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Wo bleiben die guten Nachrichten?

In Medien werden schlechte Nachrichten oft hervorgehoben.
In Medien werden schlechte Nachrichten oft hervorgehoben. ©pixabay.com
Gastkommentar von Johannes Huber. Auch in der Omikron-Welle dominieren Horrormeldungen. Das ist unerträglich. Zumal es auch anders gehen würde.

Die Pandemie ist weiterhin ernst zu nehmen, Impfen ist nach wie vor die beste Möglichkeit, sich zu schützen. Aber: Panikmache ist daneben. Das ist auch die selbstkritische Feststellung eines Journalisten: Am 14. Dezember gab’s zum Beispiel die Meldung, dass man in Norwegen mit bis zu 300.000 Neuinfektionen pro Tag in drei Wochen rechne. Drei Wochen später, am 4. Jänner, wurden in dem skandinavischen Land bei steigender Tendenz rund 6000 im siebentägigen Durchschnitt verzeichnet. Das waren viel weniger als im „Worst Case“-Scenario erwartet. Immerhin! Wahrnehmbar berichtet würde das jedoch nirgends. Genauso wenig wie die Tatsache, dass in Großbritannien zum Jahreswechsel vorerst ein Höhepunkt dieser Omikron-Welle erreicht war; seither haben sich die Zahlen stabilisiert (Hospitalisierungen) oder gehen zurück (Infektionen). Bei allem Unglück wäre das eine gute Nachricht: Doch wo ist sie?

In der Pandemie gibt es einen zu starken Fokus auf Entwicklungen, die als dramatisch bezeichnet werden. Das ist zum Teil nachvollziehbar: Die erste Welle mit den vielen Todesfällen vor allem in Norditalien war traumatisierend. Genauso wie es die weitreichenden Beschränkungen in den Lockdowns und darüber hinaus waren oder nach wie vor sind. Damit gehen Ängste einher.

Gerade aber weil das auf Dauer nicht auszuhalten ist, wäre es an der Zeit, mehr darauf zu achten, was wirklich ist. Beziehungsweise festzuhalten, wenn Befürchtungen übertroffen werden oder – wie in Norwegen – vorerst nicht eintreten. Oder wenn sich das Infektionsgeschehen – wie nun in Großbritannien – ausgehend von einem extremen Niveau entspannen könnte.

Das würde helfen, den Blick fürs Wesentliche zu schärfen und leichter machen, Herausforderungen zu bewältigen. Zu vieles bleibt schlimm genug. Auch wenn Omikron zu milderen Erkrankungsverläufen führt, trifft es zu viele hart; muss man mit Langzeitfolgen rechnen; bleiben die Spitäler entfernt von einem Normalbetrieb, sind Ärzte und Pfleger in unzumutbarer Weise belastet.

Den Blick fürs Wesentliche zu schärfen, wäre auch bei der Impfkampagne nützlich: Hat sich in der Regierung schon jemand für die Aussage entschuldigt, dass die Pandemie für Geimpfte vorbei sei? Oder für die Darstellung, dass sich diese Leute nicht mehr anstecken könnten? Nein. Also darf man sich nicht wundern, wenn sich trotz bevorstehender Impfpflicht kaum noch jemand impfen lässt.

Gesagt gehört, was die Komplexitätsforscher Peter Klimek und Stefan Thurner in einem „Policy Brief“ vor wenigen Tagen festgehalten haben; dass eine Impfung nämlich „einen länger dauernden Schutz vor schwerer Erkrankung mit einem kurzfristigen Schutz vor symptomatischer Infektion verbindet“. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) wäre sogar das beste Beispiel dafür: Als Geboosterter lieferte er ein positives Testergebnis ab, erfreut sich eigenen Angaben zufolge aber eines milden Verlaufs und kann auch arbeiten.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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