Der Höhepunkt des Arbeitslosigkeitsanstiegs infolge der Coronakrise scheint überschritten zu sein, so das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in seinem aktuellen Monatsbericht. Im April traf der Beschäftigungsrückgang Männer und Frauen ähnlich stark. Ausländische Staatsbürger sowie Arbeiter haben es am Arbeitsmarkt derzeit ungleich schwerer.
Rekordniveau bei Arbeitslosigkeit erreicht: 563.000 Personen
Nachdem die Arbeitslosigkeit Ende März auf ein Rekordniveau von 563.000 Personen (inklusive Schulungen) angestiegen war, nahm sie im April zunächst weiter zu. Ab Mitte April kam der Anstieg zum Stillstand, auch im Jahresabstand. Ende April 2020 waren 522.253 Arbeitslose und 49.224 Personen in Schulungen beim Arbeitsmarktservice (AMS) registriert - insgesamt also 571.477 Menschen, um 58,2 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Stark betroffene Gruppen: Arbeiter
Eine besonders stark von der Krise betroffene Gruppe ist jene der Arbeiterinnen und Arbeiter. Das dürfte laut Wifo am deutlich schwächeren Kündigungsschutz liegen. Während Arbeiter üblicherweise lediglich eine Kündigungsfrist von 14 Tagen haben und an jedem Wochentag gekündigt werden können, stehen Angestellten je nach Dienstjahren sechs Wochen bis fünf Monate zu. Einzelne Kollektivverträge können auch andere Fristen und Kündigungstermine vorsehen.
Die schwächere Position der Arbeiterinnen und Arbeiter spiegelt sich in der Statistik wider. Im April betrug der Beschäftigungsrückgang dieser Gruppe 12 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, bei Angestellten und Beamten gab es hingegen kaum ein Minus (-0,8 Prozent). Neun von zehn der verlorengegangenen Jobs im April seien somit auf Arbeiterinnen und Arbeiter entfallen, rechnete das Wifo vor. Besonders stark betroffen waren der Tourismus, der Kulturbereich, sonstige Dienstleistungen wie Friseure sowie Leiharbeiter.
Der stärkere Kündigungsschutz von Angestellten in Kombination mit der Kurzarbeit schienen einen stabilisierenden Effekt auf die Beschäftigung auszuüben, konstatiert das Wifo.
Jobverlust bei Ausländern großes Thema
Auch ausländische Staatsangehörige waren zuletzt mit einer Quote von 9,2 Prozent deutlich stärker vom Beschäftigungsrückgang betroffen als Inländer (minus 3,9 Prozent). Zurückzuführen ist das laut Wifo auf den hohen Anteil an ausländischen Beschäftigten in den am stärksten betroffenen Branchen. Zudem konnten viele Pendlerinnen und Pendler mit Wohnsitz außerhalb Österreichs wegen der Coronamaßnahmen nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz kommen.
Wifo: Wovon die Zukunft nun abhängt
Wie es weitergeht, hängt nach Ansicht des Wifo wesentlich von der Virusverbreitung sowie dem Erfolg der staatlichen Stützungsmaßnahmen für Unternehmen ab. Durch die Kurzarbeit könne der Jobabbau infolge des Wachstumseinbruchs wie in der Finanzkrise 2009 deutlich abgemildert werden.
"Wenn die Krise und die Phase der Unsicherheit nicht zu lange anhalten, die Betriebe sie überdauern können, die Wirtschaft rasch wieder in Schwung kommt und viele der Arbeitslosen wieder an ihre früheren Arbeitsplätze zurückkehren, könnte sich der Arbeitsmarkt auch rasch wieder entspannen", prognostiziert das Institut. Dennoch bestehe die Gefahr, dass Arbeitslose mit geringen Wiederbeschäftigungschancen länger oder langfristig ohne Job blieben.
(apa/Red)