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Gegenwind für Lobautunnel wird kräftiger

Nicht alle befürworten den Lobautunnel.
Nicht alle befürworten den Lobautunnel. ©APA/HANS KLAUS TECHT (Symbolbild)
Am Donnerstag kam es erneut zu Kritik von Gegnern des Lobautunnels und der geplanten Stadtstraße Aspern. Sie haben diese nicht nur ein weiteres Mal vorgebracht - sondern sie auch verstärkt.
Lobautunnel-Zwist in Koalition?

Gelegenheit dazu hat eine vom "Forum Wissenschaft & Umwelt" (FWU) veranstaltete Online-Pressekonferenz geboten. Die gepante Stadtstraße Aspern soll als Anschluss an die S1 dienen und die Wiener Außenring-Autobahn ergänzen - Klima- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) lässt das Projekt der Asfinag prüfen.

Biologe über Lobautunnel-Bohrung

Der Biologe Bernd Lötsch warnte vor einer "Stahlbeton-Orgie". Die Tunnel-Bohrung unter dem Wiener Nationalparkteil Lobau habe "stadtzerstörende, urbanitätsfeindliche Folgen". Überdies drohe im Fall der Umsetzung "ein hydrogeologisches Umweltproblem". Unter Berufung auf einen "OMV-nahen Experten", den er nicht namentlich nennen wollte, brachte Lötsch als mögliche Folge der Bohrungen eine "kaum mehr beherrschbare Mobilisierung von petrochemischen und diversen anderen Altlasten aus früheren Fehlern, etwa im Zweiten Weltkrieg" zur Sprache.

"Die vorliegenden Bewertungsgrundlagen sind mangelhaft und gehen von unendlich freien Ressourcen aus", meinte Michael Getzner, Ökonom am Institut für Raumplanung der TU Wien. Bei der Projektierung habe man mehrere Punkte nicht berücksichtigt: die Generierung von neuem Verkehr durch neue Straßen, den Wegfall von Bodenfunktionen, "wenn direkt ein paar 100 Hektar versiegelt werden", die Folgen auf den Wasserverbrauch und das Absinken der Kühlwirkung infolge großflächiger Rodungen.

Bauingenieur fordert Öffi-Ausbau

Wie Werner Schandl, Bauingenieur und Initiator der Bürgerinitiative "Hirschstetten Retten" ausführte, würde das Bauprojekt die "grob fahrlässige" Versiegelung von 320.000 Quadratmeter bedeuten, die derzeit als Ackerland genutzt werden. Im Gegenzug wäre mit 322.400 zusätzlichen Auto-Kilometern zu rechnen - und das täglich. Das gehe aus Unterlagen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) hervor, betonte Schandl. Er verlangte stattdessen ein nachhaltiges Verkehrskonzept mit dem Ausbau von Öffis und der Schaffung eines funktionierenden Radweg-Netzes.

"Wir fördern mit Milliardenbeträgen die Klimaerwärmung und klagen zugleich über die Folgeschäden. Das sind Widersprüche, die man bedenken sollte", hielt FWU-Präsident Christian Reinhold in Bezug auf das Großbau-Projekt fest. Um "Zukunftsfähigkeit" zu erreichen, brauche es eine andere Politik, klimaverträgliche Projekte wären "unumgänglich". In dieselbe Kerbe schlug die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb: "Wir müssen Ressourcen schonen. Das bedeutet zum Beispiel, dass Straßen, die nicht mehr gebraucht werden, nicht gebaut werden." Die Ausgangsvoraussetzungen, die seinerzeit zur Idee einer Untertunnelung der Lobau geführt hatten, hätten sich geändert. Es sei "keine Schande", im Lichte neuer Entwicklungen ein derartig treibhausgasförderndes Projekt heute anders zu bewerten.

S4F-Angehöriger mit Urteil zu Lobautunnel

"Der Lobautunnel und die Stadtstraße sind mit den Pariser Klimazielen und mit den Klimazielen des Bundes und der Stadt Wien nicht vereinbar", stellte Markus Palzer-Khomenko von den Scientists4Future (S4F) fest. Es handle sich dabei um "Projekte aus dem letzten Jahrhundert". Deren Konzeption entspreche nicht dem Stand der Wissenschaft für Verkehrsplanung und Stadtgestaltung. Die damit einhergehende Bedrohung für den Grundwasserhaushalt und landwirtschaftliche Flächen sei evident, das Ökosystem des Nationalparks Donau-Auen gefährdet.

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(APA/Red)

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