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Verschärfte Corona-Maßnahmen in Alters- und Pflegeheimen: Übersicht nach Bundesländern

Für die Pflegeheime in Österreich gelten je nach Bundesland andere Corona-Maßnahmen
Für die Pflegeheime in Österreich gelten je nach Bundesland andere Corona-Maßnahmen ©Pixabay (Sujet)
Ampelsysteme, spezielle Leitfäden, Registrierungen für Besucher und regelmäßige Screenings sollen helfen, Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verhindern - besonders bei den vulnerabelsten Gruppen, den älteren Menschen in Heimen.
Corona-Fälle in Pflegeheimen in NÖ

Inzwischen sollte es klar sein: Österreich kämpft gegen die zweiten Welle in der Corona-Pandemie. Wie in der ersten Phase versucht man besonders eine Gruppe zu schützen, nämlich die Bewohner in Alters- und Pflegeheimen.

Aktuelle Maßnahmen im Kampf gegen Covid-19

Mit Ampelsystemen, Leitfäden, Registrierungen für Besucher und regelmäßigen Screenings will man Ansteckungen mit SARS-CoV-2 verhindern. Dennoch ist es in den vergangenen Wochen wieder zu Clustern in den einzelnen Bundesländern gekommen.

Experten machen darauf aufmerksam, dass tagelanges Warten auf Corona-Screenings und -Testungen und deren Ergebnisse bei alten Menschen gefährlich werden kann. Der Bundesverband Lebenswelt Heim fordert etwa, Alters- und Pflegeheime, die bei der Gesundheitshotline 1450 anrufen, bei den Testungen vorzuziehen. Derzeit müsse man teilweise mehrere Tage darauf warten und dann nochmals mehrere Tage auf die Ergebnisse. "Die langen Wartezeiten - und damit die langen Quarantänezeiten der Mitarbeitenden - gefährden die Aufrechterhaltung des Betriebes in unseren Heimen", warnte Markus Mattersberger, Präsident des Bundesverbandes.

Rasches Handeln bei Heimbewohner-Risikogruppe

Gerade bei der Covid-19-Risikogruppe der Heimbewohner sei ein rasches Handeln angesagt: "Gefährdete Bewohnerinnen und Bewohner könnten sonst sehr schnell die Intensivbetten füllen", sagte Mattersberg. Für das Besuchermanagement in Pflegeeinrichtungen wären außerdem Antigen-Schnelltests empfehlenswert. Dafür sei eine entsprechende Klärungen und Freigabe durch die Länder erforderlich.

Die Situation in Wien

In WIEN sieht die Infektionslage in den stationären Wiener Pflegeeinrichtungen laut dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) folgendermaßen aus: 100 Bewohner und 73 Mitarbeiter sind infiziert. Die Zahlen seien nach einem Anstieg im September zuletzt wieder leicht gesunken, hieß es. Einen größeren Cluster wie etwa derzeit in Kärnten verzeichne man aktuell nicht. Die Infektionsrate bei den 17.000 betreuten Personen und den rund 10.000 Mitarbeitern betrage derzeit 0,6 Prozent.

"Es ist uns bisher sehr gut gelungen, die älteren und pflegebedürftigen Wienerinnen und Wiener vor dem Virus zu schützen. Das gut etablierte Besuchsmanagement und die österreichweit einmaligen Verordnungen sowie die konsequente Umsetzung von Hygiene- und sonstigen Schutzmaßnahmen in den Häusern haben sich bezahlt gemacht", zeigte sich ein Sprecher des Stadtrats gegenüber der APA zufrieden.

Verordnung verlängert - Screenings flächendeckend

Die gültige Verordnung in Sachen Pensionistenwohn- und Pflegeheime wurde demnach schon vor dem Herbst bis Ende Dezember verlängert. Beim Besuchsmanagement habe es durch die Betreiberorganisationen auch Verschärfungen gegeben, nachdem die Infektionszahlen gestiegen sind, teilte man mit. So erlauben etwa die städtischen Pensionistenwohnhäuser seit Ende September keine Besuche mehr in Zimmern oder Wohnungen.

