AA

Gefängnisse laut WHO besonders durch Corona gefährdet

In den engen Gefängnissen kann sich der Erreger besonders schnell verbreiten.
In den engen Gefängnissen kann sich der Erreger besonders schnell verbreiten. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Laut WHO sind Gefängnisinsassen besonders gefährdet, am Coronavirus zu erkranken. In Italien und Kolumbien kam es wegen des Besuchsverbots bereits zu Gefängnisrevolten mit einigen Toten.

Um die Ausbreitung des Coronavirus in Gefängnissen zu verhindern bzw. einzudämmen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag Richtlinien für den Umgang mit Covid-19 in Strafanstalten in Europa veröffentlicht. Weil dort naturgemäß viele, oft unter Vorerkrankungen leidende Menschen, auf engem Raum leben, seien Insassen und Gefängnismitarbeiter besonders schutzbedürftig, heißt es darin.

Ärztlicher Check vor Haftantritt

Die WHO empfiehlt deshalb, verstärkt auf Maßnahmen ohne Freiheitsentzug zurückzugreifen - und zwar vor, während und nach Prozessen. Priorität sollten hier mutmaßliche Täter mit einem niedrigen Risikoprofil sowie Personen mit Betreuungsverpflichtungen und Schwangere haben. Die verbleibenden Insassen sollten möglichst ohne Unruhen auszulösen räumlich voneinander getrennt werden. Jene, die in die Risikogruppe fallen, sollten in Einzelhaft untergebracht werden.

Noch vor Haftantritt sollte ein verpflichtender ärztlicher Check auf die typischen Covid-19-Symptome hin stattfinden, empfiehlt die WHO. Häftlinge, die bereits Symptome aufweisen, sollten in Isolationsstationen gebracht werden.

Tote bei Aufständen in Italien und Kolumbien

Die medizinische Betreuung von Gefängnisinsassen sei grundsätzlich eine staatliche Angelegenheit, betonte die WHO. Die Zusammenarbeit öffentlicher Stellen, anderer Gesundheitseinrichtungen und Strafanstalten sei von "höchster Wichtigkeit". Ein ganzheitliches Vorgehen der Regierung und der Gesellschaft sei notwendig, um die Ausbreitung in Gefängnissen zu verhindern, appellierte die WHO.

In Österreich gelten bereits seit Anfang vergangener Woche Einschränkungen im Strafvollzug: Häftlinge dürfen bis auf Weiteres keine Besuche von Angehörigen mehr empfangen, Aus- und Freigänge wurden gestrichen. Bereits zuvor wurde die Schaffung von eigenen Isolationsabteilungen in den Haftanstalten angekündigt.

Besonders Besuchsverbote bergen jedoch ein ernstzunehmendes Risiko: In Italien und Kolumbien etwa sorgte die Maßnahme für Revolten, bei denen zwölf bzw. mehr als 20 Insassen starben.

(APA/red)

  • VIENNA.AT
  • Coronavirus Wien
  • Gefängnisse laut WHO besonders durch Corona gefährdet
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen