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Wiener Weihnachtsgeschäft heuer um ein Drittel eingestürzt

Für manche Branchen ist das Weihnachtsgeschäft überlebenswichtig.
Für manche Branchen ist das Weihnachtsgeschäft überlebenswichtig. ©APA/dpa/Bernd Wüstneck
Die Coronapandemie hat das Weihnachtsgeschäft in Österreich ordentlich ins Straucheln gebracht. In Wien sowie auch im restlichen Land fürchten die Händler einen Rückgang um 30 Prozent. Internethändler reiben sich indes die Hände.

Die Corona-Pandemie macht dem Wiener Einzelhandel im wichtigen Weihnachtsgeschäft einigermaßen zu schaffen. Die Umsätze seien in allen Branchen gesunken, "in einigen um bis zu 30 Prozent", teilte Margarete Gumprecht, Handelsobfrau in der Wiener Wirtschaftskammer, am Dienstag in einer Aussendung mit. Sie hofft auf einen starken Endspurt bis zum Heiligen Abend und appelliert an die Bevölkerung, Geschenke lokal einzukaufen.

"Diese letzten drei Tage sind noch einmal entscheidend für unsere Unternehmer", sagte Gumprecht: "Jedes in Wien gekaufte Geschenk ist ein Beitrag dafür, dass unsere Shops auch nächstes Jahr erhalten bleiben." Wichtig sei, dass die Bundesregierung nach den Feiertagen auch für die Geschäfte "Click & Collect" - also die Abholmöglichkeit zuvor bestellter Waren im Freien - erlaube. Dadurch könnten Geldpräsente oder Gutscheine gleich eingelöst werden.

Laut Kammerumfrage kauft der durchschnittliche Wiener heuer sieben Geschenke um je 45 Euro. Insgesamt haben 85 Prozent der Befragten vor, Gaben unter den Christbaum zu legen - vorrangig Bücher, Spielwaren, Gutscheine, Bekleidung und Kosmetikprodukte.

Weihnachtsgeschäft bisher um bis zu ein Drittel unter Vorjahr

Jene Handelsbranchen, für die das Weihnachtsgeschäft besonders wichtig ist, haben während der vorweihnachtlichen Öffnungstage heuer keine höheren Tagesumsätze erzielt als an den Vergleichstagen des Vorjahres. "Das bedeutet, dass sich das Umsatzminus im Dezember laufend erhöht", hieß es am Dienstag aus der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKÖ).

Neben der Modebranche leiden auch der Schuhhandel sowie der Schmuck- und Uhrenhandel besonders, sie haben im bisherigen Weihnachtsgeschäft rund ein Viertel weniger umgesetzt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei Sportartikeln beträgt das Minus 19 Prozent. Lediglich die nicht geschlossenen Lebensmittelgeschäfte und Drogerien erlösten nominell mehr (plus fünf bzw. plus zwei Prozent).

Umsatzrückgänge durch 3. Lockdown

Für das gesamte Weihnachtsgeschäft 2020 sind die Einzelhändler laut einer Umfrage der KMU Forschung Austria pessimistisch. 54 Prozent erwarten einen Umsatzrückgang, 28 Prozent glauben, das Minus wird größer als ein Viertel. 14 Prozent rechnen mit einem stabilen Weihnachtsgeschäft, 25 Prozent mit einem Umsatzplus.

Die KMU Forschung erwartet für das gesamte Weihnachtsgeschäft 2020 wegen des neuerlichen Lockdowns Umsatzrückgänge von 150 bis 300 Mio. auf 1,2 bis 1,4 Mrd. Euro. Zwischen 28. und 31. Dezember fallen heuer dreieinhalb Einkaufstage weg. In der Zeit nach Weihnachten machen die Einzelhändler traditionell noch viel Umsatz, etwa mit Kunden, die Gutscheine oder Geldgeschenke einlösen.

Handel im Internet floriert

Eingekauft wird heuer trotzdem fleißig: im Internet. Die KMU Forschung rechnet mit Online-Weihnachtsumsätzen von 177 Mio. Euro, ein Plus von 50 Prozent. Derzeit trägt der Interneteinzelhandel 11 Prozent zum gesamten Weihnachtsgeschäft im österreichischen Einzelhandel bei. Von der Coronakrise profitieren aber nicht nur der heimische Onlinehandel, sondern auch Amazon und Co. "Die internationalen Onlineriesen erwirtschaften im heurigen Weihnachtsgeschäft Umsätze von über 200 Mio. Euro, ohne dass in Österreich Steuern gezahlt werden", so die WKÖ. Handelsobmann Trefelik sprach sich darob neuerlich für eine faire Besteuerung von Amazon etc. aus.

Der Einkaufszentrenbetreiber SES, eine Tochter der Spar-Gruppe, sprach am Dienstag indes von einem "zufriedenstellenden Finale" vor dem Heiligen Abend. "Da weniger flaniert wurde und die Gastronomie geschlossen halten musste, sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den Centern, allerdings kauften die Konsumentinnen und Konsumenten in den SES-Centern deutlich gezielter ein." An den offenen Einkaufstagen im Dezember lag die Frequenz um 12 Prozent unter dem Vorjahresniveau, die Durchschnittseinkäufe pro Kunde waren dafür höher. Die coronabedingten Umsatzverluste konnten die Händler in den Einkaufszentren freilich "in keinster Weise" wettmachen.

(APA/red)

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