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Team Kärnten tourt mit "Kamingesprächen" durch das Bundesland

Gerhard Köfer, ein Spitzenkandidat ohne Wahlversprechen.
Gerhard Köfer, ein Spitzenkandidat ohne Wahlversprechen. ©APA/GERT EGGENBERGER
Seit November tourt das Team Kärnten im Rahmen der Landtagswahl mit "Kamingesprächen" durch das Bundesland. Unter dem Titel "So schaut's wirklich aus in Kärnten!" will Spitzenkandidat Gerhard Köfer "die Wahrheit erklären, wie es hinter den Kulissen läuft".
Gerhard Köfer kämpft
Team Kärnten
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“Voltomat Heating Electric Fireplace 2000W” heißt das kastenförmige Gerät, das auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Gemütlichkeit ausstrahlen soll. Die elektrische Kaminsimulation hat das ehemalige Team Stronach bereits quer durch Kärnten begleitet, und ist am Dienstag im Cafe del Sol an der Völkermarkter Straße im Einsatz – neben Beamer, Lautsprecheranlage, Köfer und einigen Gefolgsleuten. “Das wird jetzt keine Parteirede, ich möchte die Wahrheit erklären, wie es hinter den Kulissen läuft”, verspricht Spitzenkandiat Gerhard Köfer.

Team Kärnten mit “Kamingesprächen” in Klagenfurt

Gleich zu Beginn wehrt er sich gegen die Behauptung, ein “Einzelkämpfer” zu sein: “Wir sind ein junges Team mit viel politischer Erfahrung.” 46 Kandidaten treten für die Partei bei der Landtagswahl in den einzelnen Wahlkreisen an, “Rechtsanwälte, Steuerberater, Arbeiter, Hausfrauen, Jugendliche”, so Köfer, der sich schnell in den Wahlkampfmodus redet. Bei FPÖ oder Grünen kenne man die Leute abwärts des zweiten Listenplatzes nicht, “bei der ÖVP kennt man nicht einmal die Person auf Listenplatz eins.”

2013 sei man “von 37.000 Menschen in Kärnten” gewählt worden: “Das ist ein Ziel, aber es wird schwierig werden, es zu erreichen.” Andere Parteien hätten eine Armada, “tausende Funktionäre vom Lavanttal bis nach Heiligenblut”: “Plötzlich hat der Wähler wieder einen Stellenwert, jetzt sind Funktionäre unterwegs, von denen man fünf Jahre lang nichts gehört hat. Die sind unterwegs, um das zu verteidigen, was sie zu verlieren haben, nämlich ihre Pfründe.” Köfer spricht davon, dass diese Leute nicht bei einer Partei seien, sondern bei einer “Partie”, es gehe ihnen vor allem um Macht, Jobs und Funktionen. Ganz anders als bei seinem Team: “Wir versorgen keine eigenen Leute.”

Köfer zeichnet düsteres Bild von Kärnten

Die Koalition aus SPÖ, ÖVP und Grünen sei vor allem damit beschäftigt, Projekte schönzureden, “die nicht schönzureden sind”. “Was wäre gewesen, wenn die Parteien vor fünf Jahren die Wahrheit gesagt und plakatiert hätten?”, stellt Köfer in den Raum. Hätte die SPÖ davon gesprochen, dass Strom und Mieten teurere werden, “dann hätten nicht einmal die eigenen Leute sie gewählt.” Die ÖVP habe ein Nulldefizit versprochen, “tatsächlich macht Kärnten jedes Jahr 100 Millionen Euro neue Schulden – das sind 1,4 Milliarden Schilling.”

Das Bild, das Köfer von Kärnten zeichnet, ist düster: Hohe Schulden, niedrige Kaufkraft, 30.000 Arbeitslose, 79.000 Armutsgefährdete – und auf der anderen Seite Politiker, die sich die Gehälter erhöhen und Geld für Neujahrsempfänge, Landeszeitungen und einen Schriftsteller-Nachlass ausgeben würden.

Keine Versprechungen für Kärnten-Wahl

Nach einer halben Stunde Redezeit kommt Köfer in der Aufdeckerrolle an, in der er sich gerne sieht. Fragwürdige Postenbesetzungen habe man aufgezeigt, auch von der – vorübergehenden – Schließung einer Abteilung im Klinikum Klagenfurt habe erst niemand etwas wissen dürfen. Ein Lager mit Werbeartikeln des ehemaligen freiheitlichen Straßenbaureferenten Gerhard Dörfler habe Köfer ebenso entdeckt, wie er sich ein beschlossenes Spekulationsverbot mit auf die Fahnen heften will.

Versprechen gebe es von ihm keine, wiederholt Köfer seine im Wahlkampf bereits getätigte Ansage, “es wird schwierig genug, das Land zu sanieren. Ihr braucht mich dafür nicht wählen, aber es ist die Wahrheit.” Dafür gibt es Applaus der rund 50 Zuhörer.

Gespräche mit Zuhörern nach “Kaminrede”

Ganz ohne Ankündigungen geht es dann aber doch nicht. “Schluss mit Empfängen, Zeitungen und Reisen auf Kosten der Steuerzahler”, fordert Köfer ebenso, wie einen “Asyl-Stopp”. Weiters will Köfer weitere Volksschulschließungen verhindern: “Im Gegenteil, mit uns werden Kleinschulen wieder eröffnet.” Zehn Jahre lang soll es keine Gehaltserhöhung für Politiker mehr geben, die Parteienförderung soll halbiert werden.

Aus der Kaminrede wird schließlich doch noch ein Kamingespräch. Die Fragen der Zuhörer drehen sich um Gesundheitsversorgung (Köfer: “Wir haben einen aufgeblähten Verwaltungsapparat”), Pflege (“Ich denke, dass man nicht lange ohne Pflegeregress auskommen wird”), Abwanderung (“Wir brauchen eine technische Universität in Kärnten”) und Asyl, bei dem Köfer einerseits betont, die Sache nicht aufkochen zu wollen, sich andererseits verlässlich Applaus abholt: “Ein warmes Zuhause, drei Mahlzeiten am Tag, psychologische und medizinische Versorgung: Es soll möglich sein, dass jeder Kärntner das gleiche bekommt wie ein Asylwerber.”

Nach etwa eineinhalb Stunden ist das Kamingespräch beendet. “Warum sollt ihr uns unterstützen?”, fragt Köfer und gibt auch gleich die Antwort: “Damit ihr einmal euren Kindern oder Enkelkindern erzählen könnt, dass ihr damals, am 4. März, versucht habt, das Land besser und sozial gerechter zu machen.”

>> Alles zur Landtagswahl in Kärnten finden Sie in unserem Special

(APA/Red)

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