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Und wer nimmt den Hund? - Kritik und Trailer zum Film

Diese Situation kennen so manche Paare. Doris (Martina Gedeck) und Georg (Ulrich Tukur) sind seit mehr als 20 Jahren verheiratet, als er sich in eine jüngere Frau verliebt. Im Film "Und wer nimmt den Hund?" machen beide danach eine Trennungstherapie.

Nach 25 Jahren Ehe beginnt der Gatte eine Affäre mit einer halb so alten Kollegin. Der Traum von der Neuerfindung eines Lebens, das bereits in die Endrunde einzubiegen schien, könnte so schön sein - gäbe es da nicht noch die traute Ehefrau. Jeder kennt solche Geschichten zur Genüge, von sich oder von Freunden. Jetzt gibt's das auch noch im Kino: "Und wer nimmt den Hund?" startet Freitag im Kino.

Und wer nimmt den Hund? - Kurzinhalt zum Film

Wien. Der in Hamburg spielende Film des 60-jährigen deutschen Regisseurs Rainer Kaufmann ("Ein fliehendes Pferd" u.v.a.) ist als Scheidungskomödie angekündigt. Doch wirklich zu lachen haben weder der Zoologe und Aquariumsdirektor Georg noch seine kunstaffine Frau Doris etwas. Und auch nicht das Publikum. Denn die Probleme, Krisen und Vorwürfe, die das Paar in den Sitzungen ihrer professionell durchgeführten "Trennungstherapie" durchlebt, sind so durchschnittlich und typisch, dass man sich dabei permanent selbst ertappt fühlt. Also ist eher betroffenes Fremdschämen als befreiendes Lachen angesagt.

Dabei verfügt Kaufmann über gleich zwei Asse im Ärmel. Sie heißen Ulrich Tukur und Martina Gedeck. In "Gleißendes Glück" von Sven Taddicken (2016) haben sie bereits einmal ein ungewöhnliches, intensives Paar gegeben - eine von ihrem Ehemann geschlagene Hausfrau und ein Psychologieprofessor, der sich aus seinen eigenen Obsessionen nicht befreien kann. Keine Frage, die beiden Ausnahmeschauspieler haben das Instrumentarium, mit geringstem darstellerischen Aufwand höchst glaubwürdige Figuren entstehen zu lassen. Mit jedem Heben einer Augenbraue, mit jedem Zucken eines Mundwinkels wird jene innere Zerrissenheit sichtbar, die wir alle so gut kennen: weiterhin vorhandene Liebe, Dankbarkeit für das bisher gemeinsam Erlebte auf der einen Seite, Freiheitsdrang und Neugier auf noch Unbekanntes auf der anderen. Aber gerade das Unerwartete findet nicht statt.

Und wer nimmt den Hund? - Die Kritik

Im Drehbuch von Martin Rauhaus gibt es die schöne junge Versuchung (Lucie Heinze als Doktorandin Laura), zwei abgeklärte Kinder, Racheaktionen der gekränkten Partner, fassungslose Freunde, viele böse Spitzen, die sinnlos Wunden aufreißen, wo man früher mit einem Lächeln über die kleinen Schwächen des Anderen hinweggesehen hat, schwierige finanzielle Fragen und zunehmenden großen Zweifel, ob das alles auch richtig ist, was man da gerade anzettelt. Alles davon kennt man - zugegebenermaßen wohl meist nicht so pointiert ausgedrückt wie in den doch recht pfiffigen Dialogen.

Ein Film, der dem realistischen Abbild des ganz normalen Ehedesasters einen überraschenden Twist verleiht, ist "Und wer nimmt den Hund?" nicht. Die scheinbar wichtige Titelfrage stellt sich übrigens gar nicht. Immerhin findet der Film zwischen Eskalation und Happy End zu einem eigenständigen, nicht ganz hoffnungslosen Finale. Ist der Film auch nicht ganz geglückt: Trennungstherapie scheint keine schlechte Sache zu sein.

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(APA/Red)

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