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Wien-Wahl: Ergebnis laut Meinungsforschern bereits fix

Im Wiener Rathaus dürfte es im Herbst keine Überraschungen geben.
Im Wiener Rathaus dürfte es im Herbst keine Überraschungen geben. ©APA
Die Umfragen zur Wien-Wahl sind seit längerem stabil, Überraschungen dürfte es im Herbst keine geben. Das "Team HC" ist jedoch das Zünglein an der Waage für eine mögliche "Dirndl-Mehrheit" mit ÖVP, Grüne und NEOS.
Meinungsumfragen zur Wien-Wahl

Passiert nicht Unvorhergesehenes, scheint der Ausgang der Wien-Wahl schon jetzt ziemlich klar: Die SPÖ wird am 11. Oktober mit gutem Ergebnis klar Erste, die ÖVP wird stark zulegen, die FPÖ einbrechen, die Grünen wieder wachsen, prognostizieren die Meinungsforscher. Für Spannung - und Mobilisierung - sorgen könnte die Frage der türkis-grün-pinken Mehrheit. Da sei das "Team HC" Zünglein an der Waage.

Verpasst die neue Partei Heinz-Christian Straches den Einzug in den Gemeinderat knapp, könnten ÖVP, Grüne und NEOS ihre - laut Umfragen derzeit - zusammen 47 bis 48 Prozent für mehr als die Hälfte der Mandate reichen. Damit könnten sie theoretisch der SPÖ den Bürgermeister-Sessel abnehmen - oder zumindest die Koalitionsverhandlungen erschweren.

Team HC wichtig für die SPÖ

Schafft Strache die nötigen fünf Prozent, ist eine Mandats-Mehrheit gegen die SPÖ unwahrscheinlich. Ob Strache es schafft, kann man derzeit nicht beurteilen, sind sich OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, Meinungsforscher Peter Hajek und Polit-Berater Thomas Hofer einig, geben dem über das "Ibiza-Video" gestolperten Ex-FPÖ-Vizekanzler aber durchaus eine Chance.

Der Wahlkampf wird in Zeiten von Corona - wo Großveranstaltungen, Straßenwahlwerbung und Hausbesuche eingeschränkt sind - "sehr sehr stark mediendominiert" (Hofer), Fernsehauftritte, aber auch die Sozialen Medien werden eine große Rolle spielen.

"Wahlkampf ohne Aufreger"

Derzeit zeichne sich, so Bachmayer, ein "Wahlkampf ohne Aufreger" ab, es gibt kein Rennen um Platz 1, "alles ist irgendwie klar". Auch Hajek erwartet - abgesehen vom "blauen Bruderduell" - keinen allzu groben Wahlkampf. Die Umfragen seien seit geraumer Zeit unverändert, "die Positionen bezogen, die Wählerpotenziale dort, wo sie hingehören", es gebe wenig Bewegung, thematisch ereigne sich wenig, "alles scheint festgezurrt". Da müssten sich die Parteien sehr bemühen, ihre Sympathisanten auch an die Urnen zu bringen.

Für die SPÖ ist, so Bachmayer, die "Gefahr für Bürgermeister Michael Ludwig" durch Türkis-Grün-Pink ein wichtiger Mobilisierungsfaktor. Das "blaue Krokodil" - die Warnung vor dem Strache als FPÖ-Bürgermeister - ist weggefallen, "und ein bissl Krokodil braucht man", sieht auch Hofer in der "Dirndl-Koalition" ein wichtiges SPÖ-Thema.

Corona-Krise nützt der SPÖ

Aber die Ausgangslage der Bürgermeisterpartei erachten die Meinungsforscher für sehr gut. Allgemein sei es derzeit Trend, dass Amtsinhaber gestärkt werden. Die Corona-Krise helfe der SPÖ, seither steht sie laut Hajek deutlich stabiler als vorher. Und Bürgermeister Michael Ludwig habe es geschafft, die zerstrittenen Lager in der Partei zu befrieden.

