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Traditionell, modern & kurios: Das A bis Z an Weihnachtsbräuchen in Österreich

Bräuche haben oft alte Wurzeln und sind dennoch nicht unbedingt "von gestern". Vor allem zur Weihnachtszeit leben diese in vielen Regionen des Landes wieder auf. Unser heutiger Vintage-Buchtipp widmet sich dem A bis Z der Traditionen in Österreich und gibt einen Einblick in überliefertes, modernes und auch so manch kurioses Brauchtum zu Weihnachten.
Kulinarisches Brauchtum zu Weihnachten
Mythen und Bräuche der Raunächte

Gerade in der besinnlichen Weihnachtszeit neigen viele Menschen dazu, wieder einmal in Nostalgie zu schwelgen und an die “gute alte Zeit” zurückzudenken. Wie spannend war damals nicht das Warten aufs Christkind und wie aufregend waren die alljährlichen Bräuche und Traditionen in der Familie. Vor allem die einfachen Dinge wie selbst gebackene Kekse, hell leuchtende Kerzen am Adventkranz, oder der Duft von Weihrauch in der Wohnung stehen untrennbar mit Weihnachten in Verbindung.

Traditionell, modern & kurios: Sammelsurium an Weihnachtsbräuchen

Der Autor Reinhard Kriechbaum hat in seinem Buch “Weihnachtsbräuche in Österreich” verschiedenste Winter- und Weihnachtsbräuche aus allen österreichischen Bundesländern zusammengetragen: alte, (noch) gepflegte und auch neu aufgekommene. Manches Brauchtum, wie etwa der Christbaum oder Adventkranz, ist dem Leser sehr gut bekannt, viele Traditionen, Umzüge und Veranstaltungen gibt es in ihrer eigentümlichen Ausprägung jedoch nur in bestimmten Regionen und Ortschaften.

Fest steht jedenfalls: Diese Bräuche werden nicht nur von der älteren Generation bewahrt, auch junge Menschen haben sie lieb gewonnen, führen sie weiter, oder lassen sie wieder aufleben – sei es im Rahmen von Brauchtumsvereinen, aus persönlichem Interesse oder in Hinblick auf den Tourismus.

Nicht Nostalgie, sondern unser Leben heute, unsere Kultur und Lebensart stehen für Reinhard Kriechbaum im Fokus. Er spürt diesen Veränderungen nach und erzählt zudem über die Menschen, die hinter den Bräuchen stehen.

Weihnachtsbrauchtum von A bis Z: Gelebte Traditionen in Österreich

In rund 80 Kapiteln und auf 200 Seiten stellt der Autor vom Kathreintanz um den 25. November bis zum Lichtmessgeigen um den 2. Februar gelebtes Brauchtum in Österreich vor.

Diese umfassende Sammlung inspirierte uns dazu, mit Hilfe des Buches ein kleines A bis Z der Bräuche in Österreich zusammenzustellen und diese kurz zu erklären. Manche Traditionen sind altbekannt, andere wiederum waren auch uns neu.

A wie Adventkranz

Ein klassischer, aber dennoch sehr junger Brauch ist der Adventkranz. In den 1960er Jahren war dieser nämlich erst nur teilweise bekannt und kaum in Häusern zu finden. Erst nach und nach bürgerte sich dieser Brauch des Kerzenanzündens in den Städten und auch auf dem Land ein. Was viele nicht wissen: Nach kirchlichem Verständnis beginnt der jeweilige Adventsonntag immer schon am Vorabend, also sollten die Kerze genau genommen bereits am Samstag nach Sonnenuntergang entzündet werden.

B wie Barbarazweigerl

Das Schneiden und Einwässern von sogenannten “Barbarazweigen” ist in Österreich eine weit verbreitete Tradition. Am Gedenktag der heiligen Barbara, dem 4. Dezember, werden Kirschzweige in eine Vase gestellt. An Heiligabend sollen sie blühen, als Sinnbild für die Geburt Christi. Ein Aberglaube besagt, dass die Blüten auf eine anstehende Hochzeit im Haus hinweisen.

