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Ein Jahr Krieg: So steht Russland wirtschaftlich da

Nach einem Jahr Angriffskrieg auf die Ukraine steuert Russland erneut auf ein Staatsdefizit zu.
Nach einem Jahr Angriffskrieg auf die Ukraine steuert Russland erneut auf ein Staatsdefizit zu. ©Alexei Druzhinin, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP
Vor bald einem Jahr, am 24. Februar 2022, startete Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. So steht Russland nach einem Jahr Krieg wirtschaftlich da.

Der anfangs erwartete heftige Wirtschaftseinbruch als Folge der westlichen Sanktionen ist bisher ausgeblieben. Allerdings steht das einst boomende Schwellenland vor einer Vielzahl von Problemen. Nachfolgend ein Überblick, wie die russische Wirtschaft derzeit dasteht.

So steht Russland nach einem Jahr Krieg wirtschaftlich da

WIRTSCHAFTSWACHSTUM

Im ersten Kriegsjahr 2022 ist das Bruttoinlandsprodukt um 2,2 Prozent gesunken. Dabei hatten einige Experten aufgrund der westlichen Sanktionen mit einem Einbruch um mindestens zehn Prozent gerechnet. Der Zentralbank zufolge hat sich die russische Wirtschaft, die schon seit Jahren mit Sanktionen leben muss, aber rasch an die neue Lage angepasst. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt für heuer ein Mini-Wachstum von 0,3 Prozent voraus, dem 2024 ein Plus von 2,1 Prozent folgen soll.

Im ersten Kriegsjahr 2022 sank das russische BIP um 2,2 Prozent

Nach Prognose der Ratingagentur Scope wird die russische Wirtschaft erst am Ende des Jahrzehnts auf das vor dem Einmarsch in die Ukraine erreichte Niveau zurückkehren. Der Kreml habe zwar mit Hilfe der Zentralbank die zeitweise hohen Exporteinnahmen dazu genutzt, um die unmittelbaren Folgen des Kriegs und der westlichen Sanktionen auf die Binnenwirtschaft abzufedern. "Aber die längerfristigen Aussichten haben sich verschlechtert", sagt Scope-Analyst Levon Kameryan. Die russische Wirtschaft werde daher voraussichtlich bis etwa 2030 brauchen, um wieder das Vorkriegsniveau erreichen.

Russland steuert 2022 auf ein Staatsdefizit zu

STAATSHAUSHALT

Wegen hoher Rüstungsausgaben und einbrechender Einnahmen aus Energieexporten steuert Russland heuer erneut auf ein Staatsdefizit zu. Es soll höchstens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen, sagt Finanzminister Anton Siluanow. Experten sind da skeptischer, wurde doch allein im Jänner ein Fehlbetrag von fast 25 Mrd. Dollar (rund 23 Mrd. Euro) gemeldet, der zum Teil auf die sinkenden Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückzuführen ist. Dies veranlasste Analysten dazu, ein Haushaltsdefizit von bis zu 5,5 Billionen Rubel (69 Mrd. Euro) für das Gesamtjahr zu veranschlagen. Das entspräche 3,8 Prozent des BIP - fast doppelt so viel wie geplant. Russland verkauft bereits Devisen im Wert von 8,9 Mrd. Rubel pro Tag, um das Defizit zu decken. Auch denkt die Regierung über eine einmalige "freiwillige" Steuer für Großunternehmen nach, die rund 300 Mrd. Rubel in die Staatskassa spülen könnte.

Die Inflationsrate lag in Russland 2022 bei 11,9 Prozent

INFLATION

Die Inflationsrate lag im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 11,9 Prozent und damit um fast das Dreifache über dem von der Zentralbank angestrebten Ziel von 4 Prozent. Für heuer rechnet sie mit einer Teuerungsrate von 5 bis 7 Prozent, ehe im kommenden Jahr die Zielmarke von 4 Prozent wieder erreicht werden soll. Mitte Februar lag die Inflationsrate bei 11,6 Prozent. Russische Verbraucher geben regelmäßig die Inflation als ihre Hauptsorge an. Die Mehrheit verfügt über keinerlei Ersparnisse, nachdem ein Jahrzehnt der Wirtschaftskrise und steigender Preise den Lebensstandard im ganzen Land nach unten gezogen haben.

Die offizielle Arbeitslosenquote lag in Russland bei 3,7 Prozent

ARBEITSLOSIGKEIT

Die offizielle Arbeitslosenquote lag im Dezember bei 3,7 Prozent - ein Rekordtief. Hochrangige Regierungs- und Zentralbankvertreter haben wiederholt ihre Besorgnis über den Arbeitsmarkt geäußert, nachdem Präsident Wladimir Putin Ende September 2022 eine "teilweise Mobilmachung" von Männern im überwiegend erwerbsfähigen Alter für den Krieg gegen die Ukraine angeordnet hatte. Hunderttausende Russen flohen seither aus dem Land, während rund 300.000 zur Armee eingezogen wurden. Damit beschleunigten sich negative demografische Trends, "insbesondere der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter", so die Ratingagentur Scope.

(APA/Red)

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