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Wegen "Germania"-Liederbuch: Rücktrittaufforderungen an FPÖ-Spitzenkandidat Landbauer

Schwere Vorwürfe gegen FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer.
Schwere Vorwürfe gegen FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Der "Falter" berichtete vorab zur aktuellen Ausgabe von einem Liederbuch der Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt", in dem der Judenmord und das Naziregime verherrlicht würden. Laut der Wiener Stadtzeitung ist der FPÖ-Spitzenkandidat Landbauer stellvertretender Vorsitzender der "Germania".
Rechtsextremer Verein unterstützt?
Spitzenkandidaten im Porträt

Der Spitzenkandidat habe “nichts zu tun damit”, reagierte ein FPÖ-Sprecher auf APA-Anfrage.

Laut “Falter” ist Landbauer stellvertretender Vorsitzender der “Germania”. Aus einem Lied wird zitiert: “Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'” und weiter “Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines’: ,Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.'”

Bei den Freiheitlichen distanzierte man sich. Die Partei würde in solchen Fällen “hart durchgreifen”. Wenn das Liederbuch “im Jahr 1997 neu überarbeitet in Druck geschickt” worden sei, wie der “Falter” schreibt, so sei Landbauer damals “elf Jahre alt” gewesen. Er habe somit “noch nicht einmal allein Radfahren dürfen”.

Seit Landbauer das Buch kenne, seien die fraglichen Seiten “entweder entfernt oder geschwärzt” gewesen, so der Parteisprecher weiter. Nicht zuletzt sei die “Germania” dabei, ein neues Buch zu verlegen, “wo Lieder, die mit dieser unseligen Zeit verbunden sind, nicht mehr vorkommen”.

Erst am Samstag hatte das Nachrichtenmagazin “profil” berichtet, dass Landbauer im Jahr 2010 – als er bereits Spitzenfunktionär der Freiheitlichen Jugend war und im selben Jahr Stadtrat in Wiener Neustadt wurde – einen rechtsextremen Verein (“Junge Patrioten”) unterstützt haben soll. Die FPÖ sah in diesen Vorwürfen “linke Polemik” im Wahlkampf-Finale.

Vorwürfe gegen FPÖ-Landbauer für ÖVP “schwerwiegend”

Die Vorwürfe gegen Udo Landbauer, den Listenersten der FPÖ für die niederösterreichische Landtagswahl, in dem “Falter”-Bericht seien “unglaublich schwerwiegend”, reagierte ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner. Sie müssten “jedenfalls restlos aufgeklärt werden”.

NEOS-Spitzenkandidatin Indra Collini zeigte sich schockiert. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, bleibe Landbauer “als einzige Konsequenz der Rücktritt”, teilte sie in einer Aussendung mit. “Dieser Stil und diese Geisteshaltung haben in Niederösterreich und vor allem in der nächsten Landesregierung keinen Platz.” Eine Stimme für die NEOS am Sonntag sei eine “gegen ewig gestriges und nationalistisches Gedankengut und eine Stimme für mehr Freiheit”, betonte Collini.

Rücktrittsaufforderung an FPÖ-Landbauer auch von SPÖ

Auch die SPÖ hat den freiheitliche Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Niederösterreich, Udo Landbauer, zum Rücktritt aufgefordert. “Es muss Konsequenzen geben”, betonte Abg. Sabine Schatz, Sprecherin für Gedenkkultur, in einer Aussendung.”Hier gibt es keine Zweifel. Offenbar gehören NS-verherrlichende, judenfeindliche und andere rassistische Lieder zum Freizeitprogramm”, reagierte die Mandatarin auf den “Falter”-Bericht. Landbauer müsse “sofort zurücktreten und alle weiteren politischen Ämter niederlegen”. Sie gehe davon aus, dass sich wohl auch die Behörden mit dem Material in dem genannten Liederbuch befassen werden, so die Abgeordnete.

Gefordert sieht Schatz zudem Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Noch vor wenigen Tagen habe der Regierungschef beteuert, es gäbe für ihn “rote Linien” in der Politik. Eliminatorischer Antisemitismus und Verherrlichung des Nazi-Regimes müssten Konsequenzen haben. Daher, so die SPÖ-Abgeordnete, “möchte ich von Sebastian Kurz wissen: Ist Ihre ‘rote Linie’ nun überschritten und was sind Ihre Konsequenzen für Ihre Koalition mit der FPÖ?”

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