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"Wie der Konditor seine Torten bäckt": Einblicke in die Arbeit eines Bestatters

Von einem Mord, Selbstmord oder Unfall ist oft nichts mehr zu sehen nach einem Eingriff.
Von einem Mord, Selbstmord oder Unfall ist oft nichts mehr zu sehen nach einem Eingriff. ©APA/BARBARA GINDL
Bei der Bestattung Wien arbeiten vier Thanatopraktiker. Thanatopraktiker können das Aussehen von toten Menschen verändern bzw. rekonstruieren und sie auch eine für eine Zeit lang konservieren. VIENNA.at hat nachgefragt, wie das funktioniert.

Vier Bestatter der Bestattung Wien sind auch Thanatopraktiker. Sie dürfen Leichen konservieren und kosmetische Eingriffe vornehmen. Während für den Otto-Normalo die Arbeit mit Leichen vielleicht vorab abschreckend wird, beschreibt Andreas Nevrivy es so: "Das ist ganz normal, wie wenn der Konditor seine Torten bäckt".

Andreas Nevrivy hat als Träger bei der Bestattung Wien begonnen, später hat er Leichen geholt und schließlich hat er sich für die Thanatopraxie entschieden. Ein Jahr Ausbildung, ein Jahr büffeln, ein Jahr Prüfungen. Dann darf man der Tätigkeit nachgehen.

Thanatopraxie: Von Mord und Unfall ist nichts mehr zusehen

Bei der Thanatopraxie geht es darum, Leichen nach ihrem Tot einer kosmetischen, fast schon schönheitschuriugischen Eingriff unterzuziehen. Eine Leiche kann nicht nur konserviert werden, auch das ursprüngliche Aussehen kann zu großen Teilen wiederhergestellt werden. "Sodass man von einem Unfall, Mord oder Selbstmord nix mehr sieht", sagt Nevrivy. Und: "Je schlimmer etwas ist, umso spannender ist es für uns."

Besonders während der Coronakrise waren thanatopraktische Dienste gefragt, da vorerst nur fünf Personen zu Beerdigungen kommen durften. Deshalb wurden Leichen über einen längeren Zeitraum konserviert, Begräbnisse fand zu einem späteren Zeitpunkt statt. Dennoch - auf ewig darf man Leichen nicht konservieren. Wer also davon träumt, auch in 100 Jahren noch unverändert dazuliegen, muss an dieser Stelle leider enttäuscht werden.

Daliegen - das Stichwort. Die Leichen sehen nach einer Behandlung nämlich aus wie schlafend. Doch warum wollen Angehörige das? Nach Selbstmorden, Morden und Unfälle - insbesondere wenn die Verstorbenen noch jung waren - ist es für die Angehörigen etwas leichter anzusehen. Doch viele wollen die Behandlung auch, um ihr Gewissen zur beruhigen, wenn sie sich zu Lebzeiten nicht genügend um jemanden gekümmert haben.

Neue Podcastfolge auf Heast Oida

Wie lange eine Behandlung dauert, mit wie vielen Leichen Nevrivy pro Woche arbeitet, welche Grundeigenschaften man als Bestatter mitbringen sollte und ob er sich ab und zu auch Gedanken über den eigenen Tod macht, dass könnt ihr in unserer neuen Podcastfolge von "Heast Oida" hören.

(Red)

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