C wie Christbaumtauchen

Einen Brauch der besonderen Art findet man in Gmunden in Oberösterreich. Jedes Jahr am letzten Adventsamstag findet dort das sogenannte Christbaumtauchen statt. Ein mit Lichtergirlanden geschmückter Baum wird dabei von Tauchern der Wasserrettung aus zehn Metern Tiefe langsam gehoben. Vor mehr als 40 Jahren wurde der erste Christbaum heraufgetaucht. Mit dem Christbaumtauchen will man den im Traunsee Verunglückten gedenken – mit dem Licht, das aus den dunklen Wassern kommt.

D wie Die Heiligen Drei Könige

Caspar, Melchior und Balthasar entstammen der Volksfrömmigkeit des Mittelalters, jeder von ihnen stand für einen der damals bekannten Erdteile (Afrika, Asien und Europa) beziehungsweise für das Jünglings-, Mannes- und Greisenalter. Das Sternsingen lässt sich seit dem 16. Jahrhundert nachweisen und findet sowohl im ländlichen als auch im städtischen Bereich statt. Die Abkürzung C+M+B, die zu diesem Fest an die Türen geschrieben wird, bedeutet “Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus”.

F wie Friedenslicht

Die Idee hinter dem Friedenslicht geht auf eine Initiative aus dem Jahr 1986 zurück, die im ORF-Landesstudio Oberösterreich geboren wurde. Schnell wurde daraus ein Brauch, der auch jenseits der Grenzen aufgegriffen wurde. Das Friedenslicht wird von einem Kind in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzunden und nach Österreich gebracht. Es sollte ursprünglich eine Geste des Dankes für all jene sein, die für die ORF-Aktion “Licht ins Dunkel” spendeten. Das Licht geht heute bereits in über 30 Länder in Europa, man bekommt es in allen Rotkreuzdienststellen, in vielen Pfarrgemeinden und Feuerwehren.

H wie Herbergsuchen

In vielen Gemeinden findet man den Advent hindurch den Brauch der Herbergsuche. Meist wird dabei ein Bild (oder eine Statue) von Maria auf die Reise geschickt. Jeden Abend wird es an eine Familie in der Nachbarschaft weitergegeben, wobei es meist eine kleine Adventfeier gibt und gemeinsam Lieder gesungen werden. Den Ursprung hat diese Tradition vor allem in Salzburg und Tirol, neuerdings wurde das Herbergsuchen, oder auch “Frauentragen” genannt, aber auch in anderen Regionen aufgegriffen.

K wie Krippenbau

Krippenbauen ist wieder zu einer von auffallend vielen Menschen gepflegten Adventbeschäftigung geworden. Nie zuvor gab es im Land so viele Krippenbauvereine. Der Ursprung findet sich im Jahr 1223. Franz von Assisi gestaltete erstmals eine Krippenfeier mit Ochs und Esel, die Vorbild für ähnliche Gestaltungen und Feiern wurde. Zunächst wurden solche Krippendarstellungen nur in Kirchen aufgestellt, vom 18. Jahrhundert an fanden sie auch Eingang in die Familien.

L wie Lostage

Auch für abergläubische Menschen hält die Weihnachtszeit einige Bräuche bereit, beispielsweise an gewissen “Lostagen”. Die Thomasnacht am 21. Dezember gehört zu den klassischen Raunächten, also jenen Nächten, in denen man der Zukunft auf die Schliche kommen kann. “Losen” bedeutet dabei “genaues Hinhören”, denn man stellt sich auf eine Wegkreuzung, horcht auf die Geräusche in der Natur und deutet diese. Hört man beispielsweise ein Singen, bedeutet das eine Hochzeit, das Geräusch einer Säge kündigt dagegen einen bevorstehenden Todesfall an. Viele derartige Losbräuche waren früher vor allem im bäuerlichen Millieu verbreitet.

