Eine kleine Erinnerung an die Stadt bleibt Bondy jedoch auf jeden Fall: Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) überreichte das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Schon alleine für seinen steten “Kampf gegen die Verblödung” gebühre ihm diese Auszeichnung, erklärte Mailath-Pokorny. Bondy habe “ganz viel ermöglicht, auch wenn es nicht immer einfach war”, so der Kulturstadtrat weiter. Als Intendant, aber auch als Mensch habe er in der Stadt gewichtige Spuren hinterlassen. Geehrt wurde der Festwochen-Chef aber nicht nur mit dem Ehrenzeichen, sondern auch mit einer Silbertasse des Prückel – “wo er immer gerne einen Mokka getrunken hat” – und Präsenten seiner Mitarbeiter.
Luc Bondy prägte die Wiener Festwochen
“Ihr macht es mir schwer wegzugehen, statt mich einfach gehen zu lassen”, beteuerte Bondy in seiner Dankesrede. “Wenn man so geehrt wird, ist man zuerst einmal sehr gerührt”, erklärte er wenig später der APA. Ob er mit seiner Zeit als Intendant, seinen letzten Festwochen und der Ehrung zufrieden sei? “Ich bin froh, zufrieden werde ich nie sein. Dazu macht mich die nahe Zukunft immer zu nervös.”
16 Jahre lang hat Bondy die Wiener Festwochen mitgeprägt – eigentlich siebzehn, zählt man das Verhandeln der Verträge mit, wie der Geschäftsführer der Festwochen Wolfgang Wais betonte. Ab 1997 war Bondy als Schauspieldirektor engagiert, 2001 wurde er Intendant. “Durchschnittliche Ehen halten 14 Jahre, da sind wir eigentlich mit 17 ganz gut dabei” so Wais. Unter Bondy seien die Wiener Festwochen “schlanker und schneller” geworden, bleiben würden nicht nur jede Menge persönliche Erinnerungen, sondern auch ein begeistertes Publikum.
90 Prozent Auslastung der Vorstellungen
Denn auch dieses Jahr haben es die Festwochen laut Wais wieder auf rund 90 Prozent Auslastung geschafft. Das Publikum werde auch bleiben und nahtlos vom designierten Intendanten Markus Hinterhäuser übernommen werden, zeigte sich Wais überzeugt. “So ein freundschaftlicher und glatter Übergang kommt selten vor.” Der Nachfolger selbst hielt sich an diesem Abend allerdings dezent im Hintergrund, über Zukunftspläne oder große Fußstapfen wollte er nicht reden. “Es ist Lucs Abend”, betonte er.
Dabei macht er im kulturpolitischen Karussell nicht nur in Wien, sondern auch in Salzburg von sich reden, wo er als möglicher Nachfolger von Alexander Pereira gehandelt wird. Dass der neue Festwochen-Chef bereits für andere Posten im Gespräch ist, bevor er seine Arbeit in Wien überhaupt offiziell aufgenommen hat, stört Kulturstadtrat Mailath-Pokorny nicht. “Wir haben uns mit dem zukünftig schnelleren Wechsel in der Intendanz zu einem fast radikalen Schritt entschlossen. Rein theoretisch wäre das für Hinterhäuser also gut möglich und würde auch Sinn machen”, meinte er. Auch wenn ihn die Salzburger Entscheidungen natürlich nichts angingen.
Ratschläge für den Nachfolger
Ein, zwei Ratschläge für Hinterhäuser hatte Bondy gegenüber der APA dann aber doch: “Ich finde, dass mein Nachfolger Wien so machen soll, wie er das fühlt.” Die eine oder andere Uraufführung und einen Schwerpunkt mir gegenwärtiger Musik fände er dennoch nicht schlecht.
Gerade in letzter Zeit hatten sich sowohl Bondy selbst, als auch seine langjährige Schauspieldirektorin Stefanie Carp gegenüber Medien auch negativ über die Festwochen geäußert. “In einer so langen Beziehung bleiben die Schwierigkeiten nicht aus”, meinte Mailath-Pokorny. “Wir sind uns nie wirklich untreu geworden, das ist wichtig. Auch wenn es den einen oder anderen Versuch gab”, fügte er hinzu.
Engagement in Paris
Seit dem vergangenen Jahr leitet Bondy das Pariser Odeon-Theater, als Regisseur wird er aber wohl auch im deutschsprachigen Raum nicht ganz verschwinden. Wie auch immer die Zukunftspläne konkret aussehen, die Festwochen-Ära Luc Bondy wird in Wien auf jeden Fall in Erinnerung bleiben. Nicht nur weil er “mehr Theaterproduktionen als jemals ein anderer vor ihm” nach Wien geholt hat, wie der Aufsichtsratsvorsitzende der Festwochen, Rudolf Scholten, erklärte “sondern auch weil er mehr Handys als jeder andere verloren hat.” (APA)