Gesetzt wurde auch auf Screenings - also flächendeckende Tests. Bei bisher fast 30.000 Testungen sind laut Rathaus seit Mitte April 0,5 Prozent als positiv ausgewiesen worden. Dazu kommen noch 4.500 Selbsttestungen, wobei die Untersuchungen durch medizinisch geschultes Personal in den Häusern vorgenommen werden. Der medizinische Krisenstab der Stadt und der Krisenstab Pflege arbeiten auch an einer großflächigen Anwendung von Antigentests.

Coronavirus-Richtlinien: Kein Heim-Besuch mit Symptomen

Ein entsprechendes Pilotprojekt in mehreren Häusern soll demnächst starten. Vor allem vor dem kommenden Winter wird auch verstärktes Staff-Testing erfolgen, wie betont wurde. Dies solle die nötigen Personalressourcen sicherstellen.

Generell gelten in Wiener Wohn- und Pflegeheimen sowie Pflegestationen folgende Richtlinien: Ein Besuch mit Symptomen ist nicht erlaubt. Für Gäste besteht Maskenpflicht, die Zahl der Besucher ist auf zwei beschränkt. Die Zeiten sind im Vorhinein zu vereinbaren. Die Treffen mit Bewohnern sollen vorzugsweise im Freien oder in definierten Besucherbereichen stattfinden. Obligatorisch ist auch die Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln.

Sämtliche Kontaktdaten der Besucherinnen und Besucher werden notiert. Gibt es eine gastronomische Einrichtung in einem Haus, müssen dort ebenfalls Schutzmaßnahmen beachtet werden. So werden etwa die Plätze an den Tischen zugewiesen.

Verschärfte Maßnahmen: Eigenes Ampelsystem in NÖ

In den Pflege- und Betreuungszentren (PBZ) NIEDERÖSTERREICHS gibt es ein eigenes Ampelsystem. Für Bewohner und Mitarbeiter besteht nach Angaben der Landesgesundheitsagentur (LGA) zudem die Möglichkeit, sich Screenings zu unterziehen, d. h. sich alle sechs bis neun Tage testen zu lassen. Entsprechende Schutzausrüstung für das Personal sei vorhanden.

Laut LGA-Sprecher Bernhard Jany waren aktuell 31 von 5.946 Mitarbeitern oder 0,52 Prozent positiv getestet. Die meisten Fälle an coronapositiven Bewohnern habe es in den PBZ Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf) und St. Peter in der Au (Bezirk Amstetten) gegeben. In allen 50 Einrichtungen mit insgesamt 5.925 Bewohnern seien 63 Personen positiv getestet worden.

Regelungen bei oranger und roter Corona-Ampel

In den niederösterreichischen PBZ gilt die Einhaltung der Hygienebestimmungen, Tragen von Mund-Nasen-Schutz, kein Zutritt bei Krankheitssymptomen des Besuchers sowie Dokumentation der Besuche mittels Besucherprotokoll. Schaltet die Ampel auf Orange (hohes Risiko oder im PBZ gibt es einen Verdachtsfall oder eine Kontaktperson), besteht u.a. eingeschränkte Besucherregelung (nur nach Abstimmung mit der Einrichtung in definierten Besucherloungen, im Zimmer eine Person für maximal 30 Minuten mit FFP2-Maske ohne Ventil). Mit FFP2-Maske und Schutzkleidung dürfen palliativ betreute und sterbende Personen jederzeit besucht werden.

Steht die Ampel auf Rot, gibt es eingeschränkte Besuche nach Abstimmung mit der Einrichtung im Einzelfall. Alle Besucher müssen FFP2-Masken ohne Ventil tragen. Eine Sonderregelung besteht auch dann bei palliativ betreuten und sterbenden Personen (Besuch mit FFP2-Maske und Schutzkleidung).