M wie Maroni

Vor allem aus Wien ist er in der Adventzeit nicht wegzudenken: der Maronibrater. Rund 250 Stände sind in der Stadt wintersüber zu finden. Ursprünglich durch ein Patent von Maria Theresia den Wanderhändlern von Slowenien vorbehalten, ist die Maronibraterei heute ein freies Gewerbe und wird vor allem in Ost- und Südösterreich betrieben. Insgesamt werden 27,7 Millionen Portionen Maroni pro Saison verkauft, allein in Wien erwirtschaften Maronibrater dadurch an die 19 Millionen Euro.

N wie Nordmanntanne

Oftmals als Weihnachtssymbol Nummer eins bezeichnet, findet sich nicht in jedem Haushalt in Österreich ein Christbaum. Vor allem in urbanen Gebieten wie Wien kommt dieser Tradition immer weniger Bedeutung zu. Man geht davon aus, dass in der Bundeshauptstadt nur mehr in jedem zweiten Haushalt ein Baum geschmückt wird, vor zehn Jahren waren es beispielsweise noch 70 Prozent aller Haushalte. Wird ein Christbaum gekauft, ist heute die Nordmanntanne wesentlich beliebter als die früher vorherrschende Blaufichte.

P wie Post aus Christkindl

Ganz in der Nähe von Steyr in Oberösterreich gibt es die Möglichkeit, ganz besondere Weihnachtsgrüße zu verschicken. Die Idee, im Ort mit dem besonderen Namen “Christkindl” ein eigenes Postamt einzurichten, stammt ursprünglich von einem amerikanischen Besatzungsoffizier. Seit mehr als sechs Jahrzehnten erhalten Sendungen vom Sonderpostamt nun schon den Stempel “Postamt Christkindl”. Derzeit gehen über zwei Millionen Weihnachtssendungen via Christkindl in alle Welt.

R wie Rorate-Messen

Rorate-Gottesdienste werden in so gut wie allen katholischen Kirchen abgehalten, meist zur frühen Morgenstunde, wenn es draußen noch dunkel ist. An vielen Orten verzichtet man während der Messe auch auf elektrisches Licht. Das Motiv dieser Messen ist das Bitten und das Warten auf den Erlöser und in vielen Regionen gibt es für die Teilnehmer anschließend ein gemeinsames Frühstück.

S wie Stille Nacht, heilige Nacht

Jeder kennt sie, die Melodie von Weihnachten. Seit 1818 erklingt am 24. Dezember auf der ganzen Welt das meistverkaufte Weihnachtslied “Stille Nacht, heilige Nacht”. Schon heuer feiert der Klassiker sein 200-Jahr-Jubiläum, denn der offizielle Ursprung des Werks liegt im Jahr 1816. Der Hilfspfarrer Joseph Mohr verfasste damals den Text in Form eines Gedichts, zwei Jahre später bat er den Organist Franz Xaver Gruber darum, eine passende Melodie zu komponieren. Was viele nicht wissen: Die Originalfassung des Gedichts umfasst nicht nur drei, sondern insgesamt sechs Strophen. Bei der alljährlichen Stille Nacht-Feier vor der Stille Nacht-Gedächtniskapelle in Oberndorf in Salzburg werden seit einigen Jahren auch wieder alle sechs Strophen gesungen.

W wie Weihwasser & Rauch

Das “Rauchengehen” oder auch “Haus(aus)räuchern” ist ein familiärer Brauch im bäuerlichen Bereich, der in ganz Österreich nach wie vor gelebt wird. In den Tagen zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige herrscht mit den Raunächten die “Zeit zwischen den Zeiten”, man hielt diese Tage für besonders bedrohlich und gefährlich. Zumindest in einer dieser Nächte wurde und wird daheim geräuchert, ein Umzug mit Weihwasser und Weihrauch durch die Räume des Hauses, in den Stall und womöglich gleich dreimal ums Haus herum findet statt, um sich so vor dem Bösen zu schützen und Gottes Segen zu erbitten.

Buchtipp:

Weihnachtsbräuche in Österreich

Verlag: Anton Pustet

Autor: Reinhard Kriechbaum

ISBN: 978-3-7025-0627-8

978-3-7025-0627-8
978-3-7025-0627-8
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