So kann der 2018 angetretene Ludwig damit rechnen, bei seiner ersten Wahl die 39,6 Prozent aus 2015 zumindest zu halten. In den Flächenbezirken könne es gelingen, zu den Blauen abgewanderte Wähler zurückzuholen, meint Bachmayer.

ÖVP kann mit Zuwächsen rechnen

Geht es um die Zuwächse, wird - wie zuletzt immer - auch in Wien die ÖVP großer Wahlsieger. 2015 ist sie freilich mit nur 9,2 Prozent ins "politische Nirwana" (Hofer) gestürzt. Heuer dürften es um die 20 Prozent werden, ob drüber oder drunter können die Experten noch nicht abschätzen. Türkis werde einen guten Teil der an die FPÖ verlorenen Wähler zurückholen - worum man sich mit dem beständig bemühten Thema Migration auch sehr bemühe.

Ein großer Teil der 30,7 Prozent, die 2015 FPÖ wählten, werde heuer aber zu Hause bleiben, ist Bachmayer überzeugt. Die Blauen müssten damit rechnen, dass sich insgesamt zwei Drittel ihrer Wähler verabschieden. "Das wird ein Schlag in die Magengrube, die Frage ist nur, wie heftig", meint Hofer.

FPÖ verliert an Strache

Einen kleineren Teil werden die Freiheitlichen auch an Ex-Chef Strache verlieren. Der "blaue Bruderkrieg" werde jedenfalls heftig, "wer weiß, was da noch in der Giftküche brodelt", meint Hofer, merkt aber auch an: "Die Wähler, die jetzt noch zu Strache stehen, kann eigentlich nichts mehr erschüttern."

Die FPÖ - für die das die erste Wahl seit 1986 sei, wo sie keine große Rolle spielt - kann laut Hajek "nur ein Ziel haben: Verhindern, dass Strache reinkommt." Schafft seine neue Partei den Einzug, ist das Basis, "um auch im Bund mitzuspielen" - wenn nicht, "ist HC wohl Geschichte". Er rechnet nach derzeitigem Stand mit plus/minus 13 Prozent für beide zusammen, vier bis sechs Prozent davon für das "Team HC".

Auch die Grünen gewinnen dazu

Mit einem guten Zuwachs von 11,8 auf 15 bis 17 Prozent können die Grünen auch in Wien rechnen, wo sie gemeinsam mit der SPÖ regieren. Das Potenzial, das sich bei der Nationalratswahl mit 20,6 Prozent zeigte, werden sie in Wien aber wohl nicht ausschöpfen können. Dies liegt laut den Meinungsforschern auch daran, dass die Werte der neue Parteichefin Birigt Hebein weit unter denen der Partei liegen.

"Das ist immer ein Problem", meint Hofer. Sie seien aber die einzigen, die im Wahlkampf "schon Tempo machen", mit Kernthemen wie "autofreie Innenstadt" - um 2015 von der SPÖ abgeworbene Wähler zurückzuholen. Dabei sei, meint Hofer, ihre Beteiligung an der Bundesregierung hinderlich, müssten sie in der Koalition mit der ÖVP doch "Federn lassen", während die SPÖ von der Oppositionsrolle im Bund profitieren könne.

NEOS als Außenseiter

NEOS spielen - abgesehen von der "Dirndl-Koalition", die sie allerdings selbst ausschließen - bei der Wien-Wahl keine große Rolle, können mit (laut Hajek) sechs bis sieben Prozent (nach 6,2 Prozent im Jahr 2015) aber davon ausgehen, im Gemeinderat zu bleiben.

Die "Blackbox" der Wien-Wahl ist, so Hofer, die Wahlbeteiligung. Sie fiel 2015 mit fast 75 Prozent sehr hoch aus. Bachmayer rechnet heuer mit einem Einbruch auf "Mitte 60 Prozent". Derzeit sehe es nach weniger aus als 2015, räumte auch Hajek ein. Aber das sei - elf Wochen vorher - vor jeder Wahl so. Wie hoch die Beteiligung ausfällt, werde weniger von Corona abhängen als mehr von der Mobilisierungskraft, also ob es den Parteien noch gelingt, "einen Zug, eine Konfrontation reinzubringen".

(APA/red)

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