AA

Expertin fordert konsequentes Vorgehen gegen Gewalt

In der Arbeit mit männlichen Tätern würde gealttätiges Verhalten oft außen vor gelassen, so die Expertin.
In der Arbeit mit männlichen Tätern würde gealttätiges Verhalten oft außen vor gelassen, so die Expertin. ©APA/BARBARA GINDL
Rosa Logar hat am Donnerstag kritisiert, dass oft gegen Gewalt nicht konsequent vorgegangen wird. In der Arbeit mit männlichen Tätern würde gewalttätiges Verhalten oft außen vor gelassen.
Mordalarm in Wien
Tod durch Ersticken
Opfer identifiziert
Ermittlungen auf Hochtouren
Zwei Festnahmen
Ein Verdächtiger vorbestraft
Verdächtige unkooperativ

Bei Gewaltdelikten werde oft nicht konsequent genug gegen die Täter vorgegangen oder gleich gar nicht reagiert, kritisierte Rosa Logar von der Allianz Gewaltfrei leben und Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie im Gespräch mit der APA: Im Fall der Verdächtigen im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod einer 13-Jährigen in Wien müsse gefragt werden: "Gab es vorher schon ein sichtbares Gewaltproblem? Was ist dagegen getan worden?"

Gewaltprobleme werden zu oft nicht angesprochen

Ein 18-Jähriger etwa, der als einer von drei jungen Afghanen als Verdächtiger in den Ermittlungen um den Tod des Mädchens festgenommen wurde, sei zuvor mehrfach wegen gewalttätigen Verhaltens aufgefallen, meinte Logar. Seine Biografie weist u.a. eine Verurteilung wegen eines Raubdelikts - räuberischer Diebstahl - auf, Raub steht immer in Zusammenhang mit Gewaltanwendung. Auch Drohungen seien ein Alarmzeichen.

In der Täterarbeit werde ein Gewaltproblem aber zu oft nicht angesprochen. Die psychosoziale Arbeit mit den meist männlichen Tätern - etwa die Hilfe bei der Wohnungssuche - "ändert nichts an der Haltung, aus der die Gewalt kommt", warnte Logar. Täterarbeit, wie sie derzeit oft verlaufe, sei damit keinesfalls per se mit Opferschutz gleichzusetzen, so lange man nicht "Gewalt als vorrangiges Problem sieht", sondern bestärke mitunter auch noch, im Einklang mit eingestellten Anzeigen und "victim blaming" - Täter-Opfer-Umkehr -, gewalttätiges Verhalten. Schon in der Haft müsse begonnen werden, an Gewaltproblemen gezielt zu arbeiten.

Expertin: Mädchen müssen gestärkt werden

Von zehn Anzeigen wegen eines Gewaltdelikts würden acht eingestellt, Opfer seien in überwiegendem Ausmaß Mädchen und Frauen, so die Gewaltschutzexpertin. "Den Opfern wird nicht geglaubt. Das sendet fatale Botschaften an die jugendlichen Gefährder." Gleichzeitig forderte sie: "Parallel müssen wir die Mädchen stärken, sie sind sonst leichte Beute."

Die Gewaltschutzexpertin sprach sich für verbesserte Prävention gegen Gewalt im Allgemeinen und Fördermaßnahmen für Geflüchtete aus, und auch für die Abschiebung von Straffälligen, "dort wo die Gesetze das hergeben". Es dürfe aber nicht darum gehen, "eine ganze Gruppe abzustempeln. Gewalt betrifft alle Gruppen, ob ausländische oder inländische Täter", betonte Logar.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Expertin fordert konsequentes Vorgehen gegen Gewalt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen