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EMA: Mehr Nutzen als Risiken bei Johnson & Johnson

Die Nutzen der Impfung würden den Risiken überwiegen.
Die Nutzen der Impfung würden den Risiken überwiegen. ©AFP
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA wird den Impfstoff von Johnson&Johnson ähnlich wie jenen von AstraZeneca empfehlen. Eine Empfehlung ist für kommende Woche angekündigt.

Nach dem Auftreten von seltenen Thrombosefällen treibt die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ihre Untersuchung des Corona-Impfstoffs von Johnson & Johnson (J&J) voran. Voraussichtlich werde die Behörde in der nächsten Woche eine Empfehlung abgeben, teilte die EMA am Mittwoch mit. Die Behörde sei weiterhin überzeugt, dass die Vorteile die Risiken des Impfstoffs überwiegen. Die EMA hatte den Impfstoff am 11. März zugelassen.

Immer mehr EU-Länder warten EMA-Entscheidung ab

Immer mehr Länder in der EU impfen vorerst nicht mehr mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson. Neben Österreich setzen auch die Niederlande, Schweden, Dänemark und Italien das Vakzin vorerst aus. Zunächst müsse mehr über mögliche Thrombosen bekannt sein, teilte etwa der niederländische Gesundheitsminister Hugo de Jonge am Mittwoch in Den Haag mit.

Die USA hatten zuvor die Impfung mit dem Präparat nach einigen Fällen von Blutgerinnseln in Hirnvenen ausgesetzt. Der Hersteller hatte auch EU-Staaten empfohlen, bereits gelieferte Dosen nicht zu nutzen. In den USA hatte es bisher sechs Fälle von Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung gegeben, bei knapp sieben Millionen Impfungen.

Auch Schweden wartet bei dem Präparat vorerst ab: Die nationale Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten erklärte am Mittwoch, man warte ebenfalls auf die Ergebnisse der EMA sowie auf Informationen aus den USA.

Italien stoppte vorerst ebenfalls die Verteilung des Vakzins von Johnson & Johnson. Die erste Lieferung des Mittels sei in Italien am Dienstag eingetroffen, die Dosen würden aber zunächst nicht an die regionalen Impfzentren weitergeleitet, teilt die zuständige Behörde mit.

In Italien wachsen nach Auskunft von regionalen Behörden zudem die Vorbehalte, sich mit dem Vakzin von AstraZeneca impfen zu lassen. "Absagen sind ein Phänomen, die in den letzten Tagen öfters vorkommen, als man denke", sagte der Generaldirektor für soziale Angelegenheiten der Region Lombardei, Giovanni Pavesi. Diese Aussagen wurde von der Gesundheitsbeauftragten der Lombardei Letizia Moratti dementiert. Lediglich fünf Prozent der Menschen hätten bisher eine Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff verweigert.

Auch der Präsident der süditalienischen Regioin Kalabrien Antonino Spirli stellte Misstrauen gegenüber dem AstraZeneca-Impfstoff fest. "Die Zurückweisung von AstraZeneca wird in zahlreichen Regionen beobachtet", sagte Spirli. Italiens Gesundheitssystem ist auf regionaler Ebene strukturiert.

In Italien laufen weitere Ermittlungen um mögliche Verbindungen zwischen Todesfällen und Corona-Schutzimpfungen. Die Töchter einer 75-jährigen Frau aus Palermo reichten Klage ein, nachdem ihre Mutter einige Tage nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin gestorben ist, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Mittwoch-Ausgabe). Die Frau sei vor der Impfung vollkommen gesund gewesen, berichteten die Töchter.

Die Justiz beschäftigt sich auch mit dem Fall einer 26-jährigen Mailänder Zahnarztassistentin, die einige Tage nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin eine Hirnthrombose erlitten hat. Sie liegt jetzt auf der Intensivstation eines Mailänder Krankenhauses. In Italien laufen derzeit circa ein Dutzend Ermittlungen über Todesfälle, die mit Impfstoffen zum Schutz vor SARS-CoV-2 in Verbindung gebracht werden könnten.

Frankreich impft weiter mit Johnson & Johnson

Unterdessen hält Frankreich an der Impfung mit der Vakzine von Johnson & Johnson fest. Es würden, wie geplant, Menschen im Alter von über 55 Jahren geimpft, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung in Paris. Eine erste Lieferung mit rund 200.000 Impfdosen sei im Land bereits eingetroffen.

Lieferungen nach Europa verzögert

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson hatte am Dienstag mitgeteilt, dass er den Marktstart seines Impfstoffs in Europa verzögert. Man habe Berichte über Sinusvenenthrombosen erhalten und sich für die Verzögerung entschieden. Der Konzern arbeite nun mit Experten und den Gesundheitsbehörden an der Untersuchung der Fälle.

Wie Attal sagte, hält die Regierung auch am Impfstoff von AstraZeneca fest. Der Sprecher räumte aber ein, dass es Zweifel in der Bevölkerung an diesem Impfstoff gebe. Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern ist stark von der Coronavirus-Pandemie betroffen - es starben annähernd 100.000 Menschen.

(APA/red)

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