AA

Wien verschenkt Gastro-Gutscheine: Pro und Contra

Pro und Contra zum Wiener Gastrogutschein.
Pro und Contra zum Wiener Gastrogutschein. ©VIENNA.at
Die Stadt verschickt derzeit Gastro-Gutscheine an alle Wiener Haushalte. Familien bekommen einen 50 Euro Gutschein, Solo Haushalte bekommen 25 Euro. Wir haben uns über die Vor- und Nachteile Gedanken gemacht.
Haushalte haben Gutschein erhalten
Briefkästen aufgebrochen
Erste Gutscheine gesperrt

PRO

Gähnende Leere herrschte während der Corona-Krise in den Wiener Wirtshäusern, Restaurants und Beisln und auch nach der Öffnung lief das Geschäft nur schleppend. Um den Wirten etwas unter die Arme zu greifen und den Betrieb anzukurbeln, verschickt die Stadt Wien daher Gastro-Gutscheine an alle, die ihren Hauptwohnsitz auch in Wien haben. 25 Euro gibt es bei Singles, 50 Euro für Mehrpersonenhaushalte.

Der Wiener wäre kein Wiener, wenn er nicht auch Gratis-Gutscheine kritisieren würde. Immerhin werden die Gutscheine mit SEINEM Steuergeld bezahlt. Dabei zahlen gerade Gutverdiener mehr in die Stadtkassen ein, Geringverdiener entsprechend weniger. Beide erhalten aber den gleichen Gutschein – Umverteilung war auch schon mal schwieriger. Zudem können so Menschen zum Wirten gehen, die sich auswärts essen normalerweise nicht oder schwer leisten können.

Im Wahljahr kommt die Gutscheinaktion der SPÖ gerade Recht, das muss man zugeben. Doch anstatt die Wirte direkt zu unterstützen (immerhin sind 60.000 Menschen in Wien in der Gastronomie beschäftigt), geht man den Weg über die Bevölkerung. Ganz ehrlich, mir ist es so lieber. Und dass ich mir mein Bier selber zahlen muss, ist jetzt auch nicht das Ende der Welt. Nicht vorzustellen, wie die Opposition gewütet hätte, wenn die Stadtregierung Gutscheine zur Alkoholismusförderung ausgegeben hätte.

Und dann wären da noch die Briefkästen. Ein paar Idioten gibt es immer, die anderen 25 bzw. 50 Euro quasi vom Mund wegstehlen. Wer sich bei der Polizei meldet, kann die gestohlenen Gutscheine jedoch stornieren lassen. So können die Diebe damit nichts mehr anfangen. 

(obl)

CONTRA

Seit Dienstag dürfen sich die Wiener über Gastro-Gutschein freuen. Denkt man jedoch länger über den Gutschein nach, ist die Freude schnell vorbei. Die Coronakrise ist nicht nur eine Gesundheitskrise, sie hat auch die Wirtschaft erschüttert. Einige Wirte profitieren kurzfristig, die Stadt nimmt damit jedoch eine große finanzielle Belastung auf sich – und das so kurz vor der Wien-Wahl. Ein gut gemeinter Gutschein lässt hier den Anschein eines großzügigen Wahlzuckerls auf Kosten der Wiener entstehen.

Doch nicht jeder Wiener kommt in den Genuss eines Gutscheins, nicht einmal jeder Hauptwohnsitz-Wiener. Denn bereits am Dienstag kursierten in den sozialen Medien Bilder von aufgebrochenen Briefkästen, aus denen die Gutscheine gestohlen wurden. Eine vielleicht gut gemeinte Aktion hat letztendlich die Kriminalität in der Stadt angefeuert.

Familien haben 50 Euro geschenkt bekommen, Solohaushalte 25 Euro. Über die gerechte Verteilung lässt sich hier streiten. Eine größere Familie wird mit einem 50 Euro Gutschein nicht weit kommen. Doch auch Bewohner einer WG haben gemeinsam einen 50 Euro Gutschein bekommen. Dieser muss gemeinsam eingelöst werden, egal ob man sich mit den Mitbewohnern gut versteht oder nicht. Denn der Gutschein muss auf einem Stück eingelöst werden, der Restbetrag verfällt. Hier wäre eine Stückelung sicher besser gewesen. Und für den ein oder anderen auch noch ein Manko: Der Gutschein kann nicht zum Kauf von Alkohol verwendet werden. „Man bringe den Spritzwein“ wird mit dem gut gemeinten Geschenk also auch nicht möglich.

(lyd)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien verschenkt Gastro-Gutscheine: Pro und Contra
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen