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Thrombosen bei Krebs sollen Schrecken verlieren

Wiener Wissenschafter sind dabei, mit Labortests bei Krebspatienten jene Personen zu identifizieren, die auch durch ein Thromboserisiko gefährdet sind.

Neue Arzneimittel gibt es hier zur Vorbeugung solcher Embolien und zur Therapie eines Mangels an Bluttplättchen. Dies sind einige der Themen der Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung, die in den kommenden Tagen (4. bis 7. Februar) in der Wiener Hofburg stattfindet.

Bei dem Kongress handelt sich um einen der größten auf diesem Fachgebiet. Ingrid Pabinger-Fasching, eine der führenden Expertinnen an der entsprechenden Abteilung an der Universitätsklinik für Innere Medizin am Wiener AKH: “Insgesamt tut sich gegenwärtig sehr viel.” Es gäbe neue Therapien, aber auch neue Diagnosemöglichkeiten.

Mit an der Weltspitze sind die Wiener Wissenschafter bei der Suche nach Möglichkeiten, bei Krebserkrankungen eine wesentliche Komplikation – das Auftreten lebensbedrohlicher Thromboembolien – in den Griff zu bekommen. Etwa zehn Prozent der Krebskranken entwickeln venöse Thrombosen. Sie sind die zweithäufigste Todesursache dieser Patienten. Die Expertin: “Für Patienten im Frühstadium von Krebserkrankungen ist das Thromboserisiko gefährlicher als die eigentliche Krebserkrankung.” In einer in Wien durchgeführten Studie zeigte sich, dass bei Tumorpatienten ein jährliches Thromboserisiko von sieben Prozent vorliegt. Es ist besonders hoch nach Operationen und nach Strahlentherapie. In der Untersuchung zeigte sich, dass mehr als 444.000 Blutplättchen pro Kubikmillimeter Blut sogar ein 30-prozentiges für solche Zwischenfälle haben. Darunter sind es nur fünf Prozent.

Die Wiener Experten haben aber auch mehrere weitere Labor-Parameter erforscht, mit der sich ein erhöhtes Risiko feststellen lassen kann: vermehrte Konzentrationen des Proteins P-Selektin im Blut, mit vermehrtem D-Dimer-Protein oder “zuviel” vom Prothrombinfragment 1 und 2. Ingrid Pabinger-Fasching: “Damit wollen wir die Gefährdeten identifizieren.” So könnte man schließlich ganz gezielt eine Prophylaxe betreiben.

Gerade bei der Prophylaxe von Thromboembolien mit lebensgefährlichen Lungeninfarkten revolutionieren derzeit zwei neue Arzneimittel die Situation. Es handelt sich dabei um die bereits zugelassenen Substanzen Rivaroxaban und Dabigatran. Diese sind offenbar zumindest gleich gut wie Heparin etc., wenn nicht sogar überlegen. Sie können geschluckt werden, müssen also nicht injiziert werden – außerdem entfällt bei Langzeitpatienten die ständige Kontrolle der Blutgerinnung per Labor oder Heimgerät. Derzeit sind sie allerdings erst ausschließlich für die Verwendung zur Prophylaxe von Thrombosen bei orthopädischen Operationen zugelassen.

Zu den ersten an Patienten-Studien beteiligten Kliniken gehörten die Experten der MedUni Wien auch bei der Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von Patienten mit viel zu wenig Blutplättchen (Thrombozytopenie). Hier gab es bisher nur unzureichende Behandlungsmöglichkeiten, wie hoch dosiertes Cortison oder die Entfernung der Milz etc. Ingrid Pabinger-Fasching: “Man versucht nun, direkt an einer ‘Schraube’ im Knochenmark zu ‘drehen’ und die Neubildung von Blutplättchen zu verstärken.” Mit Romiblastin ist hier vom US-Biotechkonzern Amgen eine vielversprechende Substanz in Entwicklung.

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