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WHO: Nächste Wochen für Europas Kampf gegen Corona entscheidend

Europa-Chef Kluge sieht den europäischen Kontinent "weiter mitten in einem Sturm"
Europa-Chef Kluge sieht den europäischen Kontinent "weiter mitten in einem Sturm" ©APA/AFP/Ritzau Scanpix/IDA GULDBAEK ARENTSEN
Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus hält das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO die kommenden Wochen für ausschlaggebend.
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WHO sieht Gefängnisse stark gefährdet

Die nächste Zeit werde "entscheidend für Europa", sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Donnerstag auf einer Online-Pressekonferenz. In der nun beginnenden Übergangsphase zur Normalität gelte es, vorsichtig zu sein.

Kluge: "Covid-19 ist erbarmungslos"

Während die europäische Großregion kurz vor der Marke von einer Million bestätigten Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 stehe, gebe es positive Anzeichen aus einer Reihe von stark betroffenen Ländern, darunter seien Spanien, Italien, Deutschland und die Schweiz. Es gebe aber auch gegenläufige Entwicklungen etwa in der Türkei, Weißrussland, Großbritannien oder Russland. Insgesamt vereine Europa momentan rund die Hälfte der weltweit nachgewiesenen Covid-19-Fälle auf sich.

Man müsse sich klarmachen, dass es keinen schnellen Sieg über die Erkrankung geben werde, sagte Kluge: "Covid-19 ist erbarmungslos." Und weiter: "Machen Sie keinen Fehler: Trotz des Frühlingswetters befinden wir uns weiter mitten in einem Sturm." Während mancherorts die Zahl der Neuinfektionen sinke, stehe anderen Ländern das volle Ausmaß der Corona-Krise noch bevor.

Lockerung der Corona-Maßnahmen: Individuelle Antworten

Angesichts der Debatte über eine Lockerung der Corona-Maßnahmen sagte der Direktor der in Kopenhagen ansässigen Organisation, die Regierungen, Gesundheitsbehörden und die WHO Europa müssten Antworten darauf finden, wann, inwiefern und unter welchen Bedingungen eine sichere und schrittweise Änderung der Maßnahmen in Betracht gezogen werden könne. Kluge machte aber auch klar: "Es gibt keinen schnellen Weg zurück zum Normalzustand", so der WHO Europa-Chef, der auch auf die bevorstehende Entwicklung von Richtlinien für die Mitgliedsländer auf dem Weg in Richtung der schrittweisen Rücknahme von Maßnahmen verwies.

Solidarität: Länder sollen voneinander lernen

Hier sollten "die Länder voneinander lernen". Zum Stoppen der Ausbreitung brauche es nun verstärkt die "Solidarität zwischen Ländern". Die Ankündigung seitens US-Präsident Donald Trump, die Zahlungen an die WHO zu stoppen, kommt für Kluge zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, wie er betonte: Man befinde sich eben "mitten in der Krise" in der man nicht glücklich über Diskussionen zur Finanzierung sei. Der jährliche Beitrag der USA mache rund 15 Prozent des WHO-Gesamtetats aus. Experten würden sich aktuell mit der Finanzsituation der Organisation auseinandersetzen, sagte Kluge.

Besonders genau beobachte die WHO nun auch die teils "tragische Situation" in einigen Senioren- und Pflegeheimen, sagte WHO-Expertin Catherine Smallwood. Die Weltgesundheitsorganisation empfehle weiter, Pflegeheim-Bewohner bei positiven Covid-19-Tests zu hospitalisieren. Darüber hinaus müsse alles getan werden, um "das Virus daran zu hindern in die Einrichtungen zu gelangen" und es brauche ein möglichst enges Monitoring von Besuchern und Mitarbeitern. Dazu gehören auch umfassende Testungen, so Smallwood. Diese hat unterdessen Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag angekündigt. Demnach soll in Österreich in den 918 Alten- und Pflegeheimen flächendeckend getestet werden.

In den kommenden Wochen Ressourcen geschickt abwägen

Ein wichtiger Punkt für die kommenden Wochen sei auch die geschickte Abwägung der Ressourcen, die in Europas Gesundheitssystemen im Kampf gegen Covid-19 und ein anderen Bereichen eingesetzt werden. So beobachte man laut dem WHO-Experten Robb Butler etwa "mit großer Sorge", dass Impfprogramme für Kinder in der aktuellen Krisensituation auch in robusten Gesundheitssystemen ins Hintertreffen geraten könnten.

(apa/Red)

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