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Gerhard Köfer kämpft ums politische Überleben

Gerhard Köfer kämpft in Kärnten ums politische Überleben.
Gerhard Köfer kämpft in Kärnten ums politische Überleben. ©APA/Barbara Gindl
Gerhard Köfer ist seit 25 Jahren in der Politik. Lange Zeit war er bei der SPÖ als Bürgermeister der Bezirksstadt Spittal und als Nationalrats- und Landtagsabgeordneter. 2012 lief er zum Team Stronach über. Am 4. März kämpft er bei der Landtagswahl in Kärnten ums politische Überleben.
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Von den einstigen Stronach-Mitstreitern ist kaum noch jemand übrig. Von den ursprünglich vier Abgeordneten im Landtag blieb Köfer am Schluss nur noch einer übrig. Nur sein einstiger Vizebürgermeister ist nach wie vor loyal. Seit der Abkehr von Parteigründer Stronach nennt sich Köfers Truppe “Team Kärnten”, zwischenzeitlich war auch der Name “Team Köfer” im Gespräch gewesen.

Köfer ist durchaus mit Selbstbewusstsein ausgestattet. Sein Regierungsbüro ist mit selbstgemalten, großflächigen Bildern dekoriert. Neben der Politik ist Köfer als “Energetiker” aktiv gewesen – als solcher hatte er Stronach kennengelernt, dessen Pferde er behandelte. In der ablaufenden Legislaturperiode versuchte sich der Straßenbaureferent – ein unglamouröses Ressort – als Aufdecker zu positionieren. Mit Kritik an den Koalitionsparteien war er stets schnell zur Stelle, offenbarte dabei aber immer wieder Wissenslücken in Fachfragen.

Köfer ist Populismus nicht abgeneigt

Schon in seiner Zeit als Bürgermeister war Köfer dem Populismus nicht abgeneigt. Etwa sorgte der ehemalige Gendarm 2001 mit der Aktion “Kopfgeld für Drogendealer” für Aufsehen über die Kärntner Landesgrenzen hinaus. 5.000 Schilling wurden damals für Hinweise versprochen. In der SPÖ konnte er damit aber nicht alle überzeugen. Das wurde spätestens 2010 mit seiner missglückten Kandidatur gegen Peter Kaiser bei dessen Kür zum Landesvorsitzenden klar.

2016 holte Köfer seine Vergangenheit als Bürgermeister ein. Er hatte seinerzeit den Bau eines Handymastens über Jahre verzögert – wegen gesundheitlicher Bedenken. Am Landesgericht Klagenfurt wurde der Politiker deshalb wegen Amtsmissbrauchs verurteilt, im Vorjahr wurde der Spruch rechtskräftig. Die Probezeit für die siebenmonatige, bedingt ausgesprochene Haftstrafe läuft noch. Köfer ist zum dritten Mal verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter sowie eines jugendlichen Sohns.

Köfer will Kärntens Koalitionsregierung angehören

Nach Stationen als SPÖ-Bürgermeister von Spittal, Stronach-Spitzenkandidat und Landesrat möchte Gerhard Köfer mit dem Team Kärnten bei der Landtagswahl am 4. März so stark werden, dass er auch der nächsten Koalitionsregierung – möglichst als Finanzreferent – angehört. Mit der APA sprach er über politische Steigbügelhalter, Frank Stronach und seine Zeit als Bürgermeister und seine Verurteilung. Köfer würde gerne als “Zünglein an der Waage” eine linke oder auch rechte Koalition stützen. “Wir verstehen uns als Bewegung der Mitte, weder links noch rechts zugehörig.” Schon vor der Wahl Präferenzen für mögliche Partner zu nennen, “wäre ja jemanden auszuschließen”. 2013 hatte er Koalitionen noch generell ausgeschlossen. “Das war aber eine andere Situation, da haben wir den Proporz noch gehabt. Jetzt schaut es anders aus. Jetzt musst du eine Koalition bilden. Jetzt musst du schauen, dass du irgendwie … weil wenn du in der Opposition bist und irgendwer macht, dann ergibt sich die Frage sowieso nicht.”

