"Dumm und sinnlos": Schellhorn vor ESC gegen "Kultur-Boykotte"

In der immer heftiger geführten Debatte um die Teilnahme Israels beim Wiener Song Contest 2026 schaltet sich nun NEOS-Staatssekretär Josef Schellhorn ein. Auf die Ankündigung zahlreicher Länder, den ESC zu boykottieren, sollte Israel daran teilnehmen, unterstrich der für die Auslandskultur zuständige Staatssekretär im "Kurier": "Kultur-Boykotte sind dumm und sinnlos, sie bringen uns nicht weiter."
Schellhorn: "Dann müssen wir das aushalten"
Aber selbstredend seien Länder wie Spanien, Irland oder Slowenien demokratische Staaten und frei in ihrer Entscheidung. "Wenn sich ein Nachbarland entschließt, nicht teilnehmen zu wollen, dann müssen wir das als Österreich aushalten."
Auch die Ausladung der Münchner Philharmoniker von einem Festival im belgischen Gent wegen ihres israelischen Dirigenten Lahav Shani hält der NEOS-Politiker folgerichtig für falsch. "Shani dirigiert am Samstag und Sonntag in Wien - und das ist gut und wichtig so", referenzierte Schellhorn auf die Konzerte des Maestros im Wiener Musikverein. Allgemein sei es inakzeptabel, Kulturtreibende "einer Gesinnungsprüfung" zu unterziehen, was auch für russische Proponenten wie Anna Netrebko oder Teodor Currentzis gelte.
Shani-Konzert mit Pröll
Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP), der u.a. für den Kampf gegen Antisemitismus zuständig ist, sieht die Causa ähnlich und wird das Konzert der Münchner Philharmoniker mit Chefdirigent Shani am Samstag besuchen. "Antisemitismus hat in Europa keinen Platz - nicht offen, nicht versteckt. Kunst lebt vom Dialog, von Offenheit und Vielfalt. Es muss grundsätzlich gelten, dass kein Musiker für die Politik seines Heimatlandes verantwortlich gemacht, diffamiert oder ausgeladen wird", hielt er in einem der APA übermittelten Statement fest.
Schellhorn kündigt im "Kurier" an, er werde - gemeinsam mit NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger als Außenministerin - einen Brief an die europäischen Amtskollegen schicken, um von jedwedem Kulturboykott abzuraten, was mit den Koalitionspartnern ÖVP und SPÖ akkordiert werden solle.
ESC mit oder ohne Israel? Europa gespalten
Bezüglich des Wiener ESCs hatten zuletzt die zuständigen Rundfunkstationen in Spanien, Irland, Slowenien oder den Niederlanden Fakten geschaffen und eine Teilnahme ausgeschlossen, sollte Israel sich im Tournament befinden. Auch Island und Belgien sehen eine etwaige Zulassung Israels kritisch, haben aber noch keine definitive Entscheidung getroffen.
Österreich als Gastgeberland hat sich hingegen in Person von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann eindeutig für eine Teilnahme des in den Gaza-Krieg verstrickten Landes ausgesprochen - eine Haltung, die auch vom Stiftungsrat unterstützt wurde. Und Israel selbst beschied Anfang der Woche in der Person von Golan Jochpaz, Direktor des zuständigen Fernsehsenders Kan: "Es gibt keinen Grund, warum Israel nicht weiterhin ein wichtiger Teil dieses kulturellen Ereignisses sein sollte."
So läuft es nach jetzigem Stand auf einen endgültigen Showdown im Dezember zu, wenn die European Broadcasting Union auf ihrer Generalversammlung die Entscheidung trifft. Schließlich ist beim ESC die EBU der Veranstalter und damit für die Zulassung der Länder verantwortlich.
(APA/Red)