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EURO-Ausflug: Weltärztebund-Chef schlägt Alarm

London: Schauplatz von Österreichs nächster EM-Partie.
London: Schauplatz von Österreichs nächster EM-Partie. ©REUTERS/Carl Recine/File Photo
"Ich halte es sogar für Geimpfte für verantwortungslos, in dieser Lage nach London zu reisen." Diese Aussage hat der Weltärztebund-Chef Frank Ulrich Montgomery getätigt. Er sprach eine Warnung vor einem EM-Ausflug aus - und meinte damit deutsche Fußball-Anhänger.
Corona und Achtelfinale

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat die deutschen Fußball-Fans eindringlich vor einem EM-Trip nach London gewarnt. "Wer nach Großbritannien fährt, läuft Gefahr, sich mit der Delta-Variante zu infizieren. Wir können davon ausgehen, dass 95 Prozent aller Covid-Erkrankungen in Großbritannien auf die Delta-Variante zurückgehen", sagte Montgomery und meinte: "Ich halte es sogar für Geimpfte für verantwortungslos, in dieser Lage nach London zu reisen."

EM: Standpunkt von Merkel

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist indes gegen voll besetze EM-Stadien in Großbritannien und mahnt die Europäische Fußball-Union (UEFA) zu verantwortungsvollen Entscheidungen. "Ich hielte es nicht für gut, wenn voll besetzte Stadien dort sind", sagte Merkel am Dienstag nach einem Treffen mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Berlin mit Blick auf Großbritannien. Sie hoffe, dass die UEFA verantwortungsvoll mit der Lage umgehe, sagte Merkel.

Corona-Delta-Variante präsent

In Großbritannien grassiert die Delta-Variante des Virus. Seit Tagen wird in Deutschland darüber diskutiert, ob die Halbfinal-Spiele und das Finale der EM wie geplant in London stattfinden sollen oder ob der Austragungsort gewechselt wird. Merkel betonte, nachdem Großbritannien Virusvariantengebiet sei, müsse jeder, der von dort nach Deutschland zurückkomme, 14 Tage in Quarantäne - mit ganz wenigen Ausnahmen. Der Reiseverkehr sei sehr eingeschränkt. Sie unterstütze alle Anstrengungen der britischen Regierung, die notwendigen Hygienemaßnahmen walten zu lassen.

Appell von Merkel

Erneut bedauerte Merkel, dass es in der EU "noch nicht gelungen ist, ein ganz einheitliches Verhalten der Mitgliedsstaaten bezüglich der Reisebestimmungen zu haben. Das schlägt zurück." Sie sagte, eine Situation wie in Portugal, wo massive Maßnahmen in der Stadt Lissabon ergriffen werden müssten, hätte man vielleicht vermeiden können. "Deshalb müssen wir hier noch stärker daran arbeiten", forderte Merkel. Man sei in der EU schon ziemlich gut in den vergangenen Monaten vorangekommen, "aber noch nicht da, wo ich mir wünsche, dass die Europäische Union sein sollte".

Experte spricht Corona-Einschleppung nach Deutschland an

Laut Weltärztebundchef Montgomery bestünde in der momentanen Lage die Gefahr, dass Fans das Virus nach Deutschland mitbringen, weil nicht klar sei, wie konsequent die Quarantäne-Vorschriften eingehalten würden. "Wer noch nicht geimpft ist, für den wäre es völlig verantwortungslos, nun nach Großbritannien zu fahren. Diejenigen gefährden sich und andere", mahnte Montgomery am Dienstag im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

EM: Österreichs Fußballer treten in London an

Österreich spielt am Samstag im Londoner Wembley-Stadion im Achtelfinale gegen Italien. Laut derzeitigem Stand können österreichische Fans aufgrund der Corona-Einschränkungen nicht nach London reisen. Am 29. Juni ist dort ein weiteres Achtelfinale angesetzt, ehe im Wembley am 6. und 7. Juli auch noch beide Halbfinalspiele und am 11. Juli das Endspiel steigen sollen. Sollte Deutschland die Vorrunde als Gruppenzweiter abschließen, würde man das Achtelfinalspiel in London bestreiten.