Pflegeheime: Die Situation im Burgenland

Im BURGENLAND wurde für den Bereich ebenfalls ein vierstufiges Konzept mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen und Besuchsregelungen festgelegt. In der niedrigsten Phase - ohne Verdachtsfälle oder Infektionen im Umfeld der Einrichtung - sind sowohl Besucher als auch Mitarbeiter zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtet. Sollte ein Coronafall auftreten, dürfen Besucher nur noch in Ausnahmefällen, etwa bei palliativ betreuten Menschen, ins Gebäude. Die Mitarbeiter müssen FFP2-Masken und Schutzausrüstung tragen. Außerdem führt das Land Screening-Testungen in unterschiedlichsten Einrichtungen durch.

Status Quo in Oberösterreich

In OBERÖSTERREICH wurden die Regeln hingegen aufgrund der Zunahme der Fälle mit Dienstag verschärft. Erlaubt sind nur mehr zwei Besucher pro Bewohner und Tag, in Wels nur einer. Zudem müssen sich Besucher überall registrieren und u.a. auch Fiebermessen, Angaben zu ihrer Gesundheit machen und eine Maske tragen. Das Personal bekommt Schutzausrüstung und wird im Umgang damit erneut geschult. Mitarbeiter werden sowohl in regelmäßigen Screenings als auch bei Verdachtsfällen getestet, hinzu kommt ein Pilotprojekt mit schnelleren Antigen-Tests in einem Heim in Esternberg.

Derzeit sind 33 Mitarbeiter von oberösterreichischen Alters- und Pflegeheimen infiziert, davon ist niemand im Spital. Schlimmer ist die Lage bei den Bewohnern: Von diesen sind aktuell über 87 an mindestens sieben Standorten infiziert. Besonders stark getroffen hat es Einrichtungen in Wels, Linz und Bad Goisern.

Salzburg und die geltenden Corona-Maßnahmen in Altenheimen

In SALZBURG gibt es vonseiten des Landes derzeit keine Besuchseinschränkungen. Eine Ausnahme stellen jene Seniorenwohnhäuser dar, in denen Bewohner erkrankt sind. Das Land mahnte am Dienstag angesichts steigender Zahlen ein, Hygiene- und Abstandsregeln sorgfältig einzuhalten sowie die Besuche zu reduzieren und dafür auf Telefon, Chat oder Videoübertragungen zu setzen.

Laut den Gesundheitsbehörden galten in Salzburg mit Dienstag 21 Seniorenheimbewohner positiv auf das Coronavirus getestet - zehn davon befanden sich im Spital. Zugleich waren auch 24 Mitarbeiter infiziert. Am stärksten ist derzeit das Seniorenwohnheim in Kuchl (Tennengau) betroffen, sonst gab es nur vereinzelte Fälle. Allerdings meldete die Lebenshilfe in Bischofshoden (Pongau) am Nachmittag neue Fälle in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Bisher wurden dort vier Mitarbeiter und sechs Klienten positiv auf SARS-CoV-2 getestet.

Vorgehen bei Erkrankungen und Symptomen

Bei einer Covid-19-Erkrankung werden grundsätzlich immer alle Bewohner und Mitarbeiter eines Hauses getestet. Bewohner mit stärkeren Symptomen kommen ins Krankenhaus, Bewohner mit leichten oder ohne Symptome werden demnächst in ein eigenes Quarantänequartier in der Stadt Salzburg überstellt.

Alle Einrichtungen in Salzburg sind auch von den Testscreenings der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) umfasst. Gilt die rote Ampel, werden Bewohner und Mitarbeiter dabei im zweiwöchigen Rhythmus getestet. Die Betreiber und Träger der Häuser wurden mehrmals vom Land mit Ausrüstung versorgt, seit dem Sommer konnten sie sich auch selbstständig über die Bundesbeschaffungs-GmbH Schutzausrüstung einkaufen. "Betreffend der Kostenübernahme stehen wir in Verhandlungen mit dem Bund", sagte eine Sprecherin von Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne).

Steiermark: Eigene Leitfäden für Pflegeheime und Co.

