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Wie Häupl trickst

Die Wiener SPÖ-Koryphäe Michael Häupl.
Die Wiener SPÖ-Koryphäe Michael Häupl. ©APA/Hans Klaus Techt
Gastkommentar von Johannes Huber. Man merkt, dass der Bürgermeister ein alter Politfuchs ist. Seinen Gegnern macht er es jedenfalls verdammt schwer, ihn loszuwerden.

Angekündigte Revolutionen finden nicht statt – vor allem, wenn sie den Sturz von Bürgermeister und SPÖ-Wien-Chef Michael Häupl zum Gegenstand haben. Was haben sich Genossen aus den “Flächenbezirken”, von Liesing über Simmering bis Floridsdorf, nicht schon bemüht: Ex-Geschäftsführer Christian Deutsch, ihr Sprecher, versorgt Medien seit Monaten mit der Forderung, Häupl müsse gehen. Und mittlerweile ist auch anderen gesickert, dass es so nicht weitergehen kann. Allein schon, dass sich das Thema so hartnäckig hält, zeigt schließlich, dass der Chef die Kontrolle über die Partei verloren hat. Und zumal er 67 ist, ist es, wie er selbst immer wieder gesteht, naheliegend, über seine Nachfolge zu reden.

Das Problem ist nur, dass der Bürgermeister nicht und nicht weichen will. Sollte es noch jemanden gegeben haben, der das bezweifelt hat, so wurde er nun auf der Klausurtagung der sozialdemokratischen Rathausfraktion eines Besseren belehrt. Häupl hat in seinem Eröffnungsreferat alle Tricks angewendet, die in einem Lehrbuch des Machterhalts stehen könnten: Zunächst hat er “die Damen und Herren von der Presse” wissen lassen, dass es auf der Veranstaltung “kein Wort zur Personaldebatte” geben werde. Damit hat er zwar bestätigt, dass es eine solche gibt, gleichzeitig aber Selbstsicherheit demonstriert und seinen Gegnern eine erste Vorgabe gemacht. Daran müssen sie sich natürlich nicht halten. Ihr Problem ist nur, dass Häupl noch weiter ging und lang und breit über seine Pläne bis zum Jahre Schnee bzw. der Gemeinderatswahl 2020 referierte.

“Stopp!”, hätte da einer schreien müssen, der aus den “Flächenbezirken” kommt und einen Wechsel zu Wohnbaustadtrat Michael Ludwig nicht mehr erwarten kann. Doch Häupl war schon wieder weiter und setzte dem Ganzen auch noch einen i-Punkt auf: Sein Ziel sei es, einen “ordentlichen Beitrag zum Ergebnis der nächsten Nationalratswahl zu leisten” und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache damit als Bundeskanzler zu verhindern.

Das ist das älteste, stärkste und zugleich wohl auch letzte Argument von Häupl für Häupl: Im Unterschied zu Ludwig ist er ja wirklich ein Widersacher von Strache. Zu oft hat er die Auseinandersetzung mit diesem schon gesucht. Wissend, dass ihm das nur nützen kann. Grund: Wer Strache verhindern will, der muss sich unter diesen Umständen auf seine Seite schlagen. Vor allem Grüne haben immer wieder darunter gelitten; ihre Anhänger hat das dann halt doch wieder zu Häupl ziehen lassen.

Nun spielt er dieses Spiel eben auch mit seinen eigenen Genossen; in der Hoffnung, dass er damit all jene für sich gewinnen kann, die zuletzt auch nur an ihm gezweifelt haben. Wobei es gut möglich ist, dass ihm dies gelingt. Seine Gegner haben jedenfalls noch keine überzeugende Antwort darauf liefern können.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik.

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