Köfer: “Wir sind kein Steigbügelhalter”

Ein Sinneswandel sei das nicht: “Es hat sich nichts geändert. Wir sind kein Steigbügelhalter und auch kein willfähriger Wegbereiter für irgendeinen Landeshauptmann.” Allerdings: “Wenn man uns braucht, dann wird es unsere Positionen geben, die wollen wir mit einbringen.” Dass Köfer jeder Koalition als Mehrheitsbeschaffer zur Verfügung stehen würde, will er so nicht stehen lassen. “Es gibt sogar ein paar No-Gos: Wir wollen eine zehnjährige Sperre der Politikergehälter.” Köfer will damit sagen, dass die Politikergehälter zehn Jahre nicht erhöht werden sollen, das sei eine Koalitionsbedingung, außerdem will er eine Schuldenbremse in Verfassungsrang.

In einer Koalition würde Köfer gern das Finanzreferat übernehmen. “Wie man eine öffentliche Institution führt, habe ich bewiesen in 16 Jahren.” Er habe als Bürgermeister der Bezirksstadt Spittal nie Schulden gemacht. “Ein Land könnte man ähnlich führen.” Und: “Ein Budget zu bewältigen – man tut so, als ob das eine große Qualifikation erfordert. Du musst ein Gefühl für Projekte und Menschen haben, und fürs Geld.” Köfer wäre dann auch für eine Steuerautonomie der Bundesländer, “weil ich glaube, dass wir nicht in dem Ausmaß bedient werden”. Die “Abhängigkeit von Wien” würde dann wegfallen, meint Köfer. “Diese Ertraganteile sind oft so wie Almosen, die man zugesprochen bekommt.”

Köfer sieht sich nicht als Opportunist

Köfers Ansatz bei den Finanzen: “Wir müssen hergehen und sagen, was brauchen wir, was brauchen wir nicht.” Als Beispiele nennt Köfer Beschlüsse aus der letzten Regierungssitzung: “Was wir nicht brauchen würden, um zu überleben: die Förderung für eine Fußballakademie, für eine private Musikuniversität oder acht Millionen für eine Landesausstellung – netto! Im Akt steht netto drin, das habe ich als ehemaliger Bankbeamter gelernt, dass da noch etwas dazukommen wird.”

Als Opportunist, dem es bei all den politischen Wechseln um das eigene Fortkommen gegangen sei, sieht sich Köfer nicht. “Ich lasse mich nur nicht in ein Schema pressen.” In der SPÖ sei er 2010 nicht Peter Kaiser unterlegen, sondern am plötzlich neu eingeführten Statut gescheitert. 2012 sei er auch nicht zu Stronach gewechselt: “Nein! Das muss man aufklären. Ich war keinen Tag beim Frank Stronach!” Man sei schon damals eine eigenständige Partei gewesen, der Austrokanadier habe lediglich als Sponsor fungiert, so stellt es Köfer heute dar. “Das ist wie bei Puntigamer Graz.”

Er versuche “ehrlich zu sein”, so Köfer

Fast alle ehemaligen Mitstreiter im Landtag haben sich im Laufe der Legislaturperiode von Köfer abgewandt, auch seine Stellvertreterin in der Regierung. An ihm liege das nicht, meint Köfer: “Kein einziger führt das auf meine Person zurück.” Auch den hier geäußerten Vorwurf, er sei frauenfeindlich, weist Köfer zurück. “Sie finden in ganz Kärnten keine einzige Frau, die sagen kann, der Köfer ist uncharmant oder unhöflich gewesen. Ich bin nur unglaublich direkt.”

In der Causa Handymast, die Köfer eine seit dem Vorjahr rechtskräftige Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs einbrachte, fühlt sich der ehemalige Bürgermeister nach wie vor im Recht. Es sei um Krebskranke gegangen, “da war schon eine höhere Motivation vorhanden, da geht es nicht um diese Korruptionsvorwürfe, die andere Freunde zu verteidigen haben”.

Über sich selbst sagt Köfer, er versuche “sehr ehrlich” zu sein, “weil man irgendwann mit der Wahrheit konfrontiert wird”. Und: “Ich bringe sicher eine gewisse Form von Mut mit.” Das bringe ihn dazu, Dinge umzusetzen, die andere gar nicht in Erwägung ziehen – etwa in der Causa Handymast. “Mein Gefühl für Recht und Unrecht ist bis heute nicht wirklich getrübt worden.”

>>>Hier geht es zum Special der Landtagswahl in Kärnten

APA/Red.

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