In der STEIERMARK wurden für Pflegeheime, Mobile Pflege- und Betreuungsdienste und ähnliche Einrichtungen mit Anfang Oktober eigene Leitfäden (Corona-Ampeln) eingerichtet: Sie geben je nach Einstufung der Regionen durch die Corona-Kommission des Bundes allgemeine, präventive Maßnahmen vor ( https://tinyurl.com/y3kvakqq ) vor. Unabhängig davon müssen die allgemeinen Schutz- und Hygienemaßnahmen umgesetzt und bei Verdachts- oder bestätigten Covid-19-Fällen Maßnahmen in Kooperation mit den Gesundheitsbehörden gesetzt werden.

58 Pflegewohnheime wurden bisher gescreent. Positive Testungen gab es (mit Stand Montagabend) in zwei Pflegewohnheimen in Graz, in fünf in Graz-Umgebung, in zwei im Bezirk Leoben und in je einem in Hartberg-Fürstenfeld, Bruck-Mürzzuschlag, Weiz und Deutschlandsberg. Derzeit hält die Corona-Ampel in zwei Bezirken (Bruck-Mürzzuschlag und Voitsberg) auf orange und somit auf "hohes Risiko". Als Empfehlungen werden u.a. Besuche nach Voranmeldung in definierten Bereichen mit maximal zwei Besuchern pro Bewohner und Termin angeführt. Externe sollen FFP2-Masken bei bewohnernahen Tätigkeiten tragen. Fiebermessungen und die Dokumentation der Besucher an Checkpoints werden angeraten, die Teilnahme von externen Personen bei Veranstaltungen wird abgeraten.

Auffällige Cluster wurden zuletzt u.a. in einem Pflegeheim im obersteirischen Kindberg und in Gratkorn nördlich von Graz vermeldet. In Kindberg sind neun BewohnerInnen und 13 MitarbeiterInnen, in Gratkorn 15 BewohnerInnen und vier MitarbeiterInnen infiziert.

Alterswohn- und Pflegeheime: So geht Kärnten mit der Corona-Situation um

Was die Besuchsregeln in den Alterswohn- und Pflegeheimen in KÄRNTEN angeht, so gelten Besuchszeiten von 10.00 bis 17.00 Uhr, Besucher sind außerdem verpflichtet, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Bei Bedarf werde "großflächig und schnell" getestet, teilte der Landespressedienst auf APA-Anfrage mit. Laufende Screenings werden von der AGES durchgeführt, außerdem wird bei jeder Neuaufnahme und Wiederübernahme aus dem Krankenhaus ein Test gemacht. Das Personal sei außerdem "sehr gut" mit Masken, Handschuhen oder Desinfektionsmitteln ausgerüstet, die Heime würden auch laufend beliefert. Größter Cluster ist derzeit ein Pflegeheim in Klagenfurt. Vergangene Woche waren 17 Bewohner und zehn Mitarbeiter positiv auf Corona getestet worden, am Wochenende kamen 47 weitere bestätigte Fälle hinzu.

Besucherbeschränkungen und Co. in Pflegeheimen in Tirol

In TIROL wurde die Zahl der täglichen Besucher in Wohn- und Pflegeheimen auf zwei nahe Angehörige pro Bewohner beschränkt. Alle Besucher müssen sich registrieren und einer Gesundheitskontrolle unterziehen, hieß es seitens des Landes auf APA-Anfrage. Sie sind unter anderem verpflichtet, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und die allgemeinen Coronavirus-Hygienemaßnahmen einzuhalten. Bei palliativ betreuten und sterbenden Menschen gelte keine generelle Einschränkung der Personenanzahl.

Testungen in den Wohn- und Pflegeheimen finden derzeit laut Land im Rahmen von Umfelduntersuchungen statt. Ein Konzept für risikobasierte Testungen in diesem Bereich befinde sich gerade in der Vorbereitungsphase. In Punkto Schutzausrüstung stünden dem Personal Masken, Handschuhe, Einmalschürzen, Desinfektionsmittel usw. zur Verfügung.

In Tirol verzeichnete man bis dato 43 positiv getestete Mitarbeiter in den Wohn- und Pflegeheimen. Die größten Cluster befinden sich derzeit bei zwei Innsbrucker Alters- und Pflegeheimen. Im ersten sind mehr als 60 Personen - also Senioren und Mitarbeiter - betroffen, in zweiten über 20 Personen.

(APA/Red)

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