Montgomery für EM-Geisterspiele

Nach Ansicht von Montgomery sollten EM-Begegnungen in der englischen Hauptstadt wegen der rasant ansteigenden Inzidenzzahlen nur noch ohne Publikum stattfinden. Eine Alternative dazu sei die Verlegung der geplanten Partien in eine Stadt, wo man sicher sein könne, dass im Stadion auf Abstände geachtet werde. Auch deutsche Politiker hatten schon mahnende Worte über die Spiele in London geäußert.

UEFA: Corona-Delta-Variante kein Grund

Der europäische Fußball-Verband sieht keine Veranlassung, Großbritannien wegen der raschen Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Mutante als Austragungsort der Europameisterschaft zu streichen. Die UEFA arbeite eng mit den englischen Behörden zusammen, erklärte der Verband am Dienstag. Es gebe keine Pläne, die beiden Halbfinalspiele und das Finale vom Londoner Wembley-Stadion zu verlegen.

EURO: Österreichs Match im Wembley-Stadion

Wegen der zuerst in Indien festgestellten Delta-Mutante des Coronavirus steigt die Zahl der Neuinfektionen in Großbritannien trotz einer relativ hohen Impfquote derzeit wieder deutlich an. Nach dem Heimspiel der Engländer am Abend des heutigen 22. Juni gegen Tschechien ist das nächste Spiel im Wembley-Stadion das Achtelfinale zwischen Österreich und Italien am Samstagabend.

Corona: Ankündigung von Draghi

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hatte bereits am Montagabend bei einem Besuch in Berlin gesagt: "Ich werde mich dafür einsetzen, dass das Endspiel nicht in einem Land stattfindet, in dem die Ansteckungsgefahr sehr groß ist." In Großbritannien wurden am Montag über 10.000 neue Infektionsfälle mit dem Coronavirus vermeldet.

EM-Finale: Angebot aus Deutschland

Draghi brachte Rom ins Spiel. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat bereits angeboten, das Spiel von London nach München zu verlegen. Auch Ungarn macht sich mit Budapest Hoffnungen auf das Finale. Die UEFA soll laut englischen Medienberichten die Puskas-Arena als Notfallplan in Betracht ziehen.

Corona-Delta-Variante: Experte brachte Einschätzung vor

Auch der Gesundheitsexperte im Europäischen Parlament, Peter Liese, stellt die Austragung des Finales im Wembley infrage. "Die Ausbreitung der Delta-Variante macht es unmöglich, dass in London 40.000 Zuschauer beim Endspiel ins Stadion kommen", schrieb der gesundheitspolitische Sprecher der konservativen EVP-Fraktion in einem offenen Brief an die UEFA. "Vielleicht ist eine Verlegung sogar unausweichlich." Die Alternativspielorte sollten danach ausgewählt werden, welches Stadion oder welche Stadt das beste Hygienekonzept habe und der Gesundheitsschutz am besten gewährleistet sei.

Fußball-EM: Position des Außenministeriums

Das österreichische Außenministerium hat am Dienstag von Reisen zum Achtelfinalspiel der Fußball-EM zwischen Österreich und Italien in London abgeraten. Personen mit Ticket für die EURO 2020 seien von den geltenden britischen Einreisebestimmungen nicht ausgenommen. "Von Reisen zum Achtelfinale gegen Italien am 26.06.2021 in Wembley wird daher dringend abgeraten!", hieß es auf der Homepage des Außenamtes.

"Wer die Verpflichtung zur Heimquarantäne nicht erfüllen kann (alle nach dem 21.06.2021 einreisende Personen), kann von den Grenzbehörden an der Einreise gehindert und abgewiesen werden bzw. kann dieser Person der Eintritt ins Stadion verwehrt werden", wurde betont.

Österreich scheint auf "Amber List" auf

Österreich steht in Großbritannien auf der "Amber List". Voraussetzungen für die Einreise sind laut der Außenamts-Homepage "Vorabregistrierung, negativer PCR-Test oder Antigen-Test mit mehr als 97% Spezifität in englischer, französischer oder spanischer Sprache bei Einreise in England sowie zehntägige Quarantäne". In England besteht nach fünf Tagen die Möglichkeit einer Freitestung.

(APA/Red)

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