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Wiener Polizei zur U-Bahn-Kriminalität: Wenig Delikte - Sicherheitstipps beachten

U-Bahn-Kriminalität: Die Wiener Polizei ist an den Hot Spots präsent
U-Bahn-Kriminalität: Die Wiener Polizei ist an den Hot Spots präsent ©APA (Sujet)
2,5 Millionen Fahrgäste sind jeden Tag in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien unterwegs. Demgegenüber spricht die Wiener Polizei von "sehr wenigen" Delikten. Rund 40 Polizisten sorgen täglich für Sicherheit in der U-Bahn. Was jeder einzelne tun kann, um beim U-Bahn-Fahren auf Nummer sicher zu gehen, hat VIENNA.AT bei der Exekutive erfragt.
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Vergewaltigung in der U6

Auch wenn die jüngsten Nachrichten viele Wienerinnen und Wiener in Besorgnis versetzen – einige spektakuläre Fälle machen offenbar noch kein Kriminalitätsproblem in der Wiener U-Bahn.

U-Bahn-Kriminalität: 6 von 7 Delikten geklärt

“Jeden Tag fahren in Wien 2,5 Millionen Passagiere in den Wiener öffentlichen Verkehrsmitteln. Im Verhältnis dazu haben wir sehr wenig Delikte”, sagte Karl Mahrer, stellvertretender Landespolizeidirektor in der Bundeshauptstadt. Es habe in jüngster Vergangenheit sieben aufsehenerregende Verbrechen im Bereich der Öffis gegeben, von denen sechs geklärt worden seien.

Mahrer: “Wir haben uns diese Delikte auch genau angesehen und unser Verhalten genau analysiert. In allen diesen Fällen waren Polizeibeamte innerhalb von zwei bis vier Minuten am Tatort. Er wies darauf hin, dass täglich 300 Mitarbeiter der Wiener Linien im Dienste der Fahrgäste und damit auch der Sicherheit unterwegs seien. Dazu kommen die Beamten der Bereitschaftspolizei, von denen 40 jeden Tag im Einsatz seien.

Keine eigene U-Bahn-Polizei geplant

Überlegungen zu einer eigenen U-Bahn-Polizei gibt es dem Spitzenbeamten zufolge nicht. Nicht zuletzt aufgrund dieser Zahlen sieht man die Situation in der Wiener U-Bahn bei der Exekutive etwas entspannter, als sie derzeit öffentlich dargestellt wird. Die verfügbaren Daten aus der Kriminalstatistik weisen jedenfalls nicht auf ein größer werdendes Problem hin. Im Gegenteil: Demnach sind im Bereich der öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien im Jahr 2010 insgesamt 53 Raube angezeigt worden. 2011 waren es 49, in den ersten drei Quartalen 2012 waren es 33. Auch bei den Diebstahlsfakten weist alles auf einen Rückgang hin: 2010 wurden 8.467 derartige Delikte angezeigt, 2011 gab es 7.658 und in den ersten drei Quartalen 2012 wurden 4.147 Diebstähle in den Öffis registriert.

Allerdings: Für Gewaltdelikte im öffentlichen Verkehr gibt es keine eigene Statistik. Mahrer führt den Rückgang bei Raubüberfällen und Diebstählen vor allem auf zwei Faktoren zurück: Einerseits auf die verstärkte Präsenz on Polizei und Mitarbeitern der Wiener Linien, andererseits auf die immer umfassendere Videoüberwachung in U- und Straßenbahnen sowie Bussen.

Sicherheits-Tipps der Exekutive: “3 L”

VIENNA.AT hat bei Polizei-Sprecherin Camellia Anssari nachgefragt, was die Exekutive zur Prävention von U-Bahn-Kriminalität und für den Ernstfall rät. Die goldene Regel sind laut Anssari in dieser Hinsicht grundsätzlich die “3 L” – nämlich “Licht, Leute und Lärm”.

Mit “Licht” ist gemeint, dass man prinzipiell in Sachen Kriminalitätsprävention dunkle Ecken meiden sollte – was aber weniger in der durchwegs gut ausgeleuchteten  U-Bahn und den Stationen, als vielmehr beim Verlassen des U-Bahn-Bereichs zu beachten ist.

“Leute” bedeutet, dass man in jedem Fall die Nähe anderer Fahrgäste suchen und weitgehend leere Waggons meiden sollte. Das Nichtbeachten dieser Regel wurde einer jungen Frau im Dezember des Vorjahres zum Verhängnis – es kam zu einer Vergewaltigung in einem leeren Zug der Linie U6. “Steigen Sie nach Möglichkeit immer in Waggons ein, wo mehr Leute sind. Und wenn Sie sich in einem Waggon von jemandem beobachtet oder sogar verfolgt fühlen, gehen Sie zur nächsten Tür steigen Sie bei der nächsten Station sofort in einen anderen Waggon um”, rät Anssari.

 “Lärm” schließlich weist darauf hin, dass man sich eher an belebten Stellen im U-Bahn-Bereich aufhalten und stille Aufgänge und Ähnliches meiden sollte – und notfalls selbst Lärm machen.

Anssari weist auch eindringlich darauf hin, dass man im Falle einer gefährlichen Situation keine Scheu haben solle, andere U-Bahn-Fahrgäste anzusprechen und um Hilfe zu bitten – oder gleich den Polizei-Notruf “133” zu wählen. “Lieber einmal zuviel anrufen, als einmal zuwenig”, so die Sprecherin. “Bei Gefahr für Leib und Leben hat es oberste Priorität, sich Hilfe zu holen.” Wenn man das Gefühl habe, dass einen etwa jemand schon in der U-Bahn beobachtet und beim Aussteigen dann verfolge, solle man sich auf der Straße an Passanten wenden, Autofahrer anhalten, oder das nächstgelegene Lokal betreten und um Hilfe bitten.

Pfefferspray und Co. – Möglichkeiten zur Notwehr

Was den besonders von Frauen oftmals in der Handtasche mitgeführten Pfefferspray betrifft, gibt Anssari einiges zu bedenken. “Prinzipiell ist ein Pfefferspray eine sinnvolle Waffe zur Selbstverteidigung – aber nur, wenn man mit der Handhabung auch vertraut ist. Sonst kann der Schuss nach hinten losgehen,” warnt die Sprecherin. Sie empfiehlt, eine solche Waffe in einem geschützten Rahmen auszuprobieren, wo nichts passieren könne, am besten draußen an einem Ort ohne Wind. Dadurch könne man Reichweite und Art des Sprüh-Strahls besser einschätzen.

“Was viele auch nicht wissen: Ein Pfefferspray muss alle 24 Stunden einmal aufgeschüttelt werden. Nur so behält er seine Funktionsfähigkeit. Sonst setzt sich die reizende Substanz, zum Beispiel Cayenne-Pfeffer, immer mehr am Boden der Dose ab und wenn es dann zum Einsatz des Sprays kommt, sprüht man dem Aggressor gerade einmal ein bisschen destilliertes Wasser in die Augen. Das hat wenig bis keinen Effekt”, erklärt die Sprecherin.

Eine gute Alternative bietet laut Anssari ein Schlüsselanhänger, der auf Knopfdruck einen ohrenbetäubend schrillen Alarm auslöst. Das kann abschreckend wirken. Sie gibt aber zu bedenken, dass dieser Lärm untertags im U-Bahn-Trubel untergehen könne. Was die Wiener Linien bei Vorfällen von U-Bahn-Kriminalität oder Notfällen auf Bahnsteigen oder in Zügen raten, lesen Sie hier.

 

(apa/red)

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