbar und das ist auch unser Ziel.

“Häupl verschanzt sich im Elfenbeinturm”

Sind Sie zufrieden mit Wiens Bürgermeister?

Überhaupt nicht. Er verschanzt sich im Elfenbeinturm Rathaus und hat keine Ahnung von den Sorgen und Nöten der Wienerinnen und Wiener. Deshalb wird er auch am 11. Oktober abgewählt werden.

Sie gehören zu den besonders jungen aktiven Politikern Wiens – stoßen Sie auf Vorbehalte deswegen?

Bei uns in der FPÖ steht Leistung und nicht Alter oder Quote im Vordergrund. Wir decken alle Altersgruppen, von jung bis alt, hervorragend ab.

Auf der Liste für Wien der FPÖ stehen Sie auf Platz 4, also relativ weit oben. Spüren Sie einen hohen Erwartungsdruck?

Natürlich ist dies eine sehr gute Position, die viel Verantwortung erfordert. Ich werde immer mein Bestes geben und versuchen, ihr gerecht zu werden.

Wieso wollten Sie in die Politik?

Ich war immer schon politisch sehr interessiert. Schlüsselerlebnis war eine Begegnung mit Heinz-Christian Strache, der mich auch angeworben hat.

Was sehen Sie in der FPÖ, das Sie bei anderen Parteien nicht finden?

Die FPÖ ist die einzige Partei, die nicht die Interessen von Lobbys und einigen Günstlingen vertritt, sondern jene der Bürger.

Haben Sie ein (politisches) Vorbild?

Politisch bewundere ich HC Strache und kenne keinen anderen Politiker, dem die Interessen der Bürger so am Herzen liegen. Persönlich ist es mein Großvater, der mich sehr beeindruckt hat. So charakterfest, zielgerichtet und trotzdem zutiefst menschlich wie er zu sein, das ist durchaus ein Ziel.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch für die Wahl am 11. Oktober?

Verbessern heißt Verändern, und verändern kann man am besten in der Regierung. Aber wie auch immer es kommt: Auch wenn die Altparteien unbelehrbar sind wie es zumindest bei der SPÖ den Anschein hat, werde ich im Gemeinderat wie ein Löwe für die Interessen der Bürger kämpfen!

Wien gilt als Stadt mit der höchsten Lebensqualität – was bedeutet Lebendqualität in Wien für Sie?

Da sind Sie falsch informiert. Internationale Top-Manager sehen das so. Das ist die Mercer-Studie, auf der die Sozialisten immer herumreiten. Es gab aber auch Studien der EU oder internationale Standortstudien, die das ganz anders bewerten, und etwa drastische Mängel in Sachen Mitbestimmung, Standortattraktivität oder bei der Integration von Migranten aufzeigen. Das sind Probleme, die der Bürger hat, Top-Manager mit sechsstelligen Gagen eher weniger. Wir aber sind die Partei des kleinen Mannes!

Maximilan Krauss: “Bin dynamisch, hab das Herz am rechten Fleck”

Was ist Ihr Lieblingsort in der Stadt und warum?

Wien ist noch eine wirklich wundervolle Stadt. Da gibt es natürlich mehrere Lieblingsorte – hauptsächlich in der Josefstadt, wo ich auch Parteiobmann bin. Da gibt es etwa kleine Parks, in denen ich entspanne oder coole Lokale, in denen ich gerne zu Gast bin.

Im Wort-Rap – wie würden Sie sich in 3 Worten beschreiben?

Dynamisch, innovativ und mit dem Herz am rechten Fleck.

Ihre liebsten Beschäftigungen abseits der Politik?

Ich treibe Sport, ich lese viel und ein enger Kontakt zu Familie und Freunden ist mit sehr wichtig.

Was sind Ihre politischen Ziele für die Zukunft?

Aufgrund meines jungen Alters kenne ich mich bei den Bedürfnissen von jungen Menschen besonders gut aus. Diese im Gemeinderat zu vertreten, aber auch generationsverbindend zu wirken, wird wohl vorerst meine Hauptaufgabe sein.

Wenn Sie nicht politisch tätig geworden wären, welchen Karriereweg hätten Sie dann eingeschlagen?

Als Kind wollte ich immer Fußballer werden!

>> Lesen Sie mehr Interview in unserem Special zur Wien-Wahl 2015.

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