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Wissenschafter am Blutkrebs-Ursprung

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Wenn beim Multiplen Myelom (MM) genetisch bösartig derangierte Plasmazellen ungebremst zu wachsen und sich zu teilen anfangen, ist "Feuer am Dach".

Erst in den vergangenen Jahren wurden hier mehrere und unterschiedlich wirkende Medikamente entwickelt. Was die Bösartigkeit der beteiligten B-Lymphozyten wirklich ausmacht, wollen Wiener Krebsforscher darstellen. Sie haben mittlerweile schon rund 1.000 Proteine dieser Zellen charakterisiert.

Johannes Drach von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universitätsklinik I am Wiener AKH sowie seine Co-Autoren – diese auch aus der Gruppe von Christopher Gerner vom Wiener Krebsforschungsinstitut – präsentieren heute, Freitag, ihre Ergebnisse beim Kongress der europäischen Vereinigung für Hämatologie (EHA) in Kopenhagen. “Wir machen das jetzt seit einem knappen Jahr. Der Zweck liegt darin, dass man auf Protein-Ebene untersucht, wie MM-Zellen ‘aussehen’.”

Pro Jahr wird in Österreich bei rund 400 Menschen die Diagnose “Multiples Myeolom” gestellt. Bösartig veränderte Plasmazellen im Knochenmark beginnen, massenhaft falsche Proteine zu produzieren. Heilbar ist die Erkrankung noch nicht. Mehr als 40 Jahre lang war hoch dosiertes Cortison neben unterschiedlich wirksamen Chemotherapeutika das einzige Medikament. Bei Patienten bis 65 oder 70 hilft eine autologe Knochenmarktransplantation. Nach 15 Jahren leben damit noch etwa 20 Prozent der Betroffenen.

Gerade in den vergangenen Jahren wurden aber mehrere Medikamente entwickelt, welche die Chancen der Betroffenen bedeutend erhöhen. Drach: “So gibt es zum Beispiel Thalidomid (das alte “Contergan”) oder jetzt die Nachfolgesubstanz Lenalidomide oder Bortezomib.” Selbst bei sonst therapieresistenten Patienten kann man mit diesen Medikamenten bei bis zu einem Viertel der Betroffenen eine komplette Remission erreichen. Zu Beginn der Behandlung sprechen 90 Prozent an. Ehemals waren das nicht einmal die Hälfte der Patienten.

Trotzdem sind Verbesserungen notwendig. Der Onkologe: “Das Multiple Myelom ist eine sehr heterogene Erkrankung. Wir wollen also wissen, wie man die unterschiedlichen Formen besser charakterisieren kann.”

Hinzu kommt, dass die Entwicklung dieser Art von “Knochenmarks-Krebs” womöglich schon frühzeitig beginnt und sich erst nach Jahren oder Jahrzehnten mit Symptomen äußert. Immerhin sind die meisten der Betroffenen 65 und darüber.

Drach: “Wir kennen auch eine Vorphase des Multiplen Myeloms. Das nennt man ‘monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz’. Sie geht in vielen Fällen dem Myelom voran. Das kann aber auch Jahrzehnte vorher sein. Wir wollen Faktoren identifizieren, mit denen man jene Betroffenen finden kann, bei denen später wirklich das Risiko einer Myelom-Erkrankung besteht.”

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