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"Jede Lebensrettung ist ein Highlight"

©vienna.at
Der Donaudienst der Wiener Polizei hat ein sehr umfangreiches Aufgabengebiet. Vienna.at sprach mit Bezirksinspektor Helmut Wurzer über seinen beruflichen Alltag, seine Highlights und die Aufgaben des Donaudienstes.
Donaudienst der Wiener Polizei

Vienna.at: Was sind die Hauptaufgaben des Donaudienstes?
Bezirksinspektor Helmut Wurzer: “Die polizeiliche Tätigkeit, die jede andere Bezirkspolizeiinspektion auch hat. Bei uns kommt zusätzlich hinzu, dass wir eine Nebendienststelle sind. Früher waren wir eine Sondereinheit, die zuständig für die Grenzkontrolle – GREKO- war. Das heißt die Grenzübertrittsstelle war in Hainburg, aber kontrolliert wurden die Schiffe erst hier in Wien. Seit dem Fall der Schengengrenze ist die GREKO weggefallen. Wir wurden umgeschult zu einer AGM-Dienststelle. Die Schiffe werden sehr wohl noch kontrolliert. Das ist jetzt die zusätzliche Aufgabe zum normalen Polizeidienst.”

Wie schaut ein Tagesablauf bei ihnen aus?
“Wir unterstehen dem Stadtpolizeikommando Brigittenau. Wir sind auch eingebunden in das ganze Einsatzleitsystem. Das heißt, unsere Diensteinteilung sieht so aus, dass wir sowohl an Land als auch am Wasser unseren Dienst versehen. Wir fahren stundenweise Streife mit dem Funkwagen, aber wir machen auch Streife mit dem Boot. Es muss immer ein Einsatzteam da sein für eventuelle Wassereinsätze. Man kann nicht sagen, dass jede Diensteinheit gleich ausschaut.”

Wie wird man Polizist bei der Donaupolizeieinheit? Was muss man für eine Ausbildung machen?
“Wenn sich jemand zu uns meldet, braucht er kein spezielles Vorwissen. Es wird lediglich verlangt, dass er nach der Schule ein Jahr praktische Erfahrung Bezirk gewonnen hat. Dann kann er zu uns kommen. Er sollte freilich auch einen guten Bezug zum Wasser haben. Alles andere lernt er aber hier. Der Polizist muss jede Menge Ausbildungen machen. Das Schiffsführerpatent, den Rettungsschwimmer bis hin zur erste Hilfe-Ausbildung. Dann kann man sich auch noch zusätzlich spezialisieren.”

Vor wenigen Wochen sind Menschen in der Donau ertrunken. Wie schaut da so ein Einsatz aus?
“Es kommt immer darauf an wo etwas passiert. Wir haben unsere Boote im Donaukanal, in der Donau und dann haben wir noch kleine Boote, wie zum Beispiel ein Schlauchboot. Das ist ständig auf einem Hänger drauf. Mit dem fahren wir dann zum Einsatzort, lassen das Boot ins Wasser und dann geht es schon los. Das war bei den angesprochenen Amtshandlungen der Fall.”

In der Donau kommt es des Öfteren vor, dass jemand ertrinkt. Was macht die Donau so gefährlich?
“Im Wiener Bereich ist die Strömung nicht wirklich gefährlich. Im Winter ist die Temperatur ausschlaggebend. Es gibt immer wieder Todesfälle, da wollen die Leute die Donau durchschwimmen. Sie unterschätzen den Fluss, weil er doch sehr breit ist. Man kann aber nicht genau festmachen und sagen, darum ist die Donau so gefährlich. Es gibt bestimmte Umstände, die gefährlich sind. Ein Gefahrenpotential ist die Wasserstraße, sprich die Schiffe. Oft hatten wir es im Sommer so, dass die Motorbootfahrer hinausfahren und dann mit einem großen Schiff kollidieren. 2009 hatten wir 15 Lebensrettungen, 351 Personenbergungen und 17 Wasserfahrzeuge mussten wir auch bergen. Es kam nicht selten vor, dass wir die Menschen in letzter Sekunde gerettet haben. Wir haben dann erst im Nachhinein realisiert, wie gefährlich die Situation war.”

Wie lange dauert die Ausbildung?
“Auf jeden Fall ein Jahr. Es ist auch für den Kollegen ein Vorteil, wenn er sich etwas länger Zeit lässt, weil er dadurch selbst sicherer wird. Man muss sich bewusst sein, dass man eine große Verantwortung hat, wenn man mit dem Schiff fährt. Da braucht man Zeit.”
 
Beim Donauinselfest ist der Donaudienst sicher sehr gefragt…
“Wir haben zwei Boote auf der Neuen Donau und mit einem Boot sind wir immer unterwegs. Da sind wir im Einsatz. Jetzt ist zum Glück länger nichts mehr passiert. Wir arbeiten mit der Feuerwehr sehr eng zusammen.”

Haben Sie ein persönliches Highlight?
“Jede Lebensrettung ist ein persönliches Highlight. Ein einziges hervorzuheben, das geht eigentlich nicht. Leider gibt es auch negative Dinge. Ich habe auch zwei Kollegen verloren. Einer wurde 1985 im Hafen Freudenau ermordet. Vor fünf Jahren ist ein Kollege mit unserem Polizeischiff untergegangen. Das waren zwei negative Dinge in meiner 17-jährigen Laufbahn. Aber jede Lebensrettung baut auf und motiviert wieder.”

 

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