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Auch zu Österreich: Ungarn schließt seine Grenzen

Ungarn schließt seine Grenzen.
Ungarn schließt seine Grenzen. ©APA/HERBERT P. OCZERET
Ab dem 1. September schließt Ungarn wegen steigender Infektionszahlen seine Grenzen. Die Wirtschaftskammer sorgt sich dabei um Pendler und Geschäftsreisende.
Nehammer: Grenzmanagement wie im Frühjahr

Angesichts steigender Infektionszahlen verschärft die ungarische rechtsnationale Regierung die Corona-Bestimmungen und schließt ab Dienstag die Grenzen des Landes. Ausländische Staatsbürger dürfen damit nur mit begründeter Ausnahme ungarisches Territorium betreten. Ausnahmen gibt es für Pendler und Geschäftsreisende.

14-tägige Quarantäne nötig

Ab dem 1. September müssen nach Ungarn zurückkehrende ungarische Staatsbürger 14 Tage in Quarantäne bleiben, außer wenn sie zwei negative Coronavirus-Tests während der Quarantäne aufweisen können, die in einem Abstand von zwei Tagen gemacht wurden. Sieben Grenzübergänge bleiben rund um die Uhr und drei weitere tagsüber geöffnet. Internationaler Personen- und Gütertransitverkehr ist ausschließlich über den Autobahngrenzübergang Nickelsdorf (Ostautobahn A4) möglich.

Pendler nur aus Umkreis von 30 Kilometer

In Österreich sorgte die Maßnahme des Nachbarlands vor allem bei Wirtschaftskammer und Industriellen Vereinigung für Kritik. Künftig sind Geschäftsreisen von Österreich nach Ungarn nur dann vom Einreiseverbot ausgenommen, wenn eine österreichische Firma über eine Niederlassung in Ungarn verfügt. Pendler dürfen nur aus dem Umkreis von 30 Kilometern nach Ungarn einreisen und sich dort maximal 24 Stunden aufhalten. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) erklärte, das Grenzmanagement werde "so wie im Frühjahr - durch Ausnahmeregelungen und enge Abstimmung - ablaufen".

98.000 Ungarn in Österreich beschäftigt

Das strenge Grenzregime in Ungarn ab 1. September kann sich auch auf die in Österreich arbeitenden Ungarn auswirken: 98.000 sind in Österreich unselbstständig beschäftigt, geht aus den Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) für Juli hervor. Darin sind die meist selbstständig arbeitenden Pflegerinnen oder von Firmen entsandte Handwerker gar nicht enthalten.

Von den 98.000 im Juli Beschäftigten mit ungarischer Staatsbürgerschaft in Österreich sind 18.560 im Burgenland tätig, 18.221 in Niederösterreich und 17.612 in Wien. In Oberösterreich arbeiteten 12.340, in der Steiermark 11.265 Ungarn. Und auch weiter westlich setzt man noch auf ungarische Arbeitskräfte: 7.865 waren in Tirol beschäftigt, 6.539 in Salzburg und 3.147 in Kärnten. Ob es sich dabei um Tages-, Wochen- oder Monatspendler handelt, dazu gibt es beim AMS keine Statistik. Die Gesamtzahl ist trotz Coronakrise ziemlich stabil, im Vorjahresvergleich zeigt sich nur ein Rückgang um 3,4 Prozent.

Nach Branchen betrachtet sind rund 20 Prozent der Ungarn in Beherbergung und Gastronomie beschäftigt, weiters arbeiten auch viele in der Warenproduktion und im Handel. Am Bau waren rund 10 Prozent der ungarischen Beschäftigten tätig. Rund zwei Drittel der in Österreich beschäftigten Ungarn sind übrigens Männer. Die meist selbstständigen ungarischen Pflegerinnen sind in der AMS-Statistik nicht enthalten.

Güterverkehr bleibt offen, Suche nach Lösung für Pflegerinnen

Nachdem Ungarn seine Grenzen für einreisende Ausländer weitgehend geschlossen hat, verweist Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) darauf, dass der Güterverkehr offen bleibe. Mit der Erfahrung aus dem ersten Shutdown im Frühjahr seien Maßnahmen getroffen worden, damit Waren weiter frei fließen können. Sollte es Probleme geben, werde sich das Wirtschaftsministerium für eine Lösung einsetzen.

Im Personenverkehr zeige sich vorerst, dass es für Tagespendler keine Probleme gebe. "Herausforderungen" gebe es bei Menschen, die im Rahmen der Arbeit in Österreich übernachten, etwa bei Pflegerinnen oder Erntehelfern. Dazu werde sie gemeinsam mit Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) "mit der ungarischen Regierung weiter Gespräche suchen, um eine gute Lösung zu finden", versicherte Schramböck am Dienstag in einer Pressekonferenz.

Das gelte auch für das Problem, das Menschen aus Drittstaaten bei der Durchreise durch Ungarn haben könnten, das treffe insbesondere Pflegerinnen. Auch dazu sei die österreichische Regierung im Gespräch mit der ungarischen Regierung.

(APA/red)

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