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Wenn Geschwister streiten: Tipps für Familien-Harmonie auch im Lockdown

Liebt man sich einerseits heiß, fliegen doch im nächsten Moment die Fetzen: Unter Geschwistern ist das normal, kann aber anstrengend sein
Liebt man sich einerseits heiß, fliegen doch im nächsten Moment die Fetzen: Unter Geschwistern ist das normal, kann aber anstrengend sein ©Pixabay (Sujet)
Coronabedingt fallen aktuell viele Aktivitäten aus - bleibt oft nur noch die Schwester oder der Bruder zum Spielen. Dabei gehen schnell einmal die Wogen hoch. Tipps, wie Eltern damit am besten umgehen, finden Sie hier.
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Dass Geschwister - Coronakrise hin oder her - nicht immer ein Herz und eine Seele sind, ist normal, kann für Eltern aber sehr anstrengend sein. "Für viele Eltern sind die dauernden Kabbeleien und oft emotionalen Streitigkeiten frustrierend und herausfordernd", so Christina Kern, Mitarbeiterin im SOS-Kinderdorf Altmünster.

Positive Streitkultur in der Familie etablieren

Um eine gute Beziehung unter Geschwistern zu fördern, rät die Expertin, Auseinandersetzungen auszuhalten und als Elternteil nicht immer sofort einzuschreiten. Bei einem Streit unter Geschwistern lernen Kinder viel für später – sie entwickeln einen Gerechtigkeitssinn, stehen für ihre Meinung ein und üben, Kompromisse zu schließen.

Es sei wichtig, eine positive Streitkultur in der Familie zu etablieren. In der Familie können Kinder in sicherem Umfeld lernen, mit Konflikten umzugehen. Stellen Sie dazu gemeinsame Regeln auf wie etwa, dem Gegenüber zuzuhören und dass körperliche Angriffe tabu sind. Bei größeren Streits lohnt sich eine Nachbesprechung, wenn die Gemüter etwas abgekühlt sind. Ermutigen Sie Ihre Kinder, sich in die anderen hineinzuversetzen: „Wie fühlst du dich jetzt? Und wie glaubst du, fühlt sich deine Schwester?“ Und ermuntern Sie Ihre Kinder, nach einem Streit aufeinander zuzugehen. So lernen sie von Klein auf, dass Streiten okay ist und man sich danach noch genauso gernhaben kann wie vorher.

Streit schlichten - nachvollziehbare Abmachungen treffen

Eltern sollten nicht immer sofort als Streitschlichtende einschreiten. Kinder können viele Meinungsverschiedenheiten alleine klären. Wenn Ihre Kinder auf Sie zukommen, nehmen Sie den Streit Ernst und versuchen Sie mit Fragen zur Lösung beizutragen. Oft hilft es, für alle nachvollziehbare Abmachungen zu treffen. Legen Sie etwa fest, wer wie lange mit einem bestimmten Spielzeug spielen darf.

Individulität statt Rivalität

Geschwister neigen dazu, sich untereinander zu vergleichen. Eltern sollten daher darauf achten, ihren Kindern individuell Wertschätzung entgegenzubringen und versuchen, mit den Kindern zwischendurch auch einzeln Zeit zu verbringen.

Kinder sollen lernen: Alle werden mit ihren individuellen Eigenschaften geliebt. Das fördert die Entwicklung der eigenen Identität und eines gesunden Selbstwerts. Bestärken Sie Ihre Kinder, eigenen Interessen nachzugehen. Nur weil der große Bruder Fußball spielt, muss das nicht automatisch das passende Hobby für den Jüngeren sein.

Geschwisterbeziehungen stärken - alle Bedürfnisse berücksichtigen

Beziehen Sie Ihre Kinder in die Planung von Alltag und Freizeit mit ein. Ein gemeinsamer Wochenplan kann dabei helfen. Je nach Alter der Kinder können Sie dafür Symbole verwenden. Nehmen Sie die Bedürfnisse und Wünsche aller ernst und finden Sie gemeinsame Interessen: Welche Ausflüge oder Spiele in der Wohnung machen allen Spaß? Auch größere Erledigungen sollten von der ganzen Familie gemeinsam gestemmt werden – zB. wer übernimmt beim Frühjahrsputz welchen Part?

Was tun bei Eifersucht wegen Altersunterschied?

Wenn je nach Alter verschiedene Regeln für die Geschwister gelten, kann es zu Eifersucht kommen. Erklären Sie, dass es vom Alter abhängt, was man darf und was noch nicht. So lernen Kinder, was für das jeweilige Alter angemessen ist und freuen sich vielleicht auf manches, das erlaubt ist, wenn man älter ist.

Teenager fühlen sich schnell vernachlässigt, wenn ein kleines Geschwisterchen da ist – auch sie brauchen viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Vermitteln Sie, dass Sie immer ein offenes Ohr haben und sich für die Themen und Probleme interessieren. Es kann außerdem bestärkend für ältere Geschwister sein, kleinere Aufgaben zu übernehmen: etwa am Abend dem jüngeren Geschwisterchen etwas vorzulesen. Wenn Sie die Mithilfe loben, fühlt sich Ihr Kind anerkannt und respektiert. Jüngere müssen lernen, Grenzen zu akzeptieren und rücksichtsvoll zu sein, wenn ältere Geschwister mal Zeit für sich brauchen.

Kindern ungeteilte Aufmerksamkeit schenken

Kinder brauchen Aufmerksamkeit und treten dabei oft in Konkurrenz zueinander. Bemühen Sie sich um eine Balance zwischen gemeinsamen Aktivitäten und Zeit, die Sie alleine mit einem Ihrer Kinder verbringen. Die ältere Schwester kann vielleicht den Nachmittag bei einer Freundin oder einem Freund sein, damit man mit dem kleinen Bruder etwas unternehmen kann und umgekehrt.

Erinnern Sie sich in herausfordernden Zeiten an jene Situationen, in denen die Geschwisterkinder zusammenhalten oder sich gegenseitig beschützen. Das schenkt neuen Mut und Zuversicht. Ein Geschwister-Fotoalbum kann dabei helfen: Sammeln Sie die schönen Momente, die Sie zusammen erleben, und schwelgen Sie gemeinsam in Erinnerungen.

Geschwisterbeziehungen: Wertvoll fürs ganze Leben

Geschwisterbeziehungen sind die längsten Beziehungen, die Menschen haben. Sie bauen sich über Jahre auf und werden wegen eines Spielzeugstreits nicht gleich entzweit. Seien Sie also unbesorgt: Auch wenn zuhause manchmal die Fetzen fliegen, haben Ihre Kinder sicher noch viele schöne Erlebnisse zusammen und können noch lange auf die vertraute Beziehung unter Geschwistern zurückgreifen.

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