Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch wurde das vierköpfige Gremium bekanntgegeben, das die mutmaßlichen Missbrauchsfälle im ehemaligen Kinderheim am Wilhelminenberg untersuchen soll. Die Kommission wird mindestens ein Jahr lang tätig sein und besteht aus insgesamt vier Mitgliedern.
Die Arbeit des Gremiums wird frühestens Ende 2012 abgeschlossen werden, wie die Leiterin der Kommission, die Richterin Barbara Helige, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz betonte. Der früheren Präsidentin der Richtervereinigung und derzeitigen Präsidentin der Österreichischen Liga für Menschenrechte ist eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle am Wilhelminenberg ein großes Anliegen.
Kommission untersucht Wilhelminenberg-Vorwürfe
Untersucht werden unter anderem Vorwürfe, die ehemalige Bewohnerinnen des Heims öffentlich erhoben hatten. Laut den Frauen ist es im 1977 aufgelassenen Heim am Wilhelminenberg unter anderem zu Fällen von Kinderprostitution und Serienvergewaltigungen gekommen.
Neben Helige werden sich nun die ehemaligen Senatspräsidentin des Obersten Gerichtshofes, Helge Schmucker, die Psychiaterin Gabriele Wörgötter und der Linzer Sozialhistoriker Michael John mit der Geschichte der umstrittenen Einrichtung am Wilhelminenberg befassen. Gemeinsam müsse man Klarheit finden. “Die bestürzenden Vorwürfe schreien nach Aufklärung. Man sei es allen Betroffenen schuldig, die Wahrheit ans Licht zu bringen”, unterstrich Helige bei der Pressekonferenz.
Ziele und Aufgaben des Gremiums
Helige nannte die “Anerkennung der Opfer und ihre Schicksale” sowie die Aufklärung der Umstände, die solche Missstände möglich gemacht hätten, als ein Ziel der nun folgenden Untersuchungen und Recherchen. Zudem werde man auch die Frage nach der “individuellen und institutionellen Verantwortung klären. Mit den Erkenntnissen wolle man letztendlich auch Einsicht in die Dynamiken von Gewalt in öffentlichen Einrichtungen erlangen, um diese künftig bereits “im Ansatz erkennbar zu machen”.
Recherchen beauftragt – Zwischenberichte geplant
Als weitere Aufgabe nannten die Mitglieder der Kommission, Recherchen zu beauftragen. Dies würde unter anderem die Sichtung von Akten, wissenschaftlichen Arbeiten, privaten Unterlagen und Interviews mit Zeitzeugen beinhalten. Der Schwerpunkt liege jedoch auf den Berichten von Opfern. Wobei man bei deren Befragung “selbstverständlich Vertraulichkeit” zusichere und keine zusätzliche Belastung für die Opfer sicherstelle, betonte Helige.
Man werde “laufend Zwischenberichte erstellen und etwaige Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft weiterleiten”. Ein “gutes und umfassende Ergebnis” werde voraussichtlich Ende 2012 präsentiert. Das Budget werde seitens der Stadt Wien finanziert. Die Kommission arbeite unabhängig, ohne jeglichen Einfluss, erklärte Helige.
(apa/red)