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ORF-Interview: Kurz und Kogler auf Kuschelkurs

Sebastian Kurz und Werner Kogler gaben sich in ihrem ersten TV-Interview harmonisch.
Sebastian Kurz und Werner Kogler gaben sich in ihrem ersten TV-Interview harmonisch. ©Screenshot ORF
Sebastian Kurz und Werner Kogler harmonieren in ihrem ersten Doppelinterview als Regierungsspitze im ORF. Beide verteidigten das Regierungsprogramm und sprachen vom "Besten beider Welten".
Regierungsprogramm: Thema Bundesheer
Regierungsprogramm: Thema Wohnen
Regierungsprogramm: Thema Verkehr
Regierungsprogramm: Thema Landwirtschaft
Regierungsprogramm: Thema Bildung
Regierungsprogramm: Thema Klimaschutz
Regierungsprogramm: Thema Steuern
Regierungsprogramm: Thema Banken
Regierungsprogramm: Thema Studiengebühren

In angemessener Harmonie haben die Regierungspartner Sebastian Kurz (ÖVP) und Werner Kogler (Grüne) Dienstagabend ein erstes gemeinsames TV-Interview im ORF absolviert. Dass sich der größere gegenüber dem kleineren Partner durchgesetzt habe, ließen beide nicht gelten. Kurz sprach erneut vom besten beider Welten und bestritt, dass Ökologisierungsschritte zeitlich nach hinten geschoben worden seien.

Kogler bekräftige dies und wollte sich nicht vorwerfen lassen, dass Vorhaben wie das Transparenzpaket nicht mit einem Datum ausgestattet seien. Bei vielem ergebe sich aus der Formulierung im Regierungsprogramm, wann eine Implementierung geplant sei, meinte er in Hinblick etwa auf günstigere Öffi-Tickets oder die Solarförderung. Von des Kanzlers Unterstützung zeigte er sich belustigt: "Das hätte ich mir auch nicht gedacht, dass Sebastian Kurz - Danke schön - zur Pflichtverteidigung ausrückt."

Türkis-grün beim Thema Steuern einig

Beide sprachen nicht nur vom Ziel einer fünfjährigen Koalitionsdauer, sondern verteidigten auch unisono die geplanten Schritte im Steuerbereich. Im Jahr 2021 würden die ersten sechs Ökologisierungsmaßnahmen kommen, ein Jahr später dann - in welcher Form auch immer - die angekündigte CO2-Bepreisung. Ob und wann es zu einem Ende des Dieselprivilegs kommen könnte, wollten beide nicht sagen. Kurz betonte aber, dass man in der entsprechenden Task Force "tabulos" über die Umsteuerung und die Bepreisung von Umweltverschmutzung bei regionalem und sozialem Ausgleich sprechen werde.

Offen ließ der Kanzler, ob die Abschaffung der Kalten Progression in dieser Legislaturperiode kommen werde. Als wichtiger bezeichnete er die Senkung der Lohn- und Einkommenssteuer. Ob der erhöhte Spitzensteuersatz von 55 Prozent tatsächlich auslaufen wird (weil im Regierungsprogramm nicht erwähnt), ist laut Kurz ebenso "noch nicht entschieden". Die mit rot-blauer Mehrheit wiederbelebte "Hacklerregelung" will er hingegen "reparieren". Kurz: "In dieser Form wird es nicht bleiben, weil die Regelung eine unfaire ist."

Koalitionsfreier Raum beim Thema Flüchtlinge?

Dass mit der Vorsorge für eine neue Flüchtlingskrise ein koalitionsfreier Raum definiert wurde, bestritten beide. Es handle sich vielmehr um einen "Lösungsmechanismus", damit die Koalition auch dies überstehen könne. Bei der Sicherungshaft pochte Kogler auf eine verfassungskonforme Lösung. Auch eine von den Grünen unterstützte Verfassungsänderung, wenn der bestehende Rahmen die Haft nicht zulasse, schloss er aber nicht gänzlich aus: "Dann werden wir schauen."

Bei der Frage der (in der vergangenen Legislaturperiode von der Opposition heftig kritisierten) Generalsekretäre ließ Kogler die Möglichkeit offen, einen solchen etwa im großen Umwelt- und Verkehrsressort von Leonore Gewessler zu installieren. "Das kann da und dort schon Sinn machen", so Kogler. Gewessler wollte sich hier im ORF-"Report" noch nicht festlegen.

"Kosteneffizienz" beim Militär

Die militärische Luftraumüberwachung wird es mit grüner Beteiligung weiter geben. Es brauche die "kosteneffizienteste Lösung", so Vizekanzler Kogler: Entweder weiter mit den einst heftig kritisierten Eurofightern oder aber mit der Beschaffung eines anderen Typs.

Bezüglich Postenbesetzungen meinte Kurz, dass bei jeder Regierungsbildung Absprachen über die Zusammenarbeit notwendig seien. Postenbesetzungen bräuchten Einstimmigkeit im Ministerrat, da könne im Voraus schon darüber gesprochen werden. Kogler sah das wohl ähnlich. "Wir sind zwar neu, aber nicht naiv", sagte er trocken.

Türkis-grüne Regierung trifft sich zu erstem Ministerrat

Die türkis-grüne Bundesregierung tritt am Mittwoch zu ihrer ersten, konstituierenden Ministerratssitzung zusammen. Start ist um 11.00 Uhr. Angeführt von Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler werden sich zwölf ÖVP- und fünf grüne Regierungsmitglieder bzw. Staatssekretäre um den Tisch im Großen Ministerratssaal versammeln.

Anschließend geht es ins erste gemeinsame türkis-grüne Pressefoyer. Ans Podium werden sich dabei die beiden Regierungskoordinatoren stellen, also Finanzminister Gernot Blümel für die ÖVP und Kogler für die Grünen.

(APA/red)

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