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Wie Häupl trickst (Teil 2)

©APA
Gastkommentar von Johannes Huber. Wohnbaustadtrat Michael Ludwig scheint gar nicht zu merken, dass seine Chancen, Bürgermeister zu werden, schwinden.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat ja nur mit seinen Widersachern reden und ihnen versichern müssen, dass er nach der nächsten Nationalratswahl zurücktreten werde, schon gaben sie klein bei: Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) wird sich auf dem Parteitag in einer Woche keiner Kampfabstimmung um den Vorsitz stellen. Der Bürgermeister wird sich überhaupt ohne Gegenkandidat bestätigen lassen können.

So weit Teil 1 der Häupl’schen Trickserei, der an dieser Stelle schon einmal ausgeführt worden ist. Was folgt, ist, erraten, Teil 2: Die Widersacher versuchen bereits, Fakten für die entscheidende Zeit nach der Nationalratswahl zu schaffen. Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) verkündete in diesem Sinne in einem „Standard“-Interview, Ludwig wäre eine „hervorragende Nachbesetzung“. Was schon einmal grundsätzlich originell ist: Bures hat einst auch gemeint, dass der heutige Kanzler und Bundesparteivorsitzende Christian Kern besser Manager bleiben sollte; einen guten Politiker würde er nämlich nicht abgeben. Zumal er sich dadurch nicht beirren ließ und heute von den meisten Genossen auch noch gefeiert wird, hängt ihr das nach: Ihr Urteilsvermögen wird nicht überbewertet.

Wie auch immer: Ludwig selbst lässt vorzugsweise in Boulevardmedien wissen, dass er bereit sei, höhere Weihen zu übernehmen. Wobei er sich als Empfehlung gerne mit bescheidenen Umfragewerten in Verbindung bringen lässt: Im APA/OGM-Vertrauensindex hält er demnach mit 15 Punkten zwar mehr als Häupl (sieben). Das aber bedeutet nur, dass die Zahl derer, die ihm Vertrauen schenken, um 15 Prozentpunkte größer ist als die jener, die ihm misstrauen. Und das ist für einen Kommunalpolitiker noch lange keine Auszeichnung; halbwegs erfolgreiche unter ihnen erreichen zwei, drei Mal höhere Werte.

Doch das ist nicht das größte Problem des Michael Ludwig: Offen zu ihm bekannt haben sich bisher vielmehr nur Verlierertypen wie Bures und Ex-SPÖ-Geschäftsführer Christian Deutsch. Das wird nicht reichen.

Schlimmer aber noch ist für ihn, dass Häupl im Hintergrund längst angefangen hat, Nachfolgekandidaten, wie Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky, aufzubauen und im Übrigen dabei ist, die Partei in eine Richtung zu treiben, die der von Ludwig entgegengesetzt ist; in die linke nämlich. Ablesen lässt sich das aus ein paar Anträgen für den Parteitag am 29. April, die von der offiziellen Prüfungskommission zur Annahme empfohlen worden sind: Die SPÖ soll demnach für eine Maschinensteuer und eine 30-Stunden-Woche auf dem Arbeitsmarkt kämpfen. Und sie soll sich vor allem auch klar gegen eine Koalition mit der FPÖ aussprechen – obwohl oder gerade weil Ludwig die Nähe von Heinz-Christian Strache und Co. sucht.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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