Wien-Wahl 2025: ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer im Porträt

Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer kennt die Hauptstadt seit 70 Jahren. Nicht bloß positiv sind für ihn die Veränderungen, die die Stadt durchgemacht hat, weshalb der älteste Spitzenkandidat für die Wien-Wahl nun für mehr Sicherheit antritt.
Ex-Polizist Mahrer möchte in Wien aufräumen
Angesichts seiner Biografie ist das nur schlüssig, hat Mahrer doch einen Großteil seines Lebens bei der Polizei verbracht. Erst 2017 startete er als Nationalratsabgeordneter in die Politik, vier Jahre später wurde er Wiener ÖVP-Obmann.
Begonnen hat Mahrers Karriere 1974 in der Sicherheitswacheabteilung Ottakring. Später wurde er Wiener Landespolizeikommandant, noch später Landespolizeivizepräsident. 2017 zog er dann als politischer Quereinsteiger für die ÖVP in den Nationalrat ein. Ex-ÖVP-Bundesparteiobmann Sebastian Kurz bezeichnete den damals 62-Jährigen nicht nur als Experten für Sicherheit, sondern auch als Signal an die Senioren.
Überraschender Wechsel an Spitze der Stadt-ÖVP
2021 erfolgte dann ein weiterer, durchaus überraschender Wechsel an die Spitze der Stadt-ÖVP. Ursache für die Rochade war das Ausscheiden von Gernot Blümel - er hatte angesichts der ÖVP-Turbulenzen und Kurz' Rücktritt ebenfalls das Handtuch geworfen. Mahrer entschied sich für einen Wechsel ins Rathaus und wurde nicht amtsführender Stadtrat. Er deklarierte sich dabei gleichzeitig als ÖVPler des neuen und alten Schlags: "Ich bin ein Schwarzer, weil ich seit 46 Jahren bei der Partei bin, und ich bin ein Türkiser, weil mich Sebastian Kurz in die Politik geholt hat."
In Wien beschäftigte er sich weiterhin mit der - seines Erachtens teils mangelnden - Sicherheit. Als Kind wollte der freundlich auftretende ÖVP-Chef Stadtbahnfahrer werden. In der U6, die heute die Strecke der Stadtbahn befährt, fühlte er sich allerdings zuletzt unsicher, wie er im ORF sagte. Zudem kritisierte er die Situation der Sprachförderung in Kindergärten und die vergleichsweise hohen Sozialleistungen, die zu einem Zuzug von Flüchtlingen nach Wien führen würden. Ebenso beklagte er die Klebeaktionen der mittlerweile nicht mehr aktiven Klimaschutzgruppe "Letzte Generation".
ÖVP-Chef sorgte mit Videos über Wiener "No-Go-Zonen" für Aufregung
Aufgefallen ist der ÖVP-Obmann durch einige Videos. Dabei ortete er eine Machtübernahme am Brunnenmarkt durch Syrer, Afghanen und Araber und äußerte Sorge vor einer "No-Go-Zone" in Favoriten. Damit handelte er sich - vor allem vom politischen Mitbewerb - Rassismus-Vorwürfe ein. Zuletzt fand sich Mahrer gar im Rechtsextremismusbericht des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands wieder: In seinen Aussagen hatten die Identitären einige ihrer Argumente wiedererkannt. Auch in der Causa Wienwert steht Mahrer in der Kritik. Ihm und seiner Ehefrau wird Beitrag zur Untreue vorgeworfen. Er habe ein "gutes und reines Gewissen" und denke nicht an einen Rücktritt, hielt der Parteiobmann daraufhin fest.
ÖVP drohen bei Wien-Wahl laut Umfragen Verluste
Bei der Wien-Wahl startet Mahrer von einer wenig privilegierten Position: Blümel hatte die im Stadtparlament marginalisierte Wiener ÖVP 2015 übernommen und sie von der Einstelligkeit bei der Wahl 2020 wieder auf den zweiten Platz geführt. Aktuell sagen die Umfragen der ÖVP wieder eine Halbierung auf etwa zehn Prozent vorher. Dennoch drängt Mahrer, der sich bei seinem ersten Antritt als Spitzenkandidat optimistisch gibt, auf eine Koalition. Bei Verhandlungen will er die SPÖ von seiner Partei als Partnerin überzeugen. Erfahrung hat er dabei jedenfalls, verhandelte Mahrer doch bereits Bundesregierungen mit der FPÖ, den Grünen und zuletzt der SPÖ und den NEOS mit.
Zur Person: Karl Mahrer, geboren am 4. März 1955 in Wien. Begann 1974 Polizeilaufbahn in der Sicherheitswacheabteilung Ottakring, war später Wiener Landespolizeikommandant und danach Wiener Landespolizeivizepräsident. Von 2017 bis 2021 Nationalratsabgeordneter der ÖVP, seit 2021 Obmann der ÖVP Wien und nicht amtsführender Stadtrat.
(